Glycopyrronium

Glycopyrronium ist ein Anticholinergikum, das zur Behandlung von Hyperhidrose, COPD und in der Anästhesie angewendet wird. Der Wirkstoff ist ein langwirksamer Acetylcholin-Rezeptorantagonist (long-acting muscarinic antagonist, LAMA).

Glycopyrronium

Anwendung

Der Wirkstoff Glycopyrronium wird bei Erwachsenen mit COPD inhalativ angewendet, um die Bronchien zu erweitern und damit Atembeschwerden zu lindern. In der stationären Versorgung werden Injektionen von Glycopyrronium unter anderem in der Narkosevorbereitung zur Verminderung der Speichel-, Schleim- und Magensaftsekretion eingesetzt. Weitere Anwendungsgebiete sind die Therapie und Prophylaxe von Bradykardien während Operationen. Außerdem wird Glycopyrronium angewendet, um die mitunter schweren Nebenwirkungen von Anti-Muskelrelaxanzien wie Neostigmin und Pyridostigmin zu mindern.

Seit dem 1. August 2022 steht mit Axhidrox die erste lokal applizierbare einprozentige Creme mit Glycopyroniumbromid zur Behandlung von Hyperhidrose zur Verfügung.

Wirkmechanismus

Glycopyrronium ist ein langwirksamer Muskarinrezeptorantagonist mit Präferenz für die Rezeptoren M1 und M3. Bei der lokalen Anwendung in den Atemwegen entspannt Glycopyrronium die glatte Muskulatur der Bronchien, indem der Wirkstoff die bronchokonstriktive Wirkung von Acetylcholin auf die glatten Muskelzellen der Atemwege durch Blockade von M1- und M3-Rezeptoren verhindert.
Glycopyrronium zeichnet sich durch eine lange Wirkdauer aus und muss nur ein Mal täglich inhaliert werden.

Die sekretionshemmende Wirkung von Glycopyrronium geht ebenfalls auf die Hemmung von Acetylcholin zurück.

Pharmakokinetik

Resorption

  • Bei Erwachsenen erreicht eine topische Dosis von 66 mg Glycopyrronium eine Cmax von 0,08 ± 0,04 ng/ml, mit einer Tmax von einer Stunde und einer AUC0-24 von 0,88 ± 0,57 h*ng/ml.
  • Inhaliertes Glycopyrronium ist zu etwa 40% bioverfügbar. Eine 25-µg-Inhalationslösung erreicht eine Cmax von 34,5 pg/ml, mit einer Tmax von < 20 Minuten und einer AUC0-inf von 255 h*pg/ml.
  • Eine intramuskuläre Dosis von 8 µg/kg erreicht eine Cmax von 3,47 ± 1,48 µg/l, mit einer Tmax von 27,48 ± 6,12 Minuten und einer AUC von 6,64 ± 2,33 h*g/l.
  • Orales Glycopyrronium hat eine sehr variable Pharmakokinetik und erreicht eine mittlere Cmax von 0,318 ng/ml, eine Tmax von 3,1 Stunden und eine AUC0-24 von 1,74 h*ng/ml.

Verteilung

  • Das mittlere Verteilungsvolumen bei Patienten im Alter von 1–14 Jahren beträgt 1,3–1,8 l/kg, mit einem Bereich von 0,7–3,9 l/kg.
  • Das Verteilungsvolumen bei Erwachsenen im Alter von 60–75 Jahren beträgt 0,42 ± 0,22 l/ kg.
  • Glycopyrronium liegt zu 38-44% proteingebundn im Plasma vor. Hierbei wird es an Serumalbumin, Alpha-1-Säure-Glykoprotein sowie andere Plasmaproteine ​​gebunden.

Metabolisierung

  • Glycopyrronium wird zum inaktiven M9-Metaboliten hydrolysiert.
  • Der Metabolismus wird hauptsächlich durch CYP2D6 vermittelt, mit geringen Beiträgen von CYP1A2, CYP2B6, CYP2C9, CYP2C19 und CYP3A4.

Elimination

  • 85% einer intravenösen Dosis wurden im Urin und < 5% in der Galle wiedergefunden.
  • > 80% der wiedergefundenen Dosis ist die unveränderte Muttersubstanz. Der Rest wird als inaktiver M9-Metabolit wiedergefunden.
  • Die Halbwertszeit nach Inhalation beträgt etwa 33-53 Stunden.
  • Die mittlere Halbwertszeit einer intravenösen Dosis von 6 µg/kg beträgt 0,83 ± 0,27 Stunden.
  • Die mittlere Halbwertszeit von oralem Glycopyrronium beträgt 3,0 Stunden.

Nebenwirkungen

Zu den häufigen Nebenwirkungen der inhalativen Anwendung von Glycopyrronium zählen Kopfschmerzen, Mundtrockenheit und Schlafstörungen. Zudem ist das Risiko für Entzündungen des Nasen-Rachen-Raumes, Magen-Darm-Infektionen und Harnwegsinfektionen erhöht.

Gefährlichste Nebenwirkung der intravenösen Gabe von Glycopyrronium sind Herzrhythmusstörungen. Diese treten vor allem nach der Verabreichung von hohen Dosierungen in Kombination mit Neostigmin und Pyridostigmin auf.

Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Anwendung von Glycopyrronium und anderen Anticholinergika ist nicht untersucht worden und wird daher nicht empfohlen. Die gleichzeitige Anwendung von Glycopyrronium und einem oral inhaliertem LABA zeigte unter Steady-State-Bedingungen beider Wirkstoffe keinen wechselseitigen Einfluss auf die Pharmakokinetik der beiden Arzneimittel.

Kontraindikationen

Glycopyrronium darf in Form der einprozentigen Creme bei Hyperhidrose nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile sowie bei Erkrankungen, die durch die anticholinergische Wirkung von Axhidrox verschlimmert werden können wie z. B.:

  • Glaukom
  • paralytischer Ileus
  • instabiler kardiovaskulärer Status bei akuter Blutung
  • schwere ulcerative Colitis
  • durch ein toxisches Megakolon verkomplizierte ulcerative Colitis
  • Myasthenia gravis
  • Sjögren-Syndrom

Bei Patienten mit gastroösophagealer Refluxkrankheit, Glaukom, Obstruktion des Blasenabflusses und Herzinsuffizienz sollte das Medikament nur mit Vorsicht angewendet werden.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
318.43 g·mol-1
Kindstoff(e):
Quelle:
  1. Drugbank
  2. Fachinformation Axhidrox
  3. Fachinformation Glycopyrroniumbromid Accord
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