Influenza in der Schwangerschaft steigert Risiko für Spätabort

Schwangere sollten gegen Grippe geimpft werden. Macht eine werdende Mutter eine Influenza durch, steigt das Risiko einer Fehlgeburt nach der 13. Schwangerschaftswoche steigt. Bleibt die Schwangerschaft bestehen, sind die termingerecht geborenen Babys oft untergewichtig.

Schwangere Impfung

Die Auswirkungen von COVID-19 auf den Verlauf einer Schwangerschaft und der Schutz durch eine künftige Impfung werden zurzeit stark beforscht. Dabei geht unter, dass auch über die Risiken einer anderen Viruserkrankung, für die es schon längst einen Impfschutz gibt, bei werdenden Müttern nur wenig bekannt ist: Influenza.

Wie wirkt sich Influenza auf die Schwangerschaft aus?

Diese Wissenslücke zum Risiko der pränatalen Virusgrippe wollte eine internationale Forschergruppe unter der Leitung von Dr. Fatimah S. Dawood von der Abteilung Influenza am US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (Atlanta, Georgia, USA) schließen. An ihrer prospektiven Kohortenstudie nahmen 11.277 schwangere Frauen mit einem mittleren Alter von 26 Jahren und einem Gestationsalter von durchschnittlich 19 Wochen teil.

Bis zum Ende der Schwangerschaft wurden die Frauen zweimal wöchentlich kontaktiert, um Grippesymptome zu registrieren. Zeigten die Frauen Symptome wurde ein Nasenabstrich und ein Influenza- T-PCR-Test vorgenommen. Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen der pränatalen Influenza und Frühgeburt sowie spätem Abort, d.h. nach der 13. Schwangerschaftswoche, kleinem Gestationsalter (SGA) und Geburtsgewicht von termingerecht geborenen Kindern.

Über 11.000 Teilnehmerinnen

Von den insgesamt 11.277 Teilnehmerinnen hatten 1.474 (13%) eine Grippeimpfung erhalten; 310 Schwangere erkrankten an der Virusgrippe (270 an Influenza A und 40 an Influenza B). Die Influenza-Inzidenz betrug 88,7 pro 10.000 Schwangerschaftsmonate (95% Konfidenzintervall 68,6−114,8) während der Saison 2017 und 69,6 pro 10.000 Schwangerschaftsmonate (95% KI 53,8−90,2) während der Saison 2018. Das Risiko liegt in der Grippesaison zwischen 0,7% und 0,9% pro Schwangerschaftsmonat.

Kein gesteigertes Frühgeburtsrisiko

Von den 10.826 Frauen, für die vollständige Daten vorliegen, hatten 11% Frühgeburten, bei 22% war das Kind zu klein für sein Gestationsalter (SGA), 2% erlitten einen Spätabort.

Mittlers Geburtsgewicht:

  • 3012 (565) g alle Säuglinge.
  • 3092 (516) g termingerechte Einlingsgeburten.

Die pränatale Influenza war somit nicht mit Frühgeburten (bereinigte Hazard Ratio=aHR 1,4; 95% KI 0,9−2,0; p=0,096) oder mit einem SGA-Säugling (bereinigtes relatives Risiko 1,0; 95% KI 0,8−1,3; p=0,97) assoziiert.

Rate von Spätaborten steigt um das 10-fache

Jedoch steigerte eine Virusgrippe während der Schwangerschaft das Risiko für einen späten Abort um das Zehnfache (aHR 10,7; 95% KI 4,3−7,0; p<0,0001). Das mittleren Geburtsgewichts von termingerecht geborenen Kindern war durchschnittlich um 55,3 g (95% KI -109,3−1,4; p=0,0445) geringer im Vergleich von Babys, deren Mütter keine Influenza durchgemacht hatten.

Diese signifikante Reduktion des mittleren Geburtsgewichts wurde nur dann beobachtet, wenn die Schwangeren während des zweiten Trimesters an Influenza erkrankt waren.

Schwangere gegen Grippe impfen!

Fazit der Epidemiologen: Die pränatale Influenza ist zwar nicht mit einem Frühgeburtsrisiko verbunden, aber die Gefahr für einen Spätabort nach der 13. Schwangerschaftswoche steigt um das Zehnfache. Nach Meinung der Autoren unterstreichen diese Ergebnisse den Nutzen einer Grippeimpfung bei Schwangeren.

Autor:
Stand:
07.12.2020
Quelle:
  1. Dawood FS et al. (2020): Incidence of influenza during pregnancy and association with pregnancy and perinatal outcomes in three middle-income countries: a multisite prospective longitudinal cohort study. Lancet Infect Dis. doi: 10.1016/S1473-3099(20)30592-2.
  • Teilen
  • Teilen
  • Teilen
  • Drucken
  • Senden

Anzeige