Milderer Verlauf akuter Diarrhö bei Kindern durch Probiotika

Eine Metaanalyse bestätigt die Verkürzung der Krankheitsdauer einer akuten Diarrhö bei Kindern durch Probiotika. Die Ergebnisse deuten zudem auf einen milderen Krankheitsverlauf durch die Gabe der Präparate hin.

Kind mit Diarrhoe

Die akute Diarrhö zählt neben den Atemwegsinfekten zu den häufigsten Krankheiten bei Kindern. Sie zeichnet sich durch eine erhöhte Stuhlfrequenz und veränderte Stuhlkonsistenz aus. Begleitende Symptome können Fieber, Erbrechen sowie Störungen im Elektrolyt- und pH-Haushalt sein. Die Auslöser sind vielfältig. Häufig sind Viren (v.a. Rotavirus) und Bakterien (z.B. E. coli, Salmonellen, Staphylococcus aureus) der Grund, aber auch ein übermäßiger Gebrauch von Antibiotika, Allergien, ungeeignete Nahrung, schlechte Luftqualität und klimatische Faktoren können eine Diarrhö verursachen.

Probiotika verkürzen Krankheitsdauer

Eine unbehandelte akute Diarrhö kann bei Kindern zu starker Dehydrierung und schwerwiegenden Folgen wie dem hämolytisch-urämischem Syndrom, Guillain-Barre-Syndrom, Unterernährung und Dysplasie führen und letztlich lebensbedrohlich sein.

Zudem kann bei Kindern mit Diarrhö die Darmflora gestört sein, dies wurde insbesondere bei Infektionen mit Rotaviren beobachtet. Probiotika stellen eine Therapieoption zur Verkürzung der Erkrankungsdauer und Reduktion der Stuhlfrequenz dar. Sie enthalten diverse Mikroorganismen, die die natürliche Darmflora unterstützen und wieder aufbauen.

Es wurden bereits einige Studien zur Wirksamkeit von Probiotika bei akuter Diarrhö durchgeführt. Sie waren allerdings häufig von geringer Qualität. Eine aktuelle Metaanalyse konnte den Effekt von Probiotika bei akuter Diarrhö nun mit zwölf qualitativ hochwertigen randomisiert kontrollierten Studien (RCTs) nachweisen.

Methodik

Es wurden die Datenbanken Medline, Embase, PubMed und die Cochrane Library sowie ClinicalTrials.gov nach mono- oder multizentrischen RCTs des Zeitraums Januar 2010 bis September 2020 durchsucht. Es wurden nur solche Studien eingeschlossen, die eine Interventions- und eine Kontrollgruppe umfassten und deren Teilnehmende alle eine grundlegende unterstützende Behandlung erhielten, wie z. B. orale Rehydratationslösung und Zinkergänzung. Die Interventionsgruppe musste zusätzlich probiotische Zusätze erhalten haben, einschließlich einzelner Probiotika oder kombinierter Probiotika und Synbiotika.

Die Teilnehmenden mussten Kinder in einem Alter von über sechs Monaten und unter zehn Jahren mit akuter Diarrhö sein. Eine Durchfallerkrankung war definiert als dünner werdende Stuhlkonsistenz und mehr als drei wässrige Stühle innerhalb von 24 Stunden, die Krankheitsdauer musste mindestens drei Tage betragen. Ausgeschlossen wurden Kinder mit Unterernährung, blutigem Stuhl, Meningitis, Sepsis oder Lungenentzündung sowie Kinder, deren Durchfall durch die Einnahme von Antibiotika verursacht wurde oder die Antibiotika als primäre Behandlung verwendet hatten.

Als Ergebnisindikatoren wurden die Dauer des Durchfalls, die 2-Tage-Wirksamkeitsrate der Therapie sowie die Dauer des Krankenhausaufenthalts untersucht.

Ergebnisse

Es wurden die Daten aus zwölft RCTs mit insgesamt 744 Patienten in die Metaanalyse eingeschlossen. Drei Studien nutzen kombinierte Probiotika (2 bis 5 Spezies), die übrigen Probiotika mit einzelnen Spezies wie Lactobacillus reuteri, Lactobacillus rhamnosus, Lactobacillus casei, Saccharomyces cerevisiae oder Lactobacillus acidophilus. Die Qualität der Studien wurde anhand des „Cochrane Handbook for Systematic Reviews of Interventions“ bewertet und in der vorliegenden Analyse als exzellent klassifiziert.

Krankheitsdauer

Die Dauer des Durchfalls war insgesamt in der Probiotikagruppe kürzer als in der Kontrollgruppe (Standardmittelwertdifferenz [SMD] -0,74, 95%-Konfidenzintervall [KI] -1,11 bis -0,37, Z=-3,935, p=0,000). Eine der Studien zeigte jedoch keinen Effekt im Vergleich zur Basistherapie.

In den Untergruppen deutete sich ein besserer Behandlungseffekt bezogen auf die Krankheitsdauer bei kombinierten Probiotika im Vergleich zu einzelnen Mikroorganismen an (SMD -0,84, 95%-KI -1,65 bis -0,04, Z=-2,059, p=0,040 vs. SMD -0,69, 95%-KI: -1,17 bis -0,220, Z=-2,867, p=0,006).

Beim Vergleich der einzelnen Probiotika gegeneinander, fanden sich Hinweise, dass der Behandlungseffekt von L. rhamnosus (SMD -0,43, 95%-KI -1,10 bis 0,25, Z=-1,244, p=0,213) und L. acidophilus (SMD 0, 95%-KI -0,23 bis 0,23, Z=0,000, p=1,000) statistisch nicht signifikant war, während der Behandlungseffekt von L. reuteri (SMD -0,58, 95%-KI -0,96 bis -0,20, Z=-2,995, p=0,003), und S. boulardii (SMD -1,28, 95%-KI -2,58 bis -0,01, Z=-3,108, p=0,002) statistisch signifikant war.

2-Tage-Wirksamkeit und Krankenhausaufenthalt

Sechs der zwölf Studien untersuchten die Veränderungen der akuten Diarrhö nach zwei Tagen. Dabei war die 2-Tage-Wirksamkeitsrate in der Probiotikagruppe größer als in der Kontrollgruppe (Odds Ratio [OR] 2,12, 95%-KI 1,47 bis 3,05, Z=3,998, p=0,000).

Die Dauer des Krankenhausaufenthalts wurde in vier Studien untersucht. Sie war in der Probiotikagruppe kürzer als in der Kontrollgruppe (SMD -0,60, 95%-KI -0,74 bis -0,47, Z=-8,781, p=0,000).

Heterogenität der Studien

Bei den Endpunkten war die Heterogenität der Studien deutlich (I2=93,4%, p=0,000 bzw. I2=46,6%, p=0,096 bzw. I2=91,1%, p=0,000). Daher wurde bei der Analyse ein Modell mit zufälligen Effekten verwendet. Eine Analyse der Untergruppen zeigte, dass die jeweilige Region, in der die Studien durchgeführt wurden, sowie die Art des verwendeten Probiotikums vermutlich nicht mit dieser Heterogenität zusammenhängen. Der durchgeführte Funnel Plot deutete auf einen möglichen Publikations-Bias bei der 2-Tages-Wirksamkeit hin.

Nicht analysierte Indikatoren

Aufgrund von Dateninkonsistenz wurden einige Ergebnisindikatoren nicht in die endgültige Analyse aufgenommen, z. B. die Stuhlhäufigkeit nach der Intervention, charakteristische Stuhlwerte (aufgrund unterschiedlicher Bewertungsmethoden in den Studien), virale Clearance-Raten, Veränderungen des IgA-Gehalts im Serum, Dauer des Erbrechens, Dauer des Fiebers und Rezidivrate.

Fazit

Die Ergebnisse der Metaanalyse bestätigten, dass Probiotika die Krankheitsdauer bei Kindern mit akuter Diarrhö verkürzen können. Sie deuten außerdem darauf hin, dass Kombinationspräparate insbesondere mit L. reuteri und S. boulardii zu bevorzugen sind. Allerdings sind hierzu weitere randomisierte kontrollierte Studien mit größerem Stichprobenumfang zur Überprüfung notwendig.

Eine neue Erkenntnis ist laut der Studienautoren, dass der Schweregrad der Diarrhö bei Patienten, die Probiotika erhalten, bereits zwei Tage nach der Behandlung signifikant reduziert wird.

Aufgrund möglicher Publikations-Bias seien weitere hochwertige RCTs nötig, die die Ergebnisse der vorliegenden Metaanalyse bestätigen. Außerdem sollten die Verbesserung der Symptome von Bauchschmerzen nach der Einnahme von Probiotika genauer untersucht werden, um die Rolle von Probiotika bei der Verringerung von Schmerzen bei Kindern weiter zu klären.

Autor:
Stand:
18.07.2022
Quelle:

Huang R, Xing HY, Liu HJ, Chen ZF, Tang BB. Efficacy of probiotics in the treatment of acute diarrhea in children: a systematic review and meta-analysis of clinical trials. Transl Pediatr. 2021 Dec;10(12):3248-3260. DOI: 10.21037/tp-21-511

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