Escitalopram
Der Wirkstoff Escitalopram ist ein Antidepressivum aus der Klasse der Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (SSRI) und wird angewendet zur Behandlung von Depressionen, Angst-, Panik- und Zwangsstörungen. Escitalopram ist das aktive S-Enantiomer von Citalopram.
Escitalopram: Übersicht

Anwendung
Der Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitor (SSRI) Escitalopram wird angewendet zur Behandlung von:
- Episoden einer Major Depression
- Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie
- sozialer Angststörung (sozialer Phobie)
- generalisierter Angststörung
- Zwangsstörung
Anwendungsart
Der Wirkstoff Escitalopram ist in Form von Filmtabletten und als Tropfen zum Einnehmen auf dem deutschen Markt zugelassen.
Wirkmechanismus
Escitalopram gehört zur Wirkstoffgruppe der Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (SSRI). Die Wirkungen beruhen somit auf der Inhibition der Wiederaufnahme von Serotonin in die Präsynapse.
In der Folge steigt die Konzentration an Serotonin im synaptischen Spalt.

Pharmakokinetik
Resorption
Die Resorption erfolgt nahezu vollständig und unabhängig von der Nahrungsaufnahme. Nach Mehrfachgabe beträgt der Mittelwert der Zeit bis zum Auftreten der maximalen Plasmakonzentration 4 Stunden. Wie beim racemischen Citalopram ist die absolute Bioverfügbarkeit auch für Escitalopram mit nahezu 80% zu erwarten.
Verteilung
Nach oraler Gabe beträgt das scheinbare Verteilungsvolumen etwa 12 bis 26 l/kg. Die Plasmaproteinbindung liegt unter 80%.
Biotransformation
Die Verstoffwechslung von Escitalopram erfolgt in der Leber zu demethylierten und didemethylierten Metaboliten, die beide pharmakologisch aktiv sind. Der Stickstoff kann außerdem zum N-Oxid-Metaboliten oxidiert werden. Sowohl die Muttersubstanz als auch die Metaboliten werden zum Teil als Glucuronide eliminiert. Nach Mehrfachgabe betragen die Konzentrationen der Demethyl- und der Didemethyl-Metaboliten im Allgemeinen durchschnittlich 28 bis 31% bzw. < 5% der Escitalopram-Konzentration. Die Demethylierung von Escitalopram wird hauptsächlich über CYP2C19 vermittelt. Eine gewisse Beteiligung von CYP3A4 und CYP2D6 ist möglich.
Elimination
Nach Mehrfachgabe beträgt die Eliminationshalbwertszeit ca. 30 Stunden und die orale Plasmaclearance etwa 0,6 l/min. Die Hauptmetaboliten haben eine signifikant längere Halbwertszeit.
Escitalopram und seine Hauptmetaboliten werden vermutlich sowohl über die Leber als auch renal eliminiert, wobei der größte Teil der Dosis als Metaboliten über den Urin ausgeschieden wird.
Dosierung
Die übliche Dosis bei der Behandlung von Episoden einer Major Depression, der Zwangsstörung und der sozialen oder generalisierten Angststörung beträgt 10 mg Escitalopram einmal täglich.
Die empfohlene Anfangsdosis bei der Behandlung der Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie beträgt in der ersten Behandlungswoche 5 mg. Danach wird auf 10 mg täglich gesteigert.
Je nach individuellem Ansprechen des Patienten kann die Dosis auf maximal 20 mg täglich erhöht werden.
Bis zum Ansprechen auf die Behandlung sind in der Regel 2 bis 4 Wochen erforderlich. Nach Rückbildung der Symptome ist eine Behandlung über mindestens 6 Monate notwendig, um den Therapieerfolg zu sichern.
Eine Dosisanpassung ist erforderlich bei:
- Älteren Patienten (> 65 Jahre)
- Stark eingeschränkter Nierenfunktion (CLCR < 30 ml/min)
- Verringerter Verstoffwechselung über CYP2C19
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen treten vor allem in der ersten oder zweiten Behandlungswoche mit Escitalopram auf und nehmen normalerweise bei fortgesetzter Behandlung an Intensität und Häufigkeit ab.
Sehr häufige Nebenwirkungen (≥ 1/10) sind:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
Häufige Nebenwirkungen (≥ 1/100 bis < 1/10) sind:
- Verminderter Appetit, gesteigerter Appetit
- Gewichtszunahme
- Ängstlichkeit, Ruhelosigkeit, anormale Träume
- verringerte Libido
- Frauen: Anorgasmie
- Schlaflosigkeit, Schläfrigkeit, Schwindel
- Parästhesie, Tremor
- Sinusitis, Gähnen
- Diarrhö, Obstipation, Erbrechen, Mundtrockenheit
- Arthralgie, Myalgie
- Männer: Ejakulationsstörungen, Impotenz
- Müdigkeit, Fieber
Wechselwirkungen
Folgende Arzneimittel dürfen nicht zusammen mit Escitalopram angewendet werden:
- Irreversible nicht selektive MAO-Hemmer → Eine Therapie mit Escitalopram kann 14 Tage nach Therapieende eines irreversiblen MAO-Hemmers begonnen werden. Ein nicht selektiver, irreversibler MAO-Hemmer darf frühestens 7 Tage nach Absetzen von Escitalopram angewendet werden.
- Reversible, selektive MAO-A-Hemmer (Moclobemid)
- Reversible, nicht selektive MAO-Hemmer (Linezolid)
- Irreversible, selektive MAO-B-Hemmer (Selegilin). In Dosen bis zu 10 mg/Tag konnte Selegilin zusammen mit racemischem Citalopram unbedenklich angewendet werden.
- Arzneimittel, die das QT-Intervall verlängern wie z. B. Antiarrhythmika der Klasse IA und III, Antipsychotika (z. B. Phenothiazin-Derivate, Pimozid, Haloperidol), trizyklische Antidepressiva, bestimmte antimikrobielle Wirkstoffe (z. B. Sparfloxacin, Moxifloxacin, Erythromycin IV, Pentamidin, Antimalaria-Medikamente, insbesondere Halofantrin), bestimmte Antihistaminika (Astemizol, Mizolastin)
Folgende Kombinationen erfordern Vorsichtsmaßnahmen:
- Serotonerge Arzneimittel (z. B. Tramadol, Sumatriptan und andere Triptane) → Serotonin-Syndrom möglich
- Arzneimittel, die die Schwelle für Krampfanfälle herabsetzen wie z. B. Antidepressiva (Trizyklika, SSRIs), Neuroleptika (Phenothiazine, Thioxanthene und Butyrophenone), Mefloquin, Bupropion und Tramadol
- Lithium, Tryptophan → Wirkungsverstärkungen möglich
- Johanniskraut (Hypericum perforatum) → erhöhte Gefahr des Auftretens von Nebenwirkungen
- Orale Antikoagulantien → Veränderungen der Blutgerinnung möglich. Bei Patienten, die orale Antikoagulantien erhalten, müssen Gerinnungsfaktoren bei Beginn oder Beendigung einer
Escitalopram-Behandlung sorgfältig überwacht werden
- Alkohol
- Arzneimittel, die Hypokaliämie/Hypomagnesiämie verursachen → Risiko für maligne Arrhythmien wird erhöht
Folgende Arzneimittel haben Einfluss auf die Pharmakokinetik von Escitalopram:
- CYP2C19-Inhibitoren (z. B. Omeprazol, Esomeprazol, Fluconazol, Fluvoxamin, Lansoprazol, Ticlopidin, Cimetidin) → Erhöhung der Plasmakonzentrationen von Escitalopram, da der Metabolismus von Escitalopram hauptsächlich durch CYP2C19 gesteuert wird.
Folgende Arzneimittel werden durch Escitalopram pharmakokinetisch beeinflusst:
- CYP2D6-Substrate → Escitalopram ist ein Inhibitor von CYP2D6. Vorsicht ist geboten, wenn Escitalopram gemeinsam mit Arzneimitteln gegeben wird, die hauptsächlich durch dieses Enzym metabolisiert werden und eine geringe therapeutische Breite aufweisen wie z. B. Flecainid, Propafenon und Metoprolol (wenn bei Herzinsuffizienz eingesetzt) oder einige ZNS-wirksame Arzneimittel, die hauptsächlich durch CYP2D6 metabolisiert werden, z. B. Antidepressiva wie Desipramin, Clomipramin und Nortriptylin oder Neuroleptika wie Risperidon, Thioridazin und Haloperidol.
- CYP2C19-Substrate → In vitro-Studien haben gezeigt, dass Escitalopram auch ein schwacher Inhibitor von CYP2C19 sein kann. Deshalb ist bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, die durch CYP2C19 metabolisiert werden Vorsicht geboten.
Kontraindikationen
Escitalopram darf nicht angewendet werden bei:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- Behandlung mit nicht selektiven, irreversiblen Monoaminoxidase-Hemmern (MAO-Hemmern) wegen der Gefahr eines Serotonin-Syndroms
- Behandlung mit reversiblen MAO-A Hemmern (z. B. Moclobemid) oder dem reversiblen nicht selektiven MAO-Hemmer Linezolid wegen der Gefahr eines Serotonin-Syndroms
- Verlängertem QT-Intervall oder angeborenem Long-QT-Syndrom
- Anwendung von Arzneimitteln, für die bekannt ist, dass sie zu einer Verlängerung des QT-Intervalls führen
Schwangerschaft
Escitalopram sollte während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn es unbedingt notwendig ist und auch nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung.
Stillzeit
Es ist davon auszugehen, dass Escitalopram in die Muttermilch übergeht. Daher wird das Stillen während der Behandlung nicht empfohlen
Verkehrstüchtigkeit
Obwohl für Escitalopram keine Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen und der psychomotorischen Leistungsfähigkeit nachgewiesen werden konnte, kann jedes Psychopharmakon die Urteilskraft und Geschicklichkeit beeinträchtigen. Patienten sollten auf das potentielle Risiko hingewiesen werden, dass die Fähigkeit zum Führen von Fahrzeugen oder Bedienen von Maschinen beeinträchtigt sein kann.
Alternativen
Folgende SSRI sind neben Escitalopram auf dem deutschen Markt zugelassen:
Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.