Ovarialkrebs: Trotz früher Diagnose bleibt die Sterblichkeit gleich

Dank multimodalem Screening bei Ovarial-Ca können heutzutage mehr Tumore in einem früheren Stadium entdeckt werden. Das hat aber offenbar keinen Einfluss auf die Mortalitätsrate. Wie eine britische Studiengruppe herausfand, ist der Anteil der Frauen, die am Ovarial- und Eileiterkrebs gestorben sind, nach 16 Jahren mit 0,6 % ebenso hoch wie in der nicht gescreenten Kontrollgruppe.

Vorsorgeuntersuchung Frauenarzt

Eierstockkrebs gilt nach wie vor als gefährlichste aller gynäkologischen Tumorerkrankungen. Die 5-Jahres-Überlebensrate in Deutschland liegt – gemittelt über alles Stadien bei Erstdiagnose − bei 30-40%. Allerdings hängt die Prognose wesentlich vom Stadium der Erkrankung bei Diagnosestellung ab.

Diagnose oft erst in metastasierten Stadien

Weil das Ovarial-Ca nur unspezifische Symptome verursacht, wird bei mehr als der Hälfte der Patientinnen der Tumor erst entdeckt, wenn er bereits metastasiert ist (Stadium III oder IV). Entsprechend schlecht ist die Prognose: in Deutschland beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate 23% im Stadium III und 14 % im Stadium IV. Sehr viel besser sieht es für die Frauen aus, bei denen das Ovarial-Ca bereits im Stadium I entdeckt wurde. Hier leben nach 5 Jahren noch 90% der Patientinnen.

Screening-Programm für Ovarial-Ca?

Daher liegt es auf der Hand, dass eine frühe Diagnose auch Leben retten könnte. Sollte daher nicht ein flächendeckendes Screening-Programm etabliert werden? Das wollten britische Forscher genau wissen und verglichen zwei Screening-Methoden mit einer Kontrollgruppe ohne Früherkennungsuntersuchung.  

Für ihre kontrollierte Studie (UK Collaborative Trial of Ovarian Cancer Screening, UKCTOCS) analysierten sie die Daten von 202.638 postmenopausalen Frauen, die sich jährlich entweder einem multimodalen Früherkennungsprogramm mit CA125-Bestimmung (MMS) unterzogen hatten, nur eine transvaginale Ultraschalluntersuchung (USS) bekamen oder kein Screening hatten.

Mortalität in allen Gruppen bei 0,6%

Die Auswertung nach median 16,3 Jahren Nachverfolgung ergab:

  • Bei 2.055 Frauen wurden Tumoren der Ovarien oder Eileiter entdeckt. Der Anteil in den drei Gruppen betrug jeweils 1,0 %.
  • Bei Frauen, die multimodal gescreent worden waren, war der Anteil von Tumoren im Stadium I gegenüber der nicht gescreenten Kontrollgruppe um 47,2 % erhöht. Tumoren des Stadiums IV waren in der MMS-Gruppe dagegen um 24,5 % seltener.
  • Die Inzidenz von Erkrankungen im Stadium I oder II war nach MMS 39,2 % höher als ohne Screening; die Inzidenz der Stadien III und IV dagegen 10,2 % niedriger.
  • Der Anteil der Frauen, die in den drei Gruppen an Ovarialkrebs starben, betrug jeweils 0,6 %. Weder in der MMS Gruppe noch in der USS war die Sterberate durch Ovar/Eileiterkrebs gegenüber nicht gescreenten Frauen reduziert (p = 0,58 bzw. p = 0,36)

Kurz: Durch ein Screening lässt das Ovarial-Ca in früheren Stadien entdecken und somit geht Inzidenz der metastasierten Stadien zurück. Doch dies schlägt sich nicht in geringerer Sterblichkeit nieder.

Kein flächendeckendes Ovarial-Screening

Nach Ansicht der Autoren verdeutlicht ihr Ergebnis, dass es für Screening-Studien wichtig sei, Mortalität als Endpunkt festzulegen. Ein flächendeckendes Screening der weiblichen Allgemeinbevölkerung könne angesichts dieser Daten nicht empfohlen werden, so das Fazit der britischen Wissenschaftler.

Autor:
Stand:
30.06.2021
Quelle:

Menon U et al. (2021): Ovarian cancer population screening and mortality after long-term follow-up in the UK Collaborative Trial of Ovarian Cancer Screening (UKCTOCS): a randomised controlled trial. Lancet.S0140-6736(21)00731-5. doi: 10.1016/S0140-6736(21)00731-5.

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