Mit Ballontamponade postpartale Blutung stoppen

Postpartale Blutungen – auch heute noch eine lebensbedrohliche Geburtskomplikation – können effektiv mit einer Ballontamponade gestoppt werden. Die intrauterine Kompressionstherapie ist nicht nur effektiv, sondern auch risikoarm – und das nicht nur bei Uterusatonie.

Geburt

Auch heute noch sind peri- bzw. postpartale Blutungen (PPH = postpartale Hämorrhagie) aufgrund des oft hohen Blutverlustes eine der gefährlichsten Komplikationen rund um die Geburt. PPH ereignen sich bei etwa einer von 1.000 Geburten. Mit bis zu 25% sind postpartale Blutungen eine der häufigsten mütterlichen Todesursachen.

Ursache der Blutungen sind Plazentareste in der Gebärmutter oder Plazentaimplantationsstörungen wie Placenta accreta (die Plazenta wächst in das Uterusgewebe ein). Spitzenreiter der PPH-Ursachen ist mit ca. 75% die Uterusatonie. Die postpartale Uterusatonie mit schwallweiser massiver Blutung aus dem schlaffen Uterus betrifft 2 - 8% aller Gebärenden.

Bei PPH für Kompression sorgen

Bekanntlich stehen die meisten Blutungen durch Kompression. Das macht der Körper nach einer Geburt auf physiologischem Weg durch die Kontraktion der Gebärmutter. Bleibt diese aus, kann man durch Gabe von Oxytocin auf medikamentösem Weg diese Kontraktion auslösen. Auch mechanisch lässt sich durch den Credé- oder Hamilton-Handgriff eine Kompression erzielen. Allerdings ist dies nur für kurze Zeit möglich. Mit der Ballontamponade der Gebärmutterhöhle lässt sich eine Kompression auch über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten. Alternativ bzw. bei Versagen dieser Methode bleibt nur der chirurgische Eingriff, beispielsweise die Embolisation der Uterus-Arterien, als ultima ratio die Hysterektomie.

Bei der Ballontamponade wird vaginal – bei Sectio caesarea auch abdominal – ein Ballon in das Cavum uteri eingelegt. Der Ballon wird mit 70 bis 500 ml körperwarmer NaCl 0,9% gefüllt und kann anschließend bis zu 24 Stunden belassen werden. Nach einer vaginalen Geburt kann das Dislozieren des Ballons mit einer vaginalen Tamponade verhindert werden.

UTB-Erfolgsrate 86%

Wie effektiv diese Ballontamponade bei PPH unabhängig von der Blutungsursache ist, wollten Geburtsmediziner aus Boston (Massachusetts, USA) wissen. In einer Metaanalyse mit 91 Studien werteten sie die Daten von 4.729 Frauen mit PPH aus, die mit uteriner Ballontamponade (UTB) behandelt worden waren. Insgesamt lag der Erfolg der UTB bei 85,9% (95 %-KI: 83,9 - 87,9%). Unterschieden nach den Blutungsursachen war die UTB am erfolgreichsten bei Uterusatonie mit 87,1% (84,1 - 89,9%); und Placenta praevia mit 86,8% (KI 82,3 - 90,6%).

Weniger gut funktionierte die UTB bei Retention der unreifen Frucht (76,8%, KI 65,3 - 86,5%) und bei Komplikation aus dem Placenta-accreta-Spektrum: hier lag die Erfolgsrate bei 66,7% (KI 49,4 - 81,9%).

UTB etwas besser bei vaginaler Entbindung

Die US-Forscher schauten auch nach den Unterschieden beim Geburtsvorgang: UTB war bei vaginaler Entbindung mit 87,1% im Vergleich zu Kaiserschnittentbindung mit 81,7% etwas erfolgreicher.

UTB reduzierte den Einsatz arterieller Embolisation: Das relative Risiko lag bei  0,29 (95 %-KI: 0,14 - 0,63).

Geringe Komplikationsrate

Die Komplikationsrate über alle Studien hinweg lag bei 6,5%. Als Komplikationen wurden gewertet:

  • Fieber oder Infektion (6,5%)
  • Endometritis (2,3%)
  • Zervixriss (1,7%)
  • Risswunde im unteren Abschnitt der Vagina (4,8%)
  • Inzisionsruptur des Uterus (1,9%)
  • Uterusperforation (2,0%)
Autor:
Stand:
28.02.2020
Quelle:

Suarez S et al. (2020) Uterine Balloon Tamponade for the Treatment of Postpartum Hemorrhage: a Systematic Review and Meta-Analysis. Am J Obstet Gynecol. DOI: 10.1016/j.ajog.2019.11.1287.

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