Insulin glargin
Insulin glargin (Lantus) gehört zur Klasse der langwirksamen Insulin-Analoga und wird als Basal-Insulin zur Therapie des Diabetes mellitus eingesetzt.
Insulin glargin: Übersicht
Anwendung
Insulin glargin (Lantus) ist zugelassen für die Behandlung von Diabetes mellitus bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern im Alter ab 2 Jahren.
Wirkmechanismus
Insulin glargin wirkt zwar wie das humane Insulin, ist aber an drei Stellen strukturell verändert worden. Diese Modifikation bewirkt eine längere Wirkdauer. Der Arzneistoff bindet an die α-Untereinheit von Insulin-Rezeptoren (Tyrosinkinase-Rezeptoren), wodurch eine Autophosphorylierung ausgelöst wird. Diese bewirkt eine Translokation des Glucosetransporters Typ-4 (GLUT-4) zur Zelloberfläche sowie eine Glykogensynthese, die die Glucosespeicherung steigert. Alle Mechanismen tragen somit insgesamt zu einer Senkung des Blutglucosespiegels bei.

Pharmakokinetik
Der Wirkstoff Insulin glargin liegt innerhalb der Injektionslösung bei pH 4 gelöst vor. Wird er injiziert, fällt das Insulin-Analogon durch den neutralen pH im Gewebe aus und löst sich schließlich über die Dauer von etwa einem Tag wieder auf. In der A-Kette des Insulins wurde an Position 21 die Aminosäure Asparagin gegen Glycin ersetzt und in der B-Kette wurde an Position 30 die Kette um zwei Arginine erweitert.
Dosierung
Insulin glargin wird einmal täglich zu einer beliebigen Zeit, jedoch jeden Tag zur gleichen Zeit, verabreicht.
Nebenwirkungen
Als sehr häufig und häufig auftretende Nebenwirkungen werden u.a. angegeben:
- Hypoglykämie
- Lipohypertrophie
- Reaktion an der Einstichstelle
Alle weiteren Nebenwirkungen können der Fachinformation entnommen werden.
Wechselwirkungen
Folgende Arzneistoffe können die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin glargin abschwächen:
- Kortikosteroide
- Östrogene, Progestagene
- Diazoxid
- Diuretika (z.B. Furosemid)
- Glukagon
- Isoniazid
- Somatropin
- Sympathomimetika (z.B. Epinephrin, Salbutamol, Terbutalin, Fenoterol)
- Schilddrüsenhormone (z.B. L-Thyroxin)
- Atypische Neuroleptika (z.B. Clozapin, Olanzapin)
- Phenothiazin-Derivate (z.B. Chloprothixen)
- Proteaseinhibitoren (z.B. Lopinavir)
Folgende Arzneistoffe können die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin glargin verstärken:
- Orale Antidiabetika
- ACE-Hemmer (z.B. Ramipril, Enalapril, Lisinopril)
- Fibrate (Bezafibrat, Fenofibrat, Gemfibrozil)
- Fluoxetin
- Monoaminoxidase-Hemmer (Tranylcypromin, Moclobemid, Selegilin, Rasagilin)
- Pentoxifyllin
- Salicylate (z.B. ASS)
- Sulfonamid-Antibiotika
Für Betablocker (z.B. Metoprolol), Clonidin, Lithiumsalze oder Alkohol sind sowohl verstärkende als auch abschwächende blutzuckersenkende Effekte beschrieben worden.
Kontraindikation
Eine Kontraindikation besteht im Falle einer Überempfindlichkeit gegen Insulin glargin.
Schwangerschaft
Für Insulin glargin liegen keine klinischen Daten über exponierte Schwangere aus kontrollierten klinischen Studien vor. Weitreichende Erfahrungen an schwangeren Frauen (mehr als 1.000 Schwangerschaftsausgänge) deuten weder auf substanzspezifische schädliche Auswirkungen von Insulin glargin auf die Schwangerschaft noch auf ein substanzspezifisches Fehlbildungsrisiko oder eine fetale/neonatale Toxizität von Insulin glargin hin. Tierexperimentelle Daten ergaben keine Hinweise auf eine Reproduktionstoxizität. Insulin glargin kann deshalb während der Schwangerschaft angewendet werden, wenn dies aus klinischer Sicht notwendig ist.
Für Patientinnen mit vorbestehender Diabeteserkrankung oder einem Schwangerschaftsdiabetes ist eine gute Stoffwechseleinstellung während der gesamten Schwangerschaft unbedingt erforderlich, um unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit Hyperglykämie zu vermeiden. Der Insulinbedarf kann während des ersten Trimenons abfallen und steigt in der Regel während des zweiten und dritten Trimenons an. Unmittelbar nach der Entbindung fällt der Insulinbedarf rasch ab (erhöhtes Hypoglykämierisiko). Eine sorgfältige Überwachung des Blutzuckerspiegels ist daher besonders wichtig.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Insulin glargin in die Muttermilch übergeht. Es wird angenommen, dass oral aufgenommenes Insulin glargin keine Auswirkungen auf das gestillte Neugeborene/Kind hat, weil Insulin glargin als Peptid im menschlichen Magen-Darm-Trakt zu Aminosäuren abgebaut wird. Bei stillenden Frauen kann jedoch eine Anpassung der Insulindosis und der Ernährung notwendig sein
Verkehrstüchtigkeit
Patienten mit häufigen Hypoglykämie-Episoden sollte geraten werden, Vorsichtsmaßnahmen beim Führen von Kraftfahrzeugen zu treffen, da eine Hypoglykämie die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit verringern kann.
Anwendungshinweise
- Insulin glargin darf nicht intravenös appliziert werden, da hierdurch eine schwere Hypoglykämie ausgelöst werden kann.
- Der Wirkstoff soll außerdem nicht mit einem anderen Insulin gemischt oder verdünnt werden.
Alternativen
Weitere langwirksame Insulin-Analoga sind:
- Insulin detemir (Levemir)
- Insulin degludec (Tresiba)
- Mutschler, Geisslinger, Menzel, Ruth, Schmidtko (2016) Pharmakologie kompakt, 1. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
- Steinhilber, Schubert-Zsilavecz, Roth (2010) Medizinische Chemie, 2. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart
- EMA: Fachinformation Lantus
Abbildung
Adapted from „Insulin Mechanism”, by BioRender.com
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