
Das Multiple Myelom
Das Multiple Myelom ist eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks. Es kann sich aus einer monoklonalen Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) entwickeln. Im Jahr 2018 erkrankten laut dem Robert Koch-Institut 2.810 Frauen und 3.540 Männer neu an dieser Krebsart, wobei meist ältere Personen betroffen sind. Die 5-Jahres-Überlebensrate ist niedrig, sie liegt bei 54% für Frauen und bei 56% für Männer. Oftmals sind die Symptome unspezifisch. Betroffene klagen etwa über Knochenschmerzen, Gewichtsverlust und Infektneigungen.
Die Erkrankung wird meist medikamentös behandelt. Es kann eine Hochdosischemotherapie mit nachfolgender autologer oder allogener Stammzelltherapie zum Einsatz kommen. Können Patient*innen aufgrund eines schlechten Allgemeinzustandes keine Therapie mit Stammzellen erhalten, stehen ihnen Kombinationstherapien mit verschiedenen Wirkstoffen zur Verfügung, wie etwa Proteasomeninhibitoren und molekulare Antikörper. Auch eine Strahlentherapie, beispielsweise zur Schmerzbehandlung oder zur Verhinderung von Knochenbrüchen, ist möglich.
Die seit der Jahrtausendwende verbesserten Behandlungsmöglichkeiten erhöhen auch die Anforderungen an die Diagnostik, welche dabei hilft durch eine frühzeitige Entdeckung einer behandlungsbedürftigen Neuerkrankung oder eines Rezidivs weitere Organkomplikationen durch das Multiple Myelom zu vermeiden.
Neue S3-Leitlinie
Das Leitlinienprogramm Onkologie hat unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) e.V. und unter Mitwirkung von 24 Fachgesellschaften und Organisationen die S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patient*innen mit monoklonaler Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) und für Betroffene mit Multiplem Myelom herausgegeben [1, 2].
Das Ziel ist es, evidenzbasierte Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und daraus Standards für die Diagnostik und Therapie von Betroffenen mit MGUS oder Multiplem Myelom in Deutschland zu etablieren. „Mit der S3-Leitlinie soll […] die fachübergreifende Betreuung, etwa durch Schmerztherapie, körperliches Training oder Rehabilitationsmaßnahmen, verbessert werden“, erläuterte Leitlinienkoordinator Prof. Christof Scheid vom Universitätsklinikum Köln in einer Pressemeldung [3].
Die Leitlinie gilt für erwachsene Patienten mit einer MGUS oder einem Multiplen Myelom, die direkt durch eine optimierte Versorgung profitieren werden, insbesondere jene Patienten, die außerhalb von klinischen Studien therapiert werden.
Die Empfehlungen der Leitlinie richten sich an Ärzte und Angehörige anderer Gesundheitsberufe, die Personen mit MGUS oder Multiplem Myelom behandeln oder sie im Rahmen der Nachsorge langfristig betreuen. Hierzu gehören Onkologen, Hämatologen, Pathologen, Strahlentherapeuten, Radiologen, Nuklearmediziner, Radioonkologen, Psychoonkologen, Internisten und Pflegekräfte.
Inhalte der neuen S3-Leitlinie
Die Leitlinie deckt folgende Themenbereiche ab:
- Epidemiologie
- Versorgungsstrukturen
- Klassifikation und Stadieneinteilung
- Untersuchungsverfahren zur Diagnosesicherung
- Abschätzung des Therapieansprechen
- Verlaufsdiagnostik
- Rezidivdiagnostik
- Alter und Komorbidität
- Komplikationen
- Zeitpunkt und Wahl der Erstlinientherapie
- Wahl der Rezidivtherapie
- Supportivtherapie, Psychoonkologie und Palliativmedizin
- Rehabilitation
- Survivorship
- Qualitätsindikatoren