Abirateron
Abirateron ist ein Steroid, welches zur Behandlung des kastrationsresistenten Prostatakarzinoms eingesetzt wird. Der Wirkstoff hemmt selektiv das Enzym CYP17A1, das für die Katalyse der Testosteron- und Estrogen-Produktion zuständig ist.
Abirateron: Übersicht

Anwendung
Abirateron (Zytiga) ist mit Prednison oder Prednisolon indiziert zur Behandlung von:
- neu diagnostizierten Hochrisiko-metastasiertem hormonsensitivem Prostatakarzinom (mHSPC) bei erwachsenen Männern in Kombination mit Androgenentzugstherapie (androgen deprivation therapy, ADT)
- metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom (mCRPC) bei erwachsenen Männern mit asymptomatischem oder mild symptomatischem Verlauf der Erkrankung nach Versagen der Androgenentzugstherapie, bei denen eine Chemotherapie noch nicht klinisch indiziert ist.
- mCRPC bei erwachsenen Männern, deren Erkrankung während oder nach einer Docetaxel-haltigen Chemotherapie progredient ist.
Wirkmechanismus
Abirateron hemmt die Aktivität des Enzyms Steroid-17α-Hydroxylase (CYP17A1). CYP17A1 wird in Hoden-, Nebennieren- und Prostatatumorgewebe stark exprimiert. Durch die Hemmung wird die Umwandlung von 17-Hydroxyprognenolon in Dehydroepiandrosteron (DHEA), welche durch CYP17A1 katalysiert wird, verhindert. Hierdurch sinken die Serumspiegel von Testosteron und anderen Androgenen.
Dosierung
Die empfohlene Dosis beträgt 1 000 mg Abirateron als tägliche Einmalgabe, die nicht zusammen mit Nahrungsmitteln eingenommen werden darf. Eine Einnahme zusammen mit Nahrungsmitteln erhöht die systemische Exposition.
Nebenwirkungen
Häufigste Nebenwirkungen unter der Anwendung von Abirateron sind:
- periphere Ödeme
- Hypokaliämie
- Hypertonie
- Harnwegsinfektion
- Anstieg der Alaninaminotransferase (ALT) und/oder Anstieg der Aspartataminotransferase (AST)
Weitere wichtige Nebenwirkungen umfassen Herzerkrankungen, Hepatotoxizität, Frakturen und allergische Alveolitis.
Kontraindikationen
Abirateron darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder schwerer Leberfunktionsstörung (Child-Pugh Klasse C) sowie innerhalb der Schwangerschaft. Zusammen mit Prednison oder Prednisolon ist Abirateron in der Kombination mit Ra-223 kontraindiziert.
Alternativen
Im fortgeschrittenen Stadium bzw. einer tumorabhängigen Lebenserwartung ≤ 10 Jahren sowie bei Fernmetastasen erfolgt in der Regel eine Hormontherapie (Androgendeprivation) bzw. eine kombinierte Hormon-Chemotherapie. Mittel der Wahl sind GnRH-Analoga wie Buserelin oder GnRH-Inhibitoren wie Abarelix. Die zusätzliche Gabe von nicht-steroidalen Antiandrogenen wie Flutamid sind zur vollständigen Androgenblockade – vor allem in der ersten Therapiewoche – möglich. Bei der kombinierten Hormon-Chemotherapie wird zusätzlich das Zytostatikum Docetaxel verabreicht.
Schreitet das Tumorwachstum trotz Androgendeprivation weiter fort, wird die Therapie mit dem Antiandrogen Abirateron oder dem Androgenrezeptorblocker Enzalutamid fortgeführt. Je nach Zustand des Patienten (fortgeschrittenes Alter, schlechter Allgemeinzustand) kann auch das sogenannte Watchful Waiting praktiziert werden. Diese Behandlung hat meist nur noch palliativen Charakter. Ziel ist, die Lebensqualität des Patienten bestmöglich zu erhalten.
Hierfür kommen beispielsweise Bisphosphonate oder RANKL-AK (Antikörper gegen den RANK-Liganden) bei ossären Metastasen zum Einsatz. Zudem erfolgt eine Symptom-orientierte Therapie wie beispielsweise eine adäquate Analgesie und chirurgische Wiederherstellung der Harnpassage.
- EMA: Fachinformation Zytiga
- Mostaghel, Elahe A. "Abiraterone in the treatment of metastatic castration-resistant prostate cancer." Cancer management and research 6 (2014): 39.
- Logothetis, Christopher J., et al. "Abiraterone acetate." Nature Reviews Drug Discovery 10.8 (2011): 573.