Morphin
Morphin ist ein starkes Schmerzmittel aus der Familie der Opiate, das natürlicherweise in Opium vorkommt und zur Behandlung von akuten und chronischen starken Schmerzen eingesetzt wird. Der Wirkstoff steht auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation.
Morphin: Übersicht

Anwendung
Medikamente mit Morphin werden hauptsächlich zur Linderung mittelstarker bis starker Schmerzen verabreicht, wenn das WHO-Stufenschema ausgereizt ist und nicht-opioide Analgetika nicht mehr wirken. Auch gegen Hustenreiz hilft Morphin, verabreicht wird es aber hauptsächlich zur Schmerzlinderung. Der psychotrope Wirkstoff wird als Rauschmittel missbraucht und macht körperlich wie psychisch abhängig, weshalb er dem Betäubungsmittelgesetzt unterliegt.
Im Rahmen einer Substitutionsbehandlung kommt der Wirkstoff auch bei einer bestehenden Opioidabhängigkeit zum Einsatz. Ursprünglich stammt Morphin aus dem Milchsaft der Pflanze Papaver somniferum (Schlafmohn). In der Medizin gibt es ihn in Form von Tabletten, Kapseln, Sirup, Suspension, Suppositorien, Tropfen oder als Injektion.
Wirkmechanismus
Medikamente mit Morphin wirken analgetisch, antitussiv, sedierend, tranquillisierend, atemdepressiv, miotisch, antidiuretisch, emetisch und antiemetisch (Späteffekt). Ihre Wirkung beruht, wie bei allen Opioiden, auf der Bindung an Opioid-Rezeptoren, vor allem den µ-Rezeptor. Geringgradig senkt Morphin den Blutdruck und die Herzfrequenz.
Pharmakokinetik
Wie schnell Morphin wirkt, hängt von der Darreichungsform ab. Nach oraler Gabe, etwa in Form von Retardtabletten, setzt die Wirkung nach etwa 30 bis 90 Minuten ein und hält für vier bis sechs Stunden an – bei retardierter Freisetzung auch länger. Mit 20 bis 40% ist die absolute Bioverfügbarkeit nach oraler Gabe gering. Nach einer intramuskulären Injektion wirkt Morphin 15 bis 30 Minuten später, eine intravenöse Injektion wirkt binnen weniger Minuten. In der Leber und im Darmepithel (bei oraler Gabe) wird Morphin metabolisiert, wobei manche Metaboliten biologisch wirksam sind. Wann die Halbwertszeit erreicht ist, ist individuell verschieden – nach parenteraler Gabe liegt die Spanne bei 1,7 bis 4,5 Stunden. Zum Großteil wird Morphin renal ausgeschieden.
Dosierung
Die Dosierung von Medikamenten mit Morphin ist immer individuell und muss der Stärke der Schmerzen sowie der Empfindlichkeit des Patienten angepasst werden. Auch ist die Dosis je nach Darreichungsform unterschiedlich. Für Injektionen mit Morphin gelten folgende Richtlinien:
- Intramuskulär oder subkutan erhalten Erwachsene 10–30 mg, Kinder 0,05–0,1 mg/kg Körpergewicht.
- Intravenös erhalten Erwachsene 5–10 mg, Kinder 0,05–0,1 mg/kg Körpergewicht.
- Epidural erhalten Erwachsene 1–4 mg und Kinder 0,05–0,1 mg/kg Körpergewicht (jeweils verdünnt).
- Intrathekal erhalten Erwachsene 0,5–1,0 mg, Kinder 0,02 mg/kg Körpergewicht (jeweils verdünnt).
Weitere Hinweise
- Es sollte immer die kleinste schmerzlindernd wirksame Dosis verabreicht werden, also so wenig wie nötig
- Die Einzeldosen in Form von Injektionen können bei Bedarf alle vier bis sechs Stunden wiederholt werden
- Bei chronischen Schmerzen folgt die Gabe einem festen Zeitplan
- Bei epiduraler und intrathekaler Anwendung entspricht die Einzel- der Tagesdosis
- Die intravenöse Injektion sollte langsam und ggf. verdünnt erfolgen und nur dann, wenn ein schneller Wirkeintritt erforderlich ist
- Ältere Menschen können empfindlicher auf Morphin reagieren
- Vorsicht vor Überdosierung – sie ist lebensgefährlich!
- Die Therapie sollte ausgeschlichen werden, da es sonst zu Entzugserscheinungen kommt
Nebenwirkungen
Bei einer Therapie mit Morphin ist je nach Darreichungsform mit folgenden Nebenwirkungen in unterschiedlicher Häufigkeit zu rechnen:
Sehr häufig:
- Stimmungsveränderungen (Euphorie/Dysphorie)
Häufig:
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Dämpfung
- Steigerung des Erregungszustands
- Schlaflosigkeit
- Veränderung der kognitiven und sensorischen Leistungsfähigkeit
- Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- Dyspepsie
- Geschmacksveränderungen
- Miktionsstörungen
- Hyperhidrose
- Urtikaria
- Pruritus
Selten:
- Erhöhung der Pankreasenzyme
- Pankreatitis
- Gallenkoliken
- Nierenkoliken
- Bronchospasmen
- Entzugserscheinungen
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen zeigten Arzneimittel mit Morphin mit folgenden Wirkstoffen:
- Tranquilizern
- Anästhetika
- Hypnotika
- Sedativa (Benzodiazepine)
- Antipsychotika
- Barbiturate
- Antidepressiva
- Antihistaminika/Antiemetika
- andere Opioide
- Parkinson-Medikamente
- Cimetidin
- Muskelrelaxanzien
- MAO-Hemmern
- Rifampicin
Alkoholgenuss sollte während der Therapie mit Morphin vermieden werden, da dieser die Nebenwirkungen wie Atemdepression, Koma und Sedierung verstärken kann.
Kontraindikation
Medikamente mit Morphin dürfen nicht zum Einsatz kommen bei:
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
- Ileus
- akutem Abdomen
- Atemdepression
- schweren chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen
- Gerinnungsstörungen und Infektionen im Injektionsgebiet
Eine besondere Überwachung oder Dosisreduktion ist erforderlich bei:
- Opioidabhängigkeit
- Bewusstseinsstörungen
- Störungen der Atemfunktion
- Cor pulmonale
- erhöhtem Hirndruck ohne Beatmung
- Hypotension
- Prostatahyperplasie mit Restharnbildung
- Harnwegsverengungen
- Gallenwegserkrankungen
- entzündlichen Darmerkrankungen
- Phäochromozytom
- Pankreatitis
- Hypothyreose
- Krampfanfällen/Epilepsie
Schwangerschaft
Morphin kann die Fertilität verringern. Da der Wirkstoff die Plazentaschranke passiert, sollte er in der Schwangerschaft nur zum Einsatz kommen, wenn der Nutzen für die Mutter größer ist als das Risiko für das Kind. Nach der Entbindung sollte bei Kindern auf Entzugserscheinungen geachtet werden.
Morphin wirkt mutagen, daher sollten Patienten im zeugungs- und gebärfähigen Alter während der Therapie sicher verhüten.
Stillzeit
Da Morphin in die Muttermilch übergeht, sollte während der Therapie nicht gestillt werden.
Verkehrstüchtigkeit
Morphin kann das Reaktionsvermögen und die Aufmerksamkeit verändern. Gerade zu Beginn der Therapie oder bei Erhöhung der gewohnten Dosis sollten Patienten deshalb weder aktiv am Straßenverkehr teilnehmen noch gefährliche Maschinen bedienen. Ob bei stabiler Einstellung ein Fahrverbot notwendig ist, muss mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Wirkstoff-Informationen
- „Taschenatlas Pharmakologie“, Thieme Verlag, 7. Auflage 2014
- „Checkliste Arzneimittel A–Z“, Thieme Verlag, 7. Auflage 2017
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