Ethinylestradiol

Ethinylestradiol ist ein synthetisch hergestelltes Estrogenderivat (Östrogenderivat), das als Medikament hauptsächlich zur Empfängnisverhütung (Kontrazeption) und zur Hormonersatztherapie angewendet wird. Das Hormon wird oft mit einem Gestagen in der Antibabypille kombiniert und unterdrückt hierbei den Eisprung.

Ethinylestradiol

Anwendung

Ethinylestradiol besitzt folgende Indikationsgbiete:

Wirkmechanismus

Ethinylestradiol bindet im Körper an die Estrogenrezeptoren (ER) ERα und ERβ. Der Arzneistoff wurde strukturell im Vergleich zu Estradiol so verändert, dass er stärker an den zentralen Estrogenrezeptoren wirkt und besonders effizient die Gonadotropinfreisetzung, welche für die Eireifung und den Eisprung zuständig sind, unterdrückt. Des Weiteren wird Ethinylestradiol nicht so stark metabolisiert wie Estradiol, was eine orale Gabe in verträglicher Dosis möglich macht.

Estradiol

Pharmakokinetik

  • Die orale Bioverfügbarkeit unterliegt einer hohen interindividuellen Variabilität und kann zwischen 20 und 65 Prozent liegen.
  • Aufgrund des hohen First-Pass-Metabolismus von Ethinylestradiol in der Leber bleibt nur ca. 1 Prozent des Wirkstoffes unverändert.
  • Ethinylestradiol wird sulfatiert und hydroxyliert. Die terminale Halbwertszeit kann zwischen 7 und 36 Stunden liegen.
  • Ein durch Oxidation erhaltener Metabolit hemmt irreversibel CYP450-Ezyme.
  • Die Elimination erfolgt hauptsächlich in den Faeces, ein geringerer Anteil in den Urin.

Nebenwirkungen

Je nach Indikation bzw. Kombination können verschiedene Nebenwirkungen auftreten, die der jeweiligen Fachinformation entnommen werden können.

Wechselwirkungen

Kontraindikationen

Kombinierte orale Kontrazeptiva sind in folgenden Fällen kontraindiziert:

  • bestehende oder vorausgegangene venöse Thrombose (tiefe Venenthrombose, Lungenembolie)
  • bestehende oder vorausgegangene arterielle Thrombose (z.B. Myokardinfarkt) und deren Prodromalstadien (z.B. transitorisch ischämische Attacke und Angina pectoris)
  • bekannte Prädisposition für venöse oder arterielle Thrombosen wie APC-Resistenz, Antithrombin-III-Mangel, Protein-C-Mangel, Protein-S-Mangel oder eine andere thrombogene Koagulopathie
  • thrombogene Valvulopathie oder thrombogene Herzrhythmusstörungen
  • bestehende oder vorausgegangene zerebrovaskuläre Erkrankung
  • Rauchen
  • nicht kontrollierte Hypertonie
  • Diabetes mellitus mit Gefäßveränderungen,
  • Migräne mit fokalen neurologischen Symptomen, wie z.B. Aura in der Vorgeschichte
  • bestehende oder vorausgegangene Pankreatitis, wenn diese mit schwerer Hypertriglyzeridämie einhergeht
  • bestehende oder vorausgegangene Lebererkrankungen, solange sich die Leberfunktion nicht normalisiert hat (auch Dubin-Johnson und Rotor-Syndrom)
  • bestehende oder vorausgegangene Lebertumoren
  • bekannte oder vermutete sexualhormonabhängige, maligne Tumoren (z.B. der Mamma oder des Endometriums)
  • nicht abgeklärte vaginale Blutungen
  • nicht abgeklärte Amenorrhoe
  • Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe

Anwendungshinweise

Risiko für eine venöse Thromboembolie (VTE)

Die Anwendung jedes kombinierten hormonalen Kontrazeptivums (KHK) erhöht das Risiko für eine venöse Thromboembolie (VTE) im Vergleich zur Nichtanwendung. Arzneimittel, die Levonorgestrel, Norgestimat oder Norethisteron enthalten, sind mit dem geringsten Risiko für eine VTE verbunden. Bisher ist nicht bekannt, wie hoch das Risiko mit im Vergleich zu diesen Arzneimitteln mit dem geringsten Risiko ist.

Es gibt zudem Hinweise, dass das Risiko erhöht ist, wenn die Anwendung eines KHK nach einer Unterbrechung von 4 oder mehr Wochen wieder aufgenommen wird.

Alternativen

Siehe Estrogene

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
296.4 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 14.0 H
Q0-Wert:
0.8
Quelle:
  1. Hariri, Lana, and Anis Rehman. "Estradiol." StatPearls [Internet]. StatPearls Publishing, 2021.
  2. Delgado, Benjamin J., and Wilfredo Lopez-Ojeda. "Estrogen." StatPearls [Internet]. StatPearls Publishing, 2021.
  3. Morselli, Eugenia, et al. "The effects of oestrogens and their receptors on cardiometabolic health." Nature Reviews Endocrinology 13.6 (2017): 352-364.
  4. Steinhilber, Schubert, Zsilavecz, Roth "Medizinische Chemie", 2. Auflage 2010
  5. Schwabe, Paffrath, Ludwig, Klauber "Arzneiverordnungsreport 2018"
  6. Mutschler, Geisslinger, Kroemer, Menzel, Ruth "Mutschler Arzneimittelwirkungen", 10 Auflage 2013

Abbildung

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