Asthma/COPD: Hausbesuche fördern die Adhärenz

Multidisziplinäre Teams besuchten non-adhärente Patienten mit Asthma oder COPD zu Hause, wo sie sie persönlich schulten und berieten. Danach verhielten sich die Patienten signifikant adhärenter, mussten seltener in die Notaufnahme kommen oder hospitalisiert werden.

Asthma Medikation

Hintergrund

Als Non-Adhärenz oder Non-Compliance bezeichnet man die Weigerung oder die Unfähigkeit des Patienten den ärztlichen Handlungsanweisungen zu folgen. Non-Adhärenz ist bei allen chronischen Krankheiten zu beobachten. Gründe für die Non-Adhärenz sich vielfältig: Psychische Faktoren wie Ängstlichkeit oder Depressionen, fehlendes Vertrauen in die Medizin im Allgemeinen oder die behandelnden Ärzte, soziökonomischer Status und Sprachbarrieren sind nur einige davon.

Non-Adhärenz bei ASTHMA und COPD

Besonders ausgeprägt scheint die Non-Adhärenz bei Patienten zu sein, die aufgrund eines schweren Asthmas oder einer COPD täglich Medikamente inhalieren sollten. Bei diesen Patienten kann die Ursache für eine Non-Adhärenz auch darin liegen, dass die Patienten bei der Handhabung der Inhaliergeräte unsicher sind und diese nicht korrekt anwenden oder aufgrund der Schwierigkeiten gar nicht mehr nutzen. Die Non-Adhärenz bei Asthma und COPD kann zu eigentlich vermeidbaren Exazerbationen und Besuchen in der Notaufnahme führen.

Überzeugungsarbeit

Am Krankenhaus der Universität von Kalifornien San Francisco in Fresno wurde 2013 ein sehr erfolgreiches Programm zur Verbesserung des Managements chronischer Lungenerkrankungen eingeführt. Bei adhärenten Teilnehmern kam es zu signifikant weniger Besuchen in der Notaufnahme und Hospitalisierungen. Eine Untergruppe der Patienten (10-15%) kam jedoch weder regelmäßig in die Sprechstunden noch nutzte sie ihre Inhaliergeräte. Diese Gruppe frequentierte die Notaufnahme weiterhin ohne Veränderung. Es entstand die Idee, dass möglicherweise ein Hausbesuch bei diesen Patienten die Adhärenz fördern und somit auch deren Krankheitsverlauf verbessern könnte.

Zielsetzung

Die Studie sollte zeigen, ob ein einzelner Hausbesuch die Adhärenz von bis dato non-adhärenten Patienten mit schwerem Asthma oder COPD verbessern kann.

Methoden

Die prospektive Beobachtungsstudie wurde mit non-adhärenten Patienten des Krankenhauses in Fresno durchgeführt, die in einem ambulanten Management Programm für chronische Lungenerkrankungen eingeschrieben waren. Aufgrund der Einschreibung in das Programm waren für alle Studienteilnehmer Baseline-Daten verfügbar. Als non-adhärent wurden Patienten eingestuft, die drei aufeinanderfolgende Termine im Rahmen des Programms trotz telefonischer Erinnerung und der Intervention von Sozialarbeitern nicht wahrnahmen.

Hausbesuche

Das Team, das die Patienten zu Hause besuchte, bestand aus einer Pflegekraft, einem Atemwegstherapeuten und Sozialarbeitern. Die Teams nahmen den medizinischen Vorbericht des Patienten mit besonderem Fokus auf den Medikamentengebrauch auf. Vor Ort wurde eine Spirometrie durchgeführt. Mögliche Auslöser für Exazerbationen im Umfeld des Patienten wurden gezielt gesucht. Der Patient erhielt eine umfassende medizinische Schulung zu seiner Erkrankung. Die Sozialarbeiter prüften, ob andere Faktoren die Adhärenz des Patienten beeinträchtigten, wie beispielsweise Transportprobleme, die den Patienten an der Wahrnehmung von Terminen hinderten.  Mit allen Patienten, die zu Hause angetroffen worden waren, wurden Follow-up-Termine ausgemacht. Patienten, zu denen kein Kontakt aufgenommen werden konnte, blieben eingeschrieben.

Ergebnisse

Die Teams versuchten insgesamt 60 non-adhärente Patienten zu Hause zu besuchen. Hiervon wurden 36 Patienten (61% weiblich) im mittleren Alter von 60 Jahren zu Hause angetroffen. Alle Patienten berichteten von Symptomen und dem Gebrauch von Rescue-Medikamenten. Nach dem Hausbesuch (HB) verbesserte sich die Adhärenz hinsichtlich der inhalativen Erhaltungstherapie signifikant von 17% (6/36) auf 53% (19/36). Im Vergleich zum Vorjahr kam es nach dem HB zu einem signifikanten Anstieg der Besuche in der Sprechstunde (87 Besuche im Vorjahr vs. 145 Besuche nach dem HB). Gleichzeitig gingen die Besuche in der Notaufnahme nach dem HB signifikant zurück (76 Vorjahr vs. 34 nach dem HB). Auch die Einweisungen ins Krankenhaus nahmen von 39 im Vorjahr auf 24 nach dem HB ab. Bei den Patienten, die nicht besucht werden konnten, verschlechterte sich die Adhärenz tendenziell noch.

Fazit

Die Autoren schließen aus ihren Ergebnissen, dass ein bereits einzelner Hausbesuch durch ein multidisziplinäres Team bei non-adhärenten Patienten die Adhärenz verbessert und dadurch die Inanspruchnahme von kostenintensiver medizinscher Versorgung in der Notaufnahme oder durch Hospitalisierungen verringert.

Autor:
Stand:
12.08.2021
Quelle:

A single home visit improves adherence and reduces healthcare utilization in patients with frequent exacerbations of Severe Asthma and COPD. Respiratory MedicineX: DOI: 10.1016/j.yrmex.2021.100026

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