Pegyliertes Lambda-Interferon halbiert Hospitalisierungsrate bei Covid-19

In einer randomisierten Phase-III-Studie mit knapp 2.000 Patienten halbierte eine einmalige subkutane Dosis an pegyliertem Interferon lambda die Hospitalisierungsrate von Risikopatienten in der Frühphase von Covid-19. Überdies wurde das Lambda-Interferon erstaunlich gut vertragen.

Corona Impfstoff-Forschung

Interferone im angeborenen Immunsystems bilden die erste Abwehrfront gegen Virusinfektionen. Eine Interferontherapie kann die Immunabwehr gegen eingedrungene Viren stärken – war allerdings bislang mit mannigfaltigen Nebenwirkungen assoziiert. Das biopharmazeutische Unternehmen Eiger BioPharmaceuticals aus Palo Alto in Kalifornien hat ein pegyliertes λ-Interferon entwickelt, das länger wirksam und besser verträglich zu sein scheint als die bisher üblichen α-Interferone. Eine aktuell im „New England Journal of Medicine“ (NEJM) publizierte Studie attestierte dem Lambda-Interferon eine erstaunlich gute Wirksamkeit bei der Behandlung von Risikopatienten mit Covid-19 [1].

Mehr als 900 Risikopersonen mit pegyliertem λ-Interferon behandelt

Ein Team um Dr. Gilmar Reis von der McMaster University in Hamilton/Ontario, Kanada, untersuchte in der randomisierten, placebokontrollierten Phase-III-Studie „TOGETHER“ insgesamt 1.949 an Covid-19 erkrankte PatientInnen, die mindestens einen Risikofaktor für einen schweren Krankheitsverlauf aufwiesen. 931 von ihnen wurden mit einer einmaligen subkutanen Dosis an pegyliertem λ-Interferon behandelt. Die Kontrollgruppe mit 1.018 Patienten erhielt eine Placebo-Injektion. Zu den Risikofaktoren zählten unter anderem ein Alter von über 50 Jahren (38,6%), Adipositas (36,9%) oder eine arterielle Hypertonie (29,8%).

Teilnahmevoraussetzung war eine nachgewiesene symptomatische SARS-CoV-2-Infektion, deren Beginn maximal sieben Tage zurückliegen durfte; 59,4% der TeilnehmerInnen wurden innerhalb von drei Tagen behandelt. 84% TeilnehmerInnen waren bereits gegen Covid-19 geimpft, 49,3% davon mit zwei Dosen.

Endpunkte der Studie

Die Studienphase erstreckte sich über mehrere Wellen der Pandemie, in denen die Varianten Alpha/Gamma, Delta und Omikron (BA.1) dominierten. Primärer kombinierter Endpunkt war eine Klinikeinweisung oder eine Behandlung in einer Notaufnahme von mehr als sechs Stunden.

Zu den sekundären Endpunkten zählten der Abbau der Viruslast, die Zeit bis zur Klinikeinweisung, die Tage im Krankenhaus und am Beatmungsgerät sowie unerwünschte Ereignisse und die Covid-19-bedingte Sterblichkeit.

Risiko von Klinikaufenthalten oder Besuchen in der Notaufnahme halbiert

In der Interferon-Gruppe trat ein primäres Ereignis bei 25 der 931 PatientInnen (2,7%) auf, im Kontrollarm bei 57 der 1.018 ProbandInnen (5,6%). Somit verringerte die λ-Interferon-Behandlung das Risiko von Krankenhausaufenthalten oder Besuchen in der Notaufnahme um 51% (RR 0,49; 95%-Kredibilitätsintervall nach Bayes 0,30–0,76).

Der Behandlungseffekt war bei Patienten, die innerhalb von drei Tagen nach Auftreten der Symptome behandelt wurden, stärker ausgeprägt.

Wirksamkeit unabhängig vom Impfstatus

Die positiven Auswirkungen waren sowohl bei geimpften als auch bei ungeimpften Personen erkennbar. Signifikante Unterschiede für die verschiedenen SARS-CoV-2-Varianten wurden nicht beobachtet, obschon der Nutzen während der Omikron-Welle ausgeprägter war als nach einer Infektion mit einer Delta- oder Alpha-/Gamma-Variante.

Vorteile auch in den sekundären Endpunkten konsistent

Die Vorteile von pegyliertem λ-Interferon waren auch in den sekundären Endpunkten konsistent, einschließlich der Zeit bis zur Hospitalisierung aufgrund von Covid-19 (HR 0,57; 95%-Kredibilitätsintervall 0,33–0,95) sowie einem Covid-19-bedingten Klinikaufenthalt oder Tod (HR 0,59; 95%-Kredibilitätsintervall 0,35–0,97). Außerdem wiesen die mit Interferon behandelten PatientInnen, die zu Studienbeginn eine hohe Viruslast hatten, an Tag 7 eine niedrigere Viruslast auf als diejenigen aus der Placebo-Gruppe.

Gute Verträglichkeit

Das pegylierte Interferon lambda wurde im Vergleich zu anderen Interferon-Präparaten erstaunlich gut vertragen. Laut Studie war die Inzidenz unerwünschter Ereignisse in beiden Gruppen ähnlich.

Zulassung unwahrscheinlich

Die Studiendaten würden das Potenzial von pegyliertem Interferon lambda für Patienten mit Covid-19 belegen. Zudem könnte das λ-Interferon auch für die Behandlung von anderen Erkrankungen interessant sein, sagte David Apelian, Interim-CEO von Eiger, in einer Pressemitteilung [2].

Von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde (Food and Drug Administration [FDA]) ist dennoch keine Notfallgenehmigung (EUA) zur Behandlung von Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Covid-19 zu erwarten. Das geht aus einer Mitteilung an Investoren von Eiger Biopharmaceuticals hervor. Nachdem die FDA Bedenken hinsichtlich der Durchführung der TOGETHER-Studie geäußert hatte, verzichtet das Unternehmen auf einen Antrag auf Erteilung einer EUA [3].

Laut einer in der „New York Times“ zitierten Vermutung von Eiger BioPharmaceuticals sieht die US-amerikanische Arzneimittelbehörde wohl darin ein Problem, dass an der TOGETHER-Studie keine klinischen Einrichtungen aus den USA, sondern nur Standorte in Brasilien und Kanada beteiligt gewesen waren [4].

Autor:
Stand:
13.02.2023
Quelle:
  1. Reis, G. et al. (2023): Early Treatment with Pegylated Interferon Lambda for Covid-19. New England Journal of Medicine, DOI: 10.1056/NEJMoa2209760.
  2. Eiger BioPharmaceuticals, Pressemitteilung, 08. Februar 2023.
  3. Eiger BioPharmaceuticals, Pressemitteilung, 05. Oktober 2022.
  4. New York Times, Artikel, 08. Februar 2023.
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