Wie gefährlich ist COVID-19 für Schwangere?

Nach bisherigen Erkenntnissen schadet eine Infektion mit SARS-CoV-2 Schwangeren und ihren Babys weniger als man es nach den Erfahrungen mit dem SARS-Virus befürchtet hatte. Die Pneumonien verlaufen mild, die Neugeborenen sind in der Regel gesund.

Schwangere COVID-19

Während der Schwangerschaft drückt der Fetus zunehmend das Zwerchfell nach oben, was zu einer schlechteren Lungenbelüftung führt. Zudem benötigen Schwangere mehr Sauerstoff und neigen außerdem zu Flüssigkeitseinstrom in die Lunge. Des Weiteren ist bei den werdenden Müttern das Immunsystem heruntergefahren, damit sie das in Teilen DNA-fremde Kind tolerieren.

SARS-Epidemie: Beatmung für jede zweite infizierte Schwangere

All diese Umstände lassen erwarten, dass eine Infektion der Atemwege die Lungenfunktion noch weiter belastet, zu einem komplikationsreichen Verlauf von Infektionen führt und möglicherweise Mutter und Kind gefährdet. Bei der SARS-Epidemie 2003 (SARS-CoV=Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus) – ebenfalls eine Infektion mit einem Corona-Virus der Lunge – musste jede zweite infizierte Schwangere auf der Intensivstation betreut werden, fast jede Dritte wurde beatmungspflichtig.

Kein Einfluss auf den Schwangerschaftsverlauf

Wie wirkt sich also COVID-19 auf die Schwangerschaft aus? Mittlerweile liegen dazu erste Daten aus mehreren kleineren Studien vor. Die Wissenschaftler der Huazhong Universität (Wuhan, China) berichten über eine Beobachtungsstudie mit 15 viruspositiven Schwangeren (zwischen 23 und 40 Jahren alt). Alle entwickelten eine milde Pneumonie. Weitere Symptome waren – außer initialem Fieber und Husten – Gliederschmerzen, Halsschmerzen, Dyspnoe und Diarrhoe. Der häufigste Laborbefund war eine Lymphozytopenie. Insgesamt beeinträchtigte die Infektion den Schwangerschaftsverlauf nicht – selbst ohne jede antivirale Therapie (1).

Bei Kaiserschnitt keine Virustransmission aufs Baby

Ähnliches berichten Ärzte vom Zhongnan Hospital (ebenfalls Wuhan) von neun COVID-19-positiven Schwangeren. Sie alle hatten Fieber, entwickelten eine Pneumonie und fünf auch eine Lymphopenie. Aber keine der Schwangeren zeigte schwerwiegende Symptome. Die Kinder wurden alle per Kaiserschnitt entbunden und hatten gute Apgar-Werte (8-9 nach einer Minute, 9-10 nach 5 Minuten).

Die Frage, ob sich das COVID-19-Virus vom mütterlichen Organismus transplazentar auf den Fötus überträgt, konnte verneint werden:  Amnionflüssigkeit, Nabelschnurblut, Rachenabstrich der Neugeborenen und die Brustmilch von getesteten Patientinnen und Kindern waren alle SARS-CoV2-negativ (2).

Postpartal keine Intensivbehandlung der Mütter nötig

Eine dritte Studie aus Wuhan berichtet über sieben Frauen, die in der Spätschwangerschaft mit COVID-19 infiziert wurden. Bei sechs von ihnen wurde eine beidseitige, bei einer eine einseitige Pneumonie festgestellt.  Alle Patientinnen entbanden per Kaiserschnitt, keine benötigte eine Intensiv-Behandlung. Die Kinder hatten alle ein normales Geburtsgewicht. Nur die drei Kinder, die zur Beobachtung im Krankenhaus blieben, wurden auf COVID-19 getestet, wobei nur eines einen positiven Test und eine milde Lungeninfektion aufwies (3).

Noch viele Fragen offen

Auch wenn diese ersten Beobachtungen recht positiv sind, lassen sich noch lange keine allgemeingültigen Aussagen treffen. Weitere Studien sind erforderlich, um das Risiko der COVID-19-Infektion bei Schwangeren zu beurteilen, so alle Autoren. Auch Teilaspekte müssten weiter untersucht werden – beispielsweise die Frage, ob generell bei COVID-19-Infektion eine Kaiserschnitt-Entbindung empfohlen werden soll. Auch lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen, ob eine COVID-19-Infektion weniger komplikationsträchtig ist für Schwangere als eine durch Influenzaviren hervorgerufene Grippe.

Autor:
Stand:
08.04.2020
Quelle:
  1. Chen Y et al. (2020): Infants Born to Mothers With a New Coronavirus (COVID-19), Front. Pediatr. https://doi.org/10.3389/fped.2020.00104
     
  2. Chen H et al. (2020) Clinical characteristics and intrauterine vertical transmission potential of COVID-19 infection in nine pregnant women: a retrospective review of medical records; The Lancet  395, 10226, 809-815, DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(20)30360-3
     
  3. Yu N et al. (2020): Clinical features and obstetric and neonatal outcomes of pregnant patients with COVID-19 in Wuhan, China: a retrospective, single-centre, descriptive study. Lancet Infect Dis., DOI: 10.1016/S1473-3099(20)30176-6.
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