
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AdkÄ) informiert über das Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel unter der Therapie mit dem oralen Antidiabetikum Metformin. Die AdkÄ nimmt damit eine Risikoinformation der britischen Arzneimittelbehörde auf, da in den deutschsprachigen Fachinformationen nicht einheitlich über dieses Risiko berichtet werde. Allerdings könnten gerade bei der betroffenen Patientengruppe Symptome eines Vitamin-B12-Mangels aufgrund der Diabeteserkrankung oder altersbedingt fehlinterpretiert werden (z.B. als Polyneuropathie).
Eigenschaften von Vitamin B12
Bei Vitamin B12 (Cobalamin) handelt es sich um ein wasserlösliches Vitamin, das insbesondere in tierischen Produkten vorkommt. Für die Resorption im Darm ist eine Bindung an den Intrinsic-Faktor nötig. Es ist beteiligt an verschiedenen metabolischen Funktionen wie der Zellproliferation, der Energieproduktion und der Funktion des Nervensystems.
Der tägliche Bedarf liegt laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Erwachsene bei etwa 4 µg Vitamin B12. Das Vitamin wird vom Körper gespeichert. Nur etwa 0,05% des Gesamtkörperbestands von 3 mg bis 5 mg werden täglich umgesetzt, wovon der größte Teil dem enterohepatischen Kreislauf unterliegt und rückresorbiert wird.
Vitamin-B12-Mangel
Aufgrund des im Verhältnis zum Verbrauch hohen Gesamtkörperbestands und der hohen Rückresorptionsrate tritt ein manifester Vitamin-B12-Mangel erst nach 3 bis 5 Jahren auf. Ursachen eines Vitamin-B12-Mangels können eine verminderte Aufnahme, verstärkter Verbrauch oder verschiedene Arten der Malabsorption sein. Mögliche Symptome sind beispielsweise eine makrozytäre Anämie, Glossitis oder neuropsychiatrische Verschlechterung wie Neuropathie.
Risiko für B12-Mangel steigt unter Metformin
In den Fachinformationen zu Metformin-Präparaten werden die folgenden Warnhinweise und Empfehlungen gegeben.
- Das Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel steigt mit zunehmender Metformin-Dosis, der Behandlungsdauer sowie Risikofaktoren für einen Vitamin-B12-Mangel.
- Bei Risikofaktoren für einen Vitamin-B12-Mangel könnte eine regelmäßige Überwachung erforderlich sein.
- Bei Anzeichen für einen Vitamin-B12-Mangel (z.B. Anämie, Neuropathie), sollte der Vitamin-B12-Spiegel im Serum überwacht werden.
- Ein Ausgleich des Mangels sollte ggf. gemäß aktueller Leitlinien erfolgen.
Zusätzliche Risikofaktoren
Zu den Risikofaktoren für einen Vitamin-B12-Mangel zählen neben höherem Alter eine vegetarische/vegane Ernährungsweise, die Komedikation mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) sowie verschiedene gastrointestinale Erkrankungen (z.B. chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Gastrektomie).