
Hintergrund
Weltweit sind zwischen 8-12 % der schwangeren Frauen von Asthma betroffen. Die Veränderungen von Asthma Symptomen variieren von Frau zu Frau und sind unvorhersehbar. Bis zu 45 % der schwangeren Asthma-Patientinnen erleiden während der Schwangerschaft eine Exazerbation des Asthmas, die einer medizinischen Intervention bedarf. Sowohl unkontrolliertes Asthma als auch Asthma Exazerbationen sind mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen im perinatalen Zeitraum verbunden. Darüber hinaus wurden Assoziationen zwischen einer schlechten respiratorischen Gesundheit (inklusive Asthma) der Kinder und Exazerbationen des Asthmas während der Schwangerschaft der Mutter festgestellt [1].
Studienlage hinsichtlich des Exazerbationsrisikos
Während einige Studien ein erhöhtes Alter der asthmakranken Mütter, Rauchen und Adipositas als Risikofaktoren für Exazerbationen des Asthmas in der Schwangerschaft identifizierten, waren es in anderen Studien vor allem krankheitsassoziierte Risikofaktoren wie beispielsweise die Schwere des Asthmas oder die Lungenfunktion der schwangeren Patientinnen. In einigen Studien konnten keine Risikofaktoren nachgewiesen werden.
Meta-Analyse zur Identifikation von Risikofaktoren
Bislang fehlte eine umfassende Meta-Analyse der verfügbaren Studiendaten. Diese haben nun Wissenschaftler um Prof. Dr. Vanessa E. Murphy von der Universität Newcastle, Australien durchgeführt, um verlässliche Informationen über die Risikofaktoren von Asthma Exazerbationen in der Schwangerschaft zu bekommen und in Zukunft gezielte Maßnahmen zur Vorbeugung der für Mutter und Kind gefährlichen Exazerbationen zu entwickeln und zu etablieren.
Methoden
Die Daten für die Meta-Analyse und den systematischen Review stammten aus Studien, die von mindestens einem Risikofaktor für Asthma Exazerbationen bei Schwangeren berichteten und zwischen 2000 und dem 24. August 2021 veröffentlicht wurden. Hierzu führten die Wissenschaftler eine Recherche in elektronischen Datenbanken mit den folgenden mit und/oder-verknüpften Stichworten bzw. Wortstämmen mit Trunkierung durch: (asthma oder wheeze) und (pregnan* oder perinat* oder obstet*) und (exacerb* oder flare up oder morbidit* oder attack*). Endpunkte waren die die mittlere Differenz der Risikofaktoren in verschiedenen Exazerbationsgruppen oder das relative Exazerbationsrisiko im Vergleich mit anderen Risikofaktoren.
Ergebnisse
Von 3337 Treffern der Datenbankrecherche wurden 35 Publikationen ausgewählt, in die insgesamt 429583 schwangere Frauen mit Asthma eingeschlossen waren. In der Metaanalyse waren folgende Faktoren mit einem erhöhten Risiko für Exazerbationen in der Schwangerschaft assoziiert:
- Höheres Alter der Mutter (mittlere Differenz 0,62; 95 % Konfidenzintervall [CI] 0,11-1,13)
- Adipositas (Relatives Risiko [RR] 1,25, 95 % CI 1,15-1,37)
- Rauchen (RR 1,35; 95 % CI 1,04-1,75)
- Schwarze Hautfarbe (RR 1,62; 95 % CI 1,52-1,73)
- Multiparität (RR 1,31; 95 % CI 1,01-1,68)
- Depression/Ängstlichkeit (RR 1,42; 95 % CI 1,27-1,59)
- Moderates- schweres Asthma versus mildes Asthma (RR 3,44; 95 % CI 2,03-5,83)
- Schweres Asthma versus mildes-moderates Asthma (RR 2,70; 95 % CI 1,85-3,95)
Fazit
Die Analyse bietet durch die Identifikation von modifizierbaren Risikofaktoren, wie Rauchen oder Depression/Ängstlichkeit, Ansatzpunkte für Interventionen zur Vorbeugung von Asthma-Exazerbationen bei Schwangeren. Bei nicht oder schwer zu modifizierenden Risikofaktoren, wie Adipositas und schwerem Asthma, empfehlen die Autoren ein engmaschiges Monitoring der Patientinnen. Ob und wie wirksam präventive Interventionen und Monitoring bei der Vermeidung von Asthma Exazerbationen bei Schwangeren sind, müssen zukünftige Studien zeigen.