
Dass Psoriatiker oft auch unter Depressionen leiden, ist nicht weiter verwunderlich. Schließlich fühlen sie sich aufgrund ihrer sichtbaren Effloreszenzen als Aussätzige und werden leider auch oft so behandelt. Kommen bei Menschen mit Schuppenflechte aber auch andere psychiatrische Erkrankungen wie Schizophrenie oder Angststörungen häufiger vor als in der Allgemeinbevölkerung? Dieser Frage ging eine Arbeitsgruppe aus Epidemiologen der Universität Aarhus (Dänemark) nach.
Daten aus Kliniken und Bevölkerungsregister gegenübergestellt
In ihrer populationsbasierten Fall-Kontrollstudie mit den Daten aller Patienten, die zwischen 1977 und 2012 mindestens zwei Mal die Diagnose „Psoriasis“ erhalten hatten, wurde mithilfe des dänischen Bevölkerungsregisters jeweils die 10-fache Zahl an Personen gleichen Geschlechts und Alters gegenübergestellt. Die einzelnen Fälle wurden bis zur Diagnose einer psychischen Erkrankung, Tod, Auswanderung oder Studienende nachverfolgt.
Nach 10 Jahren Psoriasis ist fast jeder 20. seelisch krank
13.675 Personen mit Schuppenflechte konnten identifiziert werden. Nach Rechnung der dänischen Epidemiologen beträgt für diese Psoriatiker die kumulative 5-Jahresinzidenz 2,6 %. Innerhalb von zehn Jahren entwickeln sogar 4,9 % eine Erkrankung aus dem psychiatrischen Spektrum.
Verglichen mit der Allgemeinbevölkerung haben Psoriasis-Patienten ein um 75 % höheres Risiko für eine seelische Erkrankung (Hazard Ration HR 1,75, 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,62-1,89).
Deutlich erhöhtes Risiko für bipolare Störungen
Die dänischen Epidemiologen ermittelten dieses Risiko auch für einzelne psychiatrische Diagnosen:
- Vaskuläre Demenz: 1,73 (95%-KI 1,21 – 2,47)
- Schizophrenie: 1,64 (95%-KI 1,01 – 2,65)
- Bipolare Erkrankung: 2,33 (95%-KI 1,59 – 3,41)
- Unipolare Depression: 1,72 (95%-KI 1,49 – 1,98)
- Generalisierte Angststörung: 1,88 (95%-KI 1,08 – 3,30)
- Persönlichkeitsstörung: 2,06 (95%-KI 1,55 – 2,73).
Bildung schützt
Die Wissenschaftler setzten ihre Ergebnisse auch in Beziehung zum Bildungsgrad der Patienten. Dabei stellte sich heraus, dass Patienten mit kürzerer Schul- und Weiterbildung ein höheres Risiko für psychische Erkrankungen hatten als solche mit höheren Bildungsabschlüssen (HR 1,45; 95%-KI 1,26 – 1,67).
Auch die Psyche im Blick behalten
Diese Ergebnisse bestätigen die erhöhte Inzidenz von Depressionen bei Patienten mit Schuppenflechte. Neu ist hingegen die Erkenntnis, dass die Patienten mit der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung ebenfalls ein deutlich erhöhtes Risiko für die Bipolare Störung und für eine vaskuläre Demenz haben. Die Autoren raten daher Dermatologen, nicht nur die Haut, sondern auch die Psyche ihrer Psoriasis-Patienten im Blick zu behalten.