
Gestationsdiabetes (GDM) gehörte mit einer weltweiten Prävalenz von 13,4% im Jahr 2021 zu den häufigsten Schwangerschaftskomplikationen. Eine Forschergruppe um Dr. Ulrich Pecks, Oberarzt und Leiter der Geburtshilfeabteilung am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, untersuchte in diesem Zusammenhang, ob sich die Diagnose auch auf den Covid-19-Verlauf auswirken würde.
Nach Auswertung der Daten aus dem deutsch-österreichischen CRONOS-Register war ein Schwangerschaftsdiabetes allein nicht mit einem deutlich erhöhten Risiko für schwere Covid-19-Verläufe der Mutter assoziiert. Bei insulinpflichtigem GDM plus Übergewicht (≥25 kg/m2) oder Adipositas verdreifachte sich das Risiko hingegen [1].
Daten von knapp 1.500 Frauen ausgewertet
Die Covid-19-Related Obstetric and Neonatal Outcome Study (CRONOS) ist eine prospektive, multizentrische, Onlineregister-Studie zur Erfassung von schwangeren, mit SARS-CoV-2 infizierten Frauen und ihren neugeborenen Kindern aus Deutschland und Linz, Österreich. Zwischen April 2020 und August 2021 wurden in die Registerdatenbank 1.490 schwangere Frauen mit Covid-19 aufgenommen.
Das durchschnittliche Alter der Teilnehmerinnen lag bei 31 Jahren, für 40,7% war es das erste Kind. 140 Frauen (9,4%) hatten einen Gestationsdiabetes, 42,9% von ihnen waren insulinpflichtig. Bei 74% der Patientinnen erfolgte die Covid-19-Diagnose gleichzeitig mit oder kurz nach der GDM-Diagnose.
Maternale und neonatale Studienendpunkte
Der primäre kombinierte maternale Endpunkt wurde definiert als intensivmedizinische Behandlung inklusive Tod durch Covid-19, virale Pneumonie und/oder Sauerstofftherapie. Als primärer kombinierter neonataler Endpunkt bestimmten die Forschenden die Faktoren Totgeburt ab der 24. Schwangerschaftswoche, Tod innerhalb von sieben Tagen nach der Geburt und/oder eine intensivmedizinische Betreuung des Neugeborenen.
Gestationsdiabetes plus Übergewicht besonders gefährlich
Nach Auswertung aller Daten barg ein Schwangerschaftsdiabetes allein kein deutlich erhöhtes Risiko für schwere Covid-19-Verläufe der Mutter (OR 1,50; 95%-KI, 0,88–2,57). Der Risikofaktor bei insulinpflichtigem Gestationsdiabetes plus Übergewicht (≥25 kg/m2) oder Adipositas lag hingegen bei 3,05 (95%-KI 1,38–6,73).
Im Vergleich zu Frauen, die sich vor Bekanntwerden des Gestationsdiabetes mit SARS-CoV-2 infiziert hatten, erlitten Frauen, deren Covid-19-Erkrankung mit oder kurz nach der Diagnose des Gestationsdiabetes auftrat, häufiger schwere mütterliche Covid-19-Verläufe (19,6% vs. 5,6%; p<0,05).
Darüber hinaus erhöhte die Kombination aus mütterlichem Schwangerschaftsdiabetes und einem BMI von ≥25 kg/m2 vor der Geburt das Risiko für negative fetale und neonatale Ergebnisse (OR 1,83; 95%-KI 1,05–3,18).
Fazit
Frauen mit insulinpflichtigen Gestationsdiabetes und Übergewicht bzw. Adipositas sind besonders gefährdet, schwer an Covid-19 zu erkranken. Das gilt vor allem dann, wenn eine SARS-CoV-2-Infektion zeitlich nah zur GDM-Diagnose erfolgt. GynäkologInnen sollten diese Risikofaktoren bei der Betreuung ihrer Patientinnen berücksichtigen, so die Studienautoren.