
Hintergrund
Die diabetische periphere Neuropathie (DPN), die häufigste chronische Komplikation bei Diabetes, hat sich weltweit zu einer Herausforderung für das öffentliche Gesundheitswesen entwickelt. Da DPN sehr schwer zu behandeln ist, sei es wichtig, Risikofaktoren zu bestimmen und frühzeitig zu kontrollieren, um die schwerwiegenden Folgen zu verhindern, meinen die Autoren einer aktuellen Publikation [1].
Aktuelle Studien legen nahe, dass die Dauer der Diabeteserkrankung, das Patientenalter, der Spiegel an glykosyliertem Hämoglobin A1c (HbA1c), das Vorliegen einer diabetischen Retinopathie (DR), Rauchen und der Body-Mass-Index (BMI) Risikofaktoren für das Erkranken an DPN sind. Die meisten der oben genannten Studien sind jedoch Querschnittstudien und die Stichprobengrößen sind sehr begrenzt, so dass die Stärke der kausalen Schlussfolgerung relativ gering ist.
Zielsetzung
Ein Wissenschaftlerteam um Xiuxiu Liu vom Key Laboratory of Environmental Pollution Monitoring and Disease Control an der Guizhou Medical University in Guiyang, China, untersuchte systematisch mit Methoden der evidenzbasierten Medizin Faktoren, die das Auftreten einer DPN bei Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus (DM) beeinflussen können.
Methodik
Die Forscher suchten in den englischsprachigen Datenbanken PubMed, Web of Science, Embase, und Wiley Online Library sowie in chinesischen Datenbanken wie der China National Knowledge Infrastructure (CNKI), VIP Information, und Wanfang Data und identifizierten relevante Publikationen aus dem Zeitraum von Januar 2000 bis Mai 2018. Sie benutzten die Suchbegriffe “diabetic peripheral neuropathy”, “diabetic neuropathy”, “risk factor” und “influence factor” sowie deren Kombinationen. Außerdem durchsuchten sie die Literaturangaben der relevanten Artikel.
Artikel wurden aufgrund der folgenden Kriterien in die Analyse aufgenommen: Es handelte sich um Fall-Kontroll- oder Kohortenstudien oder Querschnittsberichte, in denen die Risikofaktoren für die DPN untersucht wurden, DM und DPN wurden medizinisch bestätigt und die Ergebnisgrößen waren mit OR (Risikoverhältnissen [odds ratio]) oder RR (relativen Risiken [relative risk]) angegeben.
Die methodische Qualität stuften die Forscher mithilfe der Newcastle-Ottawa Scale (NOS) oder anhand der Kriterien der Agency for Healthcare Research and Quality (AHRQ) ein.
Relevante Informationen extrahierten sie aus jeder qualifizierten Studie unter Verwendung eines standardisierten Formulars. Dies umfasste Angaben zur Studienpopulation, zum Studiendesign und zu Risikofaktoren. Außerdem wurden zur Beschreibung der Prävalenz der DPN die Anzahl der Personen mit DPN und der Personen, die auf DPN getestet worden waren, einschließlich der Definition von Risikofaktoren, OR, RR und entsprechenden Konfidenzintervallen (KI) erhoben.
Die Forscher nutzten den Review Manager 5.3 der Cochrane Collaboration, Oxford, UK, für alle Metaanalysen und zur Ermittlung eines möglichen Publikationsbias.
Ergebnisse
Von 3.692 identifizierten Artikeln nahmen die Forscher 15 Querschnitts- und 2 Fall-Kontroll-Studien in die Analyse auf.
Sie ermittelten für Patienten mit DM für die Dauer der Diabeteserkrankung (mittlerer Unterschied: 2,5 Jahre, 95%-KI: 1,71 - 3,29) folgende signifikante Risikofaktoren für eine DPN:
- Alter (mittlerer Unterschied: 4,00 Jahre, 95%-KI: 3,05 - 4,95)
- HbA1c-Spiegel (mittlerer Unterschied: 0,48%, 95%-KI: 0,33 - 0,64)
- DR (OR: 2,34, 95%-KI 1,74 - 3,16)
Keine Korrelation bestand zwischen:
- BMI
- Rauchen
- Gesamttriglycerid- oder Gesamtcholesterinspiegel
und dem Risiko einer DPN.
Fazit
Die Ergebnisse liefern eine wissenschaftliche Grundlage für ein besseres Verständnis der Ursachen von DM, der mit peripherer Neuropathie kompliziert ist, und außerdem für die Verbesserung von Präventionsstrategien, betonen die Forscher. Die Befunde sollten durch Daten aus prospektiven, qualitativ hochwertigen Kohortenstudien validiert werden.
Die Studie wurde vom chinesischen National Key R&D Program (Nr. 2017YFC0907301) und dem First-class discipline construction project der Guizhou Province - Public Health and Preventive Medicine (Nr. 2017[85]) finanziell unterstützt.