Mehr psychische Belastungen bei Kindern während der Covid-19-Pandemie

Die Mehrzahl der bis zur zweiten Pandemiewelle durchgeführten Studien zeigte eine relevante Verschlechterung des Wohlbefindens und der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, berichtet das Robert Koch-Institut.

Kind Probleme

Während der Corona-Pandemie haben psychische Belastungen und Symptome bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland deutlich zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommen WissenschaftlerInnen des Robert Koch-Instituts (RKI) in einem Rapid Review von 39 Studien.

Die Ergebnisse wurden im Journal of Health Monitoring publiziert. Demnach zeigte der überwiegende Teil der bis zur zweiten Pandemiewelle durchgeführten Studien „eine relevante Verschlechterung des Wohlbefindens und der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“, so die StudienautorInnen [1].

Belastungserleben und eingeschränkte Lebensqualität

In der Anfangsphase der Pandemie litten erheblich mehr Kinder und Jugendliche unter psychischen Beschwerden als im vorpandemischen Zeitraum. Dazu gehörten:

  • eingeschränkte Lebensqualität
  • verringerte Lebenszufriedenheit
  • reduzierte allgemeine subjektive Gesundheit
  • Zunahme unterschiedlicher Formen des Belastungserlebens
  • Anstieg allgemeiner psychopathologischer Symptome
  • Beschwerdezunahme spezifischer psychischer Störungen

Das galt für beide Geschlechter sowie für unterschiedliche Altersgruppen.

Verdopplung psychischer Auffälligkeiten

Die mit standardisierten und validierten Instrumenten erhobenen Prävalenzen allgemeiner psychischer Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen lagen bei circa 30%. Das entspricht in etwa einer Verdopplung gegenüber dem vorpandemischen Zeitraum. Die psychischen Belastungen variierten mit den Pandemiewellen und den jeweils assoziierten Coronamaßnahmen. In den Jahren vor der Pandemie ging die Häufigkeit psychischer Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen eher zurück, heißt es in dem Übersichtsartikel.

Erhöhtes psychisches Risiko mit zunehmender Belastungsdauer

Verglichen mit Erwachsenen reagierten Kinder und Jugendliche sensibler auf die „zum Teil drastischen Veränderungen“ während der Corona-Pandemie und hätten sich als „vulnerabler“ erwiesen, so die Forschenden.

Ein akutes psychisches Belastungserleben sei zunächst einmal eine normale Reaktion auf eine außergewöhnliche Krisenlage wie die Covid-19-Pandemie, erklären die StudienautorInnen. Das bedeute nicht, dass sich eine daraus resultierende manifeste psychische Erkrankung entwickeln muss. Dennoch „erhöht sich das Risiko der Entwicklung einer psychischen Störung in dem Maß, in dem Belastungs- und Überforderungssituationen andauern“, sagen die ExpertInnen.

Insbesondere vor dem Hintergrund langfristiger ungünstiger Auswirkungen psychischer Auffälligkeiten und Störungen bei Kindern und Jugendlichen rät das RKI-Team zu Präventionsmaßnahmen langfristiger psychischer und körperlicher Gesundheitsstörungen sowie zur Förderung der psychischen Gesundheit.

Weitere Studien erforderlich

Insgesamt mangelt es an Studien zur psychischen Kindergesundheit während der Pandemie. Zudem wiesen viele der vorhandenen Untersuchungen in irgendeiner Form bedeutende Einschränkungen auf. Ein Manko wäre beispielsweise, dass Risikogruppen sich bislang nur eingeschränkt identifizieren ließen. Da sich die Folgen psychischer Belastungen oft erst später zeigen, plädieren die AutorInnen für regelmäßig durchgeführte Trend- und Kohortenstudien, die die psychische Gesundheit von Kindern im weiteren Verlauf der Pandemie und darüber hinaus beobachten.

Autor:
Stand:
07.02.2023
Quelle:
  1. Robert Koch-Institut (RKI), Veränderungen der psychischen Gesundheit in der Kinder- und Jugendbevölkerung in Deutschland während der COVID-19-Pandemie – Ergebnisse eines Rapid Reviews. Journal of Health Monitoring, DOI: 10.25646/10760.
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