
Die Affenpocken breiten sich weiter aus. Zur Eindämmung der Erkrankung wird bestimmten Personengruppen eine Schutzimpfung mit Imvanex empfohlen. Doch der Impfstoffvorrat ist begrenzt. Zur effizienteren Nutzung des vorhandenen Impfstoffs hat die Emergency Task Force (ETF) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) Fälle geprüft, bei denen die Vakzine als intradermale Injektion (direkt unter die oberste Hautschicht) verabreicht wurde. Bei dieser Applikationsform wird nur ein Fünftel der subkutan verabreichten Dosis benötigt. So reichen die vorrätigen Impfstoffdosen für deutlich mehr Menschen. Die US-amerikanische Zulassungsbehörde (FDA) hat diese Applikationsform bereits Anfang August genehmigt.
Ähnliche Immunantwort bei beiden Verfahren
Die Empfehlung der europäischen Behörde basiert auf einer Studie aus dem Jahr 2015. In dieser erhielten etwa 500 erwachsene Teilnehmer Imvanex entweder subkutan oder intradermal. Die Impfung erfolgte im Zwei-Dosis-Schema mit einem Abstand von vier Wochen. Bei der intradermalen Gabe wurde ein Fünftel (0,1 ml) der subkutanen Dosis (0,5 ml) injiziert. Beide Gruppen wiesen annähernd gleiche Antikörperspiegel und somit eine ähnliche Immunreaktion auf, erklärte die EMA.
Mehr lokale Reaktionen
Im Gegensatz zur subkutanen Gabe birgt die intradermale Impfung ein höheres Risiko für lokale Reaktionen, beispielsweise Rötung, Verhärtung und Schwellung an der Injektionsstelle. Diese Nebenwirkungen waren aber gut beherrschbar. Gemäß der EMA sollte die Impfung nur von medizinischem Fachpersonal mit Erfahrung in der intradermalen Injektion durchgeführt werden.
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides bewertet die aktualisierte Empfehlung zur Affenpocken-Impfung als äußerst wichtig. Dadurch wird ein besserer Zugang zur Impfung für gefährdete Bürger und Beschäftigte im Gesundheitswesen gewährleistet, so Kyriakides.
STIKO-Empfehlung
In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) eine Impfung mit Imvanex/Jynneos (Modified Vaccinia Ankara, Bavaria-Nordic [MVA-BN]) als Postexpositionsprophylaxe (PEP) nach Affenpockenexposition sowie als Indikationsimpfung von Personen mit einem erhöhten Expositions- und Infektionsrisiko. Ein erhöhtes Risiko, sich mit dem Affenpockenvirus zu infizieren, bestehe vor allem bei Männern, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern haben (MSM), schreibt die STIKO.
Trend rückläufig
Mit Stand 19. August 2022 wurden dem RKI 3266 Affenpocken-Infektionen aus allen 16 Bundesländern übermittelt. Damit ist die Zahl der wöchentlich gemeldeten Fälle seit Anfang August 2022 leicht rückläufig. Dieser Gesamttrend ergibt sich aus einzelnen lokalen Trends, die allerdings noch unterschiedlich verlaufen. Daher müsse abgewartet werden, ob sich der Rückgang der Fallzahlen weiter fortsetzt, teilt das RKI am Freitag mit.