Hormonabhängige Tumore: Früherkennung aus dem Zervix-Abstrich

Der epigenetische WID-Test macht’s möglich: Nicht nur ein Zervixkarzinom, sondern auch andere hormonabhängige Tumore wie Ovarial-Ca oder Brustkrebs können in den Epithelien des Gebärmutterhalses früh erkannt werden.

Zervixabstrich Krebsvorsorge

Die Veranlagung eine Krebserkrankung zu entwickeln ist in der DNS festgeschrieben. Ob sich allerdings tatsächlich ein Malignom entwickelt, hängt auch vom Epigenom ab. Es bestimmt durch Markierungen am menschlichen Erbgut die Identität und Aktivität einer Zelle.

Dem Epigenom auf der Spur

Dabei handelt es sich um Markierungen an der DNA, die die Expression bestimmter Gene der Zelle erhöhen oder verringern und somit auch das Krebsrisiko beeinflussen. Ein Mechanismus ist dabei die DNA-Methylierung. Diese wird sowohl von genetischen als auch von nicht-genetischen Faktoren modifiziert. Externe Faktoren, beispielsweise Rauchen, die Ernährungsweise, Hormone oder auch Alterungsprozesse führen zu Veränderungen der DNA-Methylierung. All diese Faktoren, die im Laufe des Lebens auf die Zellen einwirken, hinterlassen epigenetische Fußabdrücke auf der DNA.

Epigenetischer Fußabdruck in Zervix-Epithelzellen

Und dies lässt sich jetzt sichtbar machen: Die WID (Women’s cancer risk IDentification)-Tests suchen nach epigenetischen Fußabdrücken auf der DNA einer Frau, die sich im Laufe ihres Lebens angesammelt haben und untersuchen, ob die Frau auf Krebs zusteuert, d.h. ein hohes Risiko dafür hat. Mit dem WID-Test kann bereits das Risiko für Ovarial-Ca und Brustkrebs aus den Epithelzellen des Gebärmutterhalses bestimmt werden. Das funktioniert unter anderem daher, dass es sich beim Zervix-, Ovarial-, und Mamma-Ca um epitheliale und hormonabhängige Tumore handelt, wie der Forschungsleiter Onkologie der Universität Innsbruck (Österreich) Professor Dr. Martin Widschwendter erläuterte.

Die WID-Tests untersuchen den epigenetischen Fußabdruck für jede Krebsart einzeln und berechnen einen individuellen WID-Index ("Women’s cancer risk IDentification") der das Risiko für die verschiedenen Krebserkrankungen angibt.

© Video: Mit freundlicher Genehmigung des Forschungsinstitut für Biomedizinische Alternsforschung der Universität Innsbruck

Erste Studien belegen Nutzen des WID-Tests

Erste Studien belegen den Vorhersagewert des WID-Tests für Eierstock- und Brustkrebs. Das von Widschwendter geführte internationale Forschungsteam analysierte das Epigenom bei 289 Frauen mit Eierstockkrebs, bei 727 Frauen mit Brustkrebs und bei 1.410 Frauen ohne Krebsdiagnose aus 15 europäischen Zentren. Die WID-Tests zur Analyse der epigenetischen Fußabdrücke für Brust- und Eierstock-Krebs konnten die an Krebs erkrankten Frauen durch die Auswertung einer einzigen Probe aus dem Gebärmutterhalsabstrich mit hoher Wahrscheinlichkeit identifizieren. Frauen mit dem höchsten Risiko-Score im Vergleich zu Frauen mit den niedrigsten Risiko-Score hatten ein 26,3-fach und 15,7-fach erhöhtes Risiko mit Eierstock- bzw. Brustkrebs diagnostiziert zu werden.
Die Epigenom-Forscher hoffen, dass die WID-Tests die Krebsprävention und Früherkennung personalisieren wird und zudem erstmals ermöglichen, Frauen basierend auf ihrem individuellen, veränderlichen Krebsrisiko zu untersuchen und zu behandeln. Darüber hinaus erlauben die WID-Tests, den Erfolg der präventiven Maßnahmen zu kontrollieren.

Autor:
Stand:
08.03.2022
Quelle:
  1. Barrett JE, Widschwendter M et al. (2022): The WID-BC-index identifies women with primary poor prognostic breast cancer based on DNA methylation in cervical samples', Nature Communications, DOI: 10.1038/s41467-021-27918-w
  2. Barrett JE, Widschwendter M et al. (2022): The DNA methylome of cervical cells can predict the presence of ovarian cancer, Nature Communications, DOI: 10.1038/s41467-021-26615-y
  3. Pressemitteilung der Universität Innsbruck vom 1. Februar 2022
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