Esomeprazol

Esomeprazol ist das aktivere Enantiomer des Omeprazols und gehört zur Klasse der Protonenpumpeninhibitoren (PPI). Esomeprazol blockiert die Säureproduktion des Magens, wodurch der Magen-pH-Wert erhöht wird. Esomeprazol wird u.a. bei der Therapie von Magengeschwüren und Reflux angewendet.

Esomeprazol

Anwendung

Anwendungsgebiete

  • Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD)
  • Eradikation des Helicobacter pylori in Kombination mit einer geeigneten Antibiotikabehandlung
  • Langzeitbehandlung nach intravenös induzierter Prophylaxe von erneuten Blutungen von Magengeschwüren
  • Behandlung des Zollinger-Ellison-Syndroms

Anwendungsform

Esomeprazol ist in Form von magensaftresistenten Hartkapseln sowie Tabletten und als Pulver bzw. Granulat zur Herstellung einer Infusionslösung auf dem deutschen Markt verfügbar.

Wirkmechanismus

Nach Resorption aus dem Dünndarm gelangt der Wirkstoff über das Blut in die Canaliculi der Belegzellen des Magens. Dort entsteht im sauren Milieu der aktive Metabolit, das Sulfenamid, das die H+/K+-ATPaseunter  Ausbildung einer Disulfidbrücke, irreversibel blockiert.

Nach oraler Gabe von Esomeprazol setzt die Wirkung innerhalb einer Stunde ein. Bei einer Anwendung über 5 Tage ist die durchschnittliche Säureproduktion um etwa 90 Prozent vermindert.

Während der Behandlung mit sekretionshemmenden Arzneimitteln steigt das Serumgastrin als Reaktion auf die verminderte Säuresekretion an. CgA steigt aufgrund der erniedrigten gastrischen Azidität ebenfalls an. Die erhöhten CgA-Spiegel können Untersuchungen auf neuroendokrine Tumoren beeinflussen.

Pharmakokinetik

  • Der Wirkstoff Esomeprazol ist säurelabil und wird deshalb in Form von magensaftresistenten Arzneiformen angewendet.
  • Maximale Plasmaspiegel werden nach oraler Gabe nach ungefähr 1-2 Stunden erreicht.
  • Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt nach einer Einzeldosis (40 mg) 64 Prozent.
  • Nahrungsaufnahme verzögert und reduziert die Resorption von Esomeprazol, hat jedoch keinen signifikanten Einfluss auf den Säuregehalt des Magens.
  • Esomeprazol wird vollständig durch das CYP450-System metabolisiert. Ein großer Teil der Verstoffwechselung von Esomeprazol erfolgt durch CYP2C19. Der verbleibende Teil wird durch CYP3A4 verstoffwechselt. Die Hauptmetaboliten von Esomeprazol haben keine Wirkung auf die Magensäuresekretion.
  • Die Gesamtplasmaclearance beträgt nach einer Einzeldosis ca. 17 l/h und nach einer Mehrfachanwendung ca. 9 l/h.
  • Die Plasmaeliminationshalbwertszeit beträgt nach wiederholter täglicher Einmalgabe ungefähr 1,3 Stunden.
  • Esomeprazol wird in Form von  Metaboliten mit dem Urin ausgeschieden, ein kleiner Teil mit den Faeces.

Dosierung

Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahre:

Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD)

  • Behandlung der erosiven Refluxösophagitis: 1-mal täglich 40mg Esomeprazol für 4 Wochen. Weitere Therapie über 4 Wochen wird bei Patienten empfohlen, bei denen die Ösophagitis noch nicht abgeheilt ist oder die Symptome persistieren.
  • Langzeitbehandlung zur Rezidivprophylaxe bei Patienten mit geheilter Ösophagitis: 1-mal täglich 20 mg Esomeprazol.
  • Symptomatische Behandlung der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD): 1-mal täglich 20 mg Esomeprazol bei Patienten ohne Ösophagitis für 4 Wochen.

Erwachsene:

Zur Heilung von Ulcera ventriculi und duodeni, die durch die Therapie mit nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAR) verursacht werden, beträgt die normale Dosis 20 mg 1-mal täglich. Die Behandlungsdauer beträgt 4 – 8 Wochen.

Zur Prophylaxe sollten Risikopatienten mit 20 mg 1-mal täglich behandelt werden.

Patienten, die Arzneimittel nicht einnehmen können, können parenteral 1-mal täglich behandelt werden. In der Regel sollten Patienten nur kurzzeitig intravenös behandelt und so bald wie möglich auf eine orale Therapie umgestellt werden.

Aufgrund akuter Blutungen von Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren sollten im Anschluss an eine therapeutische Endoskopie 80mg Esomeprazol als Bolus-Infusion über einen Zeitraum von 30 Minuten, gefolgt von einer kontinuierlichen intravenösen Infusion von 8 mg/h über einen Zeitraum von 3 Tagen (72 Stunden) verabreicht werden. Eine orale säurehemmende Therapie mit 40 mg Esomeprazol 1-mal täglich für 4 Wochen sollte der parenteralen Behandlung folgen.

Zur Behandlung des Zollinger-Ellison-Syndroms beträgt die empfohlene Anfangsdosis 2-mal täglich 40 mg Esomeprazol. Die Dosierung sollte anschließend individuell angepasst werden. Die Mehrheit der Patienten kann mit einer Tagesgesamtdosis zwischen 80 mg und 160 mg Esomeprazol ausreichend kontrolliert werden, dabei sollte die Dosis in zwei Einzelgaben aufgeteilt werden. Die Behandlung sollte so lange weitergeführt werden, wie sie klinisch erforderlich ist.

Eingeschränkte Nierenfunktion

Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich. Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz sollten mit Vorsicht behandelt werden, da nur begrenzte Erfahrungen vorliegen.

Eingeschränkte Leberfunktion

Bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Leberfunktionsstörung ist keine Dosisanpassung erforderlich. Bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung sollte die maximale tägliche Dosis von 20 mg nicht überschritten werden.
Bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung und blutenden Geschwüren kann im Anschluss an eine initiale Bolus-Dosis von 80 mg Esomeprazol Infusionslösung eine kontinuierliche intravenöse Infusion mit einer Dosis von 4 mg/h über einem Zeitraum von 71,5 Stunden ausreichend sein.
Bei Patienten ≥ 12 Jahre mit schweren Leberfunktionsstörungen sollte eine Maximaldosis von 20 mg, bei Kindern im Alter von 1 bis 11 Jahren und schweren Leberfunktionsstörungen eine Maximaldosis von 10 mg nicht überschritten werden.

Ältere Patienten

Bei älteren Patienten ist keine Dosisanpassung erforderlich.

Kinder von 1-11 Jahre (Körpergewicht ≥ 10 kg)

Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD)

  • Behandlung einer endoskopisch nachgewiesenen erosiven Refluxösophagitis:
    Körpergewicht ≥ 10 bis < 20 kg: 10 mg einmal täglich 8 Wochen lang
    Körpergewicht ≥ 20 kg: 10 mg oder 20 mg einmal täglich 8 Wochen lang
     
  • Symptomatische Behandlung der gastroösophagealen Refluxkrankheit:
    10 mg einmal täglich bis zu 8 Wochen lang
    Die 10 mg-Dosierung steht als orale Suspension zur Verfügung.

Kinder von 1 bis 11 Jahren, die Arzneimittel nicht einnehmen können, können parenteral 1-mal täglich behandelt werden. In der Regel sollte nur kurzzeitig intravenös behandelt und so bald wie möglich auf eine orale Therapie umgestellt werden.

Kinder über 4 Jahre Behandlung von Zwölffingerdarmgeschwüren, die durch Helicobacter pylori hervorgerufen wurden:
Die empfohlene Dosierung ist 20 mg 1-mal täglich bei Kindern > 30 kg KG (10 mg 1-mal täglich als orale Suspension bei <30 kg KG) in Kombination mit zwei Antibiotika. Die Therapiedauer beträgt in der Regel 7 Tage.

Kinder unter 1 Jahr

Für die Behandlung von Kindern < 1 Jahr mit Esomeprazol liegen nur begrenzte Erfahrungen vor. Eine Behandlung wird daher nicht empfohlen.

Art der Anwendung

Die Tabletten sollen unzerkaut und unzerstoßen mit Flüssigkeit (ohne Kohlensäure) eingenommen werden.
Für Patienten mit Schluckbeschwerden können die Tabletten auch in ein halbes Glas mit Wasser (ohne Kohlensäure) zerfallen lassen werden. Die Pellets dürfen nicht zerkaut oder zerkleinert werden.

Für Patienten, die nicht schlucken können, ist es möglich, die Tabletten in kohlensäurefreiem Wasser aufzulösen und über eine Magensonde anzuwenden.

Die gebrauchsfertige Infusionslösung sollte über einen Zeitraum von 10 bis 30 Minuten als intravenöse Infusion verabreicht werden.

Für eine Dosis von 10 mg orale Suspension wird der Inhalt eines 10-mg-Beutels in ein Glas mit 15 ml Wasser gegeben und dispergiert.

Nebenwirkungen

Zu den häufigsten Nebenwirkungen unter Esomeprazol-Therapie zählen:

  • Kopfschmerzen
  • Bauchschmerzen
  • Durchfall
  • Übelkeit

Wechselwirkungen

  • Proteasehemmer ► Absorption des jeweiligen Proteasehemmers kann durch einen erhöhten pH-Wert im Magen verändert sein
  • Atazanavir und Nelfinavir ► verringerte Serumspiegel
  • Saquinavir (gleichzeitig mit Ritonavir) ► erhöhte Serumspiegel
  • Methotrexat ► Erhöhung der Methotrexat-Spiegel
  • Tacrolimus ► Erhöhung der Serumspiegel von Tacrolimus
  • Arzneimittel mit pH-abhängiger Resorption ► Ketoconazol, Itraconazol und Erlotinib (verminderte Resorption) ► Digoxin (erhöhte Resorption)
  • Arzneimittel, die über CYP2C19 metabolisiert werden u.a. Diazepam, Citalopram, Imipramin, Clomipramin, Phenytoin► Plasmakonzentration dieser Wirkstoffe kann erhöht werden
  • Diazepam ► Abnahme der Clearance des CYP2C19-Substrats Diazepam
  • Phenytoin ► Steigerung des Talplasmaspiegels von Phenytoin
  • Voriconazol ► Erhöhung der Cmax von Voriconazol (einem CYP2C19-Substrat)
  • Cilostazol ► Erhöhung der Cmax- und AUC-Werte von Cilostazol
  • Cisaprid ► Verlängerung der Eliminationshalbwertszeit von Cisaprid
  • Warfarin ► erhöhte INR-Werten bei der gleichzeitigen Behandlung
  • Clopidogrel ► Verringerung der Bioverfügbarkeit des aktiven Metaboliten von Clopidogrel und der maximalen Hemmung der Plättchenaggregation
  • Arzneimittel, die CYP2C19 und/oder CYP3A4 inhibieren ► Erhöhung der Bioverfügbarkeit von Esomeprazol
  • Arzneimittel, die CYP2C19 und/oder CYP3A4 induzieren (wie z.B. Rifampicin und Johanniskraut) ► Erniedrigte Esomeprazol-Konzentration im Serum

Kontraindikationen

Esomeprazol soll nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder substituierter Benzimidazole
  • gleichzeitiger Anwendung von Nelfinavir

Schwangerschaft

Esomeprazol sollte Schwangeren nur mit Vorsicht verordnet werden, da die klinischen Daten zur Anwendung von Esomeprazol in der Schwangerschaft nicht ausreichend sind. In einer tierexperimentellen Studie mit Esomeprazol zeigte sich weder schädliche Wirkung auf die Entwicklung des Embryos/Fetus noch eine schädliche Wirkung in Bezug auf die Reproduktionstoxizität. Ebenso ergab eine geringe Anzahl an Daten von schwangeren Frauen keine Hinweise auf Missbildungen oder Feto-/neonatale Toxizität.

Stillzeit

Esomeprazol sollte während der Stillzeit nicht angewendet werden, da es nicht bekannt ist, ob Esomeprazol in die Muttermilch übergeht und es nur unzureichende Daten in Bezug auf die Auswirkungen von Esomeprazol auf Neugeborene/Säuglinge vorliegen.

Verkehrstüchtigkeit

Esomeprazol hat geringen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Da Nebenwirkungen wie Schwindel und Sehstörungen auftreten können, sollten betroffene Patienten nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen oder Maschinen bedienen.

Alternativen

Weitere Protonenpumpeninhibitoren sind neben Esomeprazol:

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
345.42 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 1.3 H
Q0-Wert:
0.9
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