
Stuhltransplantation, auch als Fäkale Mikrobiota-Transplantationen (FMT) bezeichnet, werden bei therapierefraktären Clostridium-difficile-assoziierten Diarrhöen (CDAD) eingesetzt. Auch bei Patienten mit Colitis ulcerosa zeigen sich Erfolge. Neben der Übertragung von Bakterien, welche das Mikrobiom des Empfängers positiv beeinflussen, können auch multiresistente Erreger übertragen werden.
Übertragung multiresistenter Erreger in den USA
Wie die amerikanische Arzneimittelbehörde (FDA) mitteilt, wurden zwei Fälle bekannt, in denen es durch FMT zur Übertragung multiresistenter Erreger kam. Zwei Empfänger einer Stuhltransplantation entwickelten in der Folge invasive bakterielle Infektionen. Einer der Empfänger verstarb, der andere erkrankte schwer.
Es zeigte sich, dass die verwendeten FMT-Präparate aus dem Stuhl desselben Spenders stammten. Der Spenderstuhl bzw. die verwendeten FMT-Präparate waren vor der Verwendung nicht auf multiresistente Erreger getestet worden.
Rechtliche Vorgaben in Deutschland
In Deutschland wird in einer großen Zahl von Kliniken die FMT zu Therapie, v.a. von Clostridium difficile-Infektionen, eingesetzt. Hierzulande gelten Stuhltransplantate nach § 2 Abs.1 AMG als Arzneimittel. In der EU gibt es aktuell keine zugelassenen Arzneimittel, die auf FMT basieren. Der behandelnde Arzt stellt das Arzneimittel FMT unter seiner unmittelbaren fachlichen Verantwortung her. Die Herstellung muss nach § 67 Abs. 1 und 2 AMG bei den jeweils zuständigen Überwachungsbehörden der Länder angezeigt werden.
BfArM: Spenderauswahl und –testung wichtig
Im Zusammenhang mit den aktuellen Berichten aus den USA betonte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die potentiellen Risiken, die neben den erwünschten Wirkungen von einer FMT ausgehen können. Neben der Übertragung multiresistenter Erreger kann es auch zur Aktivierung unerwünschter immunologischer, metabolischer oder neoplastischer Prozesse im Empfänger kommen.
Um die Übertragung einer Erkrankung bzw. Infektion durch FMT zu reduzieren, ist die Sepnderauswahl und –testung von besonderer Bedeutung. Die Auswahl des Spenders muss in mehreren Stufen erfolgen. Dabei werden neben einer ausführlichen Anamnese auch umfängliche und wiederholte Untersuchungen des Spenders (Blut/Stuhl) und der Stuhlspende durchgeführt. Bei der Untersuchung sollten relevante Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze berücksichtigt werden.
Kriterien bei klinischen Studien mit FMT
Die Sicherheitsanforderungen des BfArM bei Anträgen zur Genehmigung klinischer Studien mit FMT in Deutschland sind hoch. Die vom BfArM geforderte, umfassende und mehrstufige Spenderauswahl und –testung beinhaltet auch multiresistente Erreger. Die vorgeschriebenen Testungen für Spender und Spenderstuhl sowie Ausschlusskriterien für Spender sind dem Bericht des BfArM zu entnehmen.
Zu den Ausschlusskriterien für Stuhlspender gehören beispielsweise das Vorliegen chronisch entzündlicher Darmerkrankungen, etwa Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Daneben sind beispielsweise langfristige medikamentöse Behandlung (z.B. Antibiotika, Immunsuppressiva, Protonenpumpenhemmer, systemische antineoplastische Mittel) ein Ausschlusskriterium.