Sport unterstützt Rückkehr in Beruf nach Krebserkrankung

Körperliche Aktivität ist nicht nur während einer Krebserkrankung, sondern auch danach förderlich. Den Effekt von Art, Dauer und Ausmaß der sportlichen Betätigung auf die Rückkehr an den Arbeitsplatz nach einer Krebserkrankung untersuchte eine französische Studie.

Aktive Senioren

Hintergrund

Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben sich die Überlebensraten von Krebspatienten dank verbesserter Früherkennungsmaßnahmen und Therapien deutlich verbessert. Viele Menschen, die eine Krebserkrankung überlebt haben, leiden dennoch unter den Langzeitfolgen wie krebsassoziierte Fatigue, Schmerzen, Angst und Depressionen. Dies physischen und psychischen Effekte können persistieren und neben der Lebensqualität auch die Rückkehr an den Arbeitsplatz beeinträchtigen.

Etwa 26-53% der Krebspatienten sind laut einer Erhebung aus dem Jahr 2011 von einem Verlust ihres Arbeitsplatzes betroffen und die Wiedereingliederung am Arbeitsplatz gelingt nicht [1]. Dabei sind die meisten Personen motiviert, ihre Arbeit nach der Erkrankung wiederaufzunehmen. Die berufliche Rehabilitation ist neben der finanziellen Absicherung vor allem mit der Rückkehr in das Leben vor der Erkrankung und einem verbesserten Selbstwertgefühl assoziiert.

Damit der Wiedereinstieg in den Beruf gelingen kann, ist es bedeutsam die oben genannten Langzeitfolgen zu adressieren. Hierbei kann gezielte körperliche Aktivität unterstützen. Bekanntlich wirkt sich körperliche Aktivität bei vielen Erkrankungen positiv aus und eine zunehmende Anzahl an Studien belegt dies: die Progression bei Parkinson wird verlangsamt, das körperliche Wohlbefinden bei Multipler Sklerose gesteigert. Bereits während einer Krebserkrankung hilft eine personalisierte Bewegungstherapie und verschiedene Initiativen fördern dies. Auch die Evidenz für den positiven Effekt von körperlicher Bewegung nach der Krebserkrankung wächst. Dabei sind allerdings differenziertere Daten zur Art des Bewegungsprogrammes, zur Dauer und Intensität im Zusammenhang mit der Wirksamkeit noch unzureichend untersucht.

Zielsetzung

Ein Team um Têtê Norbert Wilson von der Université d’Angers, Frankreich, untersuchte die Wirksamkeit körperlicher Aktivität in Hinblick auf die Rückkehr an den Arbeitsplatz bei Personen nach einer Krebserkrankung im Vergleich zur Standardversorgung. Außerdem untersuchten die Forscher das Ausmaß der körperlichen Aktivität, um den gewünschten Effekt zu erreichen. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Journal of Occupational Rehabilitation“ publiziert [2].

Methodik

Die Studie war als systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse angelegt, unter Berücksichtigung der PRISMA (Preferred Reporting Items for Systematic reviews and Meta-Analyses)-Leitlinien. Die Orientierung an PRISMA gewährleistet eine qualitative hochwertige Durchführung der Studie. Zur Identifikation geeigneter Studien durchsuchten die Forscher sechs elektronische Datenbanken: PubMed, Embase, Web of Science, CENTRAL, PsycINFO und Scopus. Daneben scannte das Team um Wilson auch sogenannte graue Literatur (Kongressberichte und akademische Schriften, die nicht dem kommerziellen Verlagswesen angehören) und die Webseiten von Gesundheitsorganisationen. Zwei der Autoren führten unabhängig voneinander Screening, Auswahl und Datenextraktion durch. Als Effektschätzer wurde das relative Risiko (RR) mit einem Random Effects-Modell berechnet.

Ergebnisse

In der Studie wurden insgesamt 2.655 Berichte identifiziert, wovon acht Interventionsstudien waren. Die Teilnehmerzahl bewegte sich zwischen 41 und 240 und insgesamt wurden 1.087 Teilnehmer mit einem Alter zwischen 18 und 75 Jahren in die Analyse inkludiert. Im Vergleich zum Standard zeigte sich die körperliche Aktivität mit einem signifikant positiven Effekt auf die Rückkehr in den Beruf bei Patienten nach einer Krebserkrankung. Dies zeigte sich in einem gepoolten RR von 1,29 (95% Konfidenzintervall [CI] 1,17-1,42). Die Intensität der körperlichen Aktivität wurde mithilfe des metabolischen Äquivalents (Metabolic Equivalent for Task, MET) erfasst. Hierbei wird der Anstieg des Ruheumsatz des Körpers je nach körperlicher Aktivität abgebildet.

Körperliche Aktivitäten (Aerobic und Ausdauertraining) mit einer MET zwischen 7,6 und 15 METs.h/Woche à 50-60 Minuten pro Session zweimal wöchentlich führten dazu, dass die Teilnehmer wesentlich häufiger ins Berufsleben zurückkehrten. Diese MET-Werte stehen für eine moderate bis starke körperliche Aktivität.

Fazit

Die Studienergebnisse zeigen, dass körperliche Aktivität die Rückkehr an den Arbeitsplatz nach einer Krebserkrankung positiv unterstützt. Im Zuge der Datenanalyse stellten die Autoren fest, dass die Studien teils sehr heterogen waren. Daraus leiteten sie differenzierte Empfehlungen für zukünftige Studien ab, unter anderem eine über die MET zu erfassende und genau definierte körperliche Aktivität, um den Effekt der jeweiligen Intervention verlässlich bestimmen zu können.

Quelle:
  1. Mehnert (2011): Employment and work-related issues in cancer survivors. Critical Reviews in Oncology/Hematology, DOI: https://doi.org/10.1016/j.critrevonc.2010.01.004
  2. Wilson et al. (2022): Effectiveness of Physical Activity Interventions on Return to Work After a Cancer Diagnosis: A Systematic Review and Meta‑analysis. Journal of Occupational Rehabilitation, DOI: https://doi.org/10.1007/s10926-022-10052-9

 

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