
Hintergrund:
Viele junge Frauen im gebärfähigen Alter ernähren sich vegetarisch, also ohne den Verzehr von Fleisch und Fisch.
Noch strenger ist die vegane Ernährung, bei der ausschließlich pflanzliche Lebensmittel verzehrt werden. Alle tierischen Lebensmittel sowie Lebensmittel, in deren Herstellungsprozess tierische Bestandteile verwendet werden, dürfen bei dieser Ernährungsform nicht verzehrt werden.
Fragestellung:
Die Forscher untersuchten, welche Auswirkungen eine vegetarische oder vegane Ernährung im Vergleich zur fleischhaltigen Ernährung auf Schwangerschaftsoutcomes hat.
Methoden:
Die vorliegende retrospektive Studie aus dem Jahr 2017 schloss insgesamt 1419 Frauen, die vor weniger als 4 Jahren ein Kind entbunden haben, ein. Die Teilnehmerinnen wurden entsprechend ihrer Ernährung während der Schwangerschaft in die drei Gruppen: vegan, vegetarisch und ohne Einschränkungen eingeteilt. Als Outcomes legten die Forscher die Perzentile des Geburtsgewichts, small for gestational age (SGA), large for gestational age (LGA), Frühgeburt, übermäßige maternale Gewichtszunahme während der Schwangerschaft und das Vorliegen eines Gestationsdiabetes fest.
Ergebnisse:
Von den in der Studie eingeschlossenen Frauen ernährten sich 234 vegan (16,5%), 133 vegetarisch (9,4%) und 1052 mit fleischhaltiger Kost (74,1%). Die Ernährungsform wurde für mindestens 1 Jahr vor Eintritt der Schwangerschaft sowie während der Schwangerschaft eingehalten.
Die Studie zeigte, dass die Frauen, die sich vegan ernährten, Kinder mit einem niedrigeren Perzentil des Geburtsgewichts (42,6±25,9 versus 52,5±27,0; p<0,001) zur Welt brachten als die anderen Gruppen.
Ferner zeigten die Kinder der sich vegan ernährenden Frauen ein um 74% erhöhtes SGA Risiko (kleinere Körpergröße im Verhältnis zur Gestationszeit [small for gestational age]) (adjusted Odds Ratio [aOR] 1,74; 95% Konfidenzintervall [KI]: 1,05 – 2,86).
Die Frauen selbst wiesen eine 39% niedrigere Wahrscheinlichkeit für eine übermäßige Gewichtszunahme auf (aOR 0,61; 95% KI: 0,44-0,86).
Auch eine vegetarische Ernährung war verglichen mit einer Ernährung ohne Einschränkung mit einem 52% geringeren Risiko für eine zu starke Gewichtszunahme der Schwangeren assoziiert.
Bezüglich des SGA Risikos wurde zwischen den beiden Gruppen vegetarisch und ohne Einschränkungen kein Unterschied festgestellt.
Zwischen den maternalen Essgewohnheiten und dem Risiko einer Frühgeburt oder eines zu niedrigen Geburtsgewichts (<2500g) fanden die Forscher keine Assoziationen.
Fazit:
Die Studie zeigte, dass eine vegane Ernährung der Mutter mit einem höheren SGA Risiko und einem geringeren Geburtsgewicht des Neugeborenen einhergeht. Gleichzeitig ist das Risiko einer übermäßigen Gewichtszunahme der Mutter während der Schwangerschaft vermindert. Die Studienautoren vermuteten, dass die Frauen, die sich vegan oder vegetarisch ernährten auf Grund des bereits vor der Schwangerschaft niedrigeren BMIs ein geringeres Risiko für eine übermäßige Gewichtszunahme während der Schwangerschaft hatten.
Zudem wiesen die Forscher darauf hin, dass ein niedriger BMI ein Risikofaktor für SGA ist, somit könnte das höhere Risiko für SGA-Kinder bei Veganerinnen auch damit zusammenhängen, dass diese häufiger untergewichtig waren.