Parkinson-Risiko durch Ovarektomie bei jungen Frauen

Ohne Not sollten sich Frauen vor der Menopause nicht die Eierstöcke entfernen lassen. Der Grund: Ihr Risiko einen M. Parkinson zu entwickeln steigt im Vergleich zu Frauen, deren Menopause spontan eintritt. Und je jünger die Frauen bei der Ovarektomie sind, umso höher das Risiko.

Unterleibs-OP

Gelegentlich ist zu lesen, dass sich Frauen aus Angst vor einem Ovarial-Ca prophylaktisch die Eierstöcke entfernen lassen. Doch sie handeln sich damit möglicherweise andere Probleme ein. Eines davon ist das Risiko einen Morbus Parkinson zu entwickeln.

Neuroprotektion durch Östrogene?

Einen Zusammenhang zwischen Ovarien bzw. den Östrogenen vermuten Epidemiologen aufgrund der Tatsache, dass ein M. Parkinson (Parkinson Disease = PD) ganz überwiegend bei Männern auftritt. Männer und Frauen unterscheiden sich auch in ihren Risikofaktoren, klinischen Manifestationen und dem Ansprechen auf eine PD-Behandlung. Diese Unterschiede wurden zum Teil mit einem möglichen neuroprotektiven Nutzen von Östrogen für dopaminerge Neuronen erklärt.

Große prospektive Kohortenstudie

Bisherige Studien, die das PD-Risiko bei Ovarektomie untersuchten, kamen zu widersprüchlichen Ergebnissen. Um hier dem tatsächlichen Risiko auf den Grund zu gehen, legten Forscher der Mayo-Klinik (Rochester, Maryland, USA) eine populationsbasierte, prospektive Kohortenstudie auf.

Sie verglichen zwei Kohorten, die nach Alter abgeglichen waren:

  • 2.750 Frauen, die sich vor der spontan eintretenden Menopause aufgrund gutartiger Indikationen einer bilateralen Ovarektomie unterzogen hatten (im medianen Alter von 45,0 Jahren).
  • 2.749 Frauen, denen die Eierstöcke nicht entfernt wurden.

Größtes PD-Risiko bei unter 40-Jährigen

Generell ergab der Vergleich der beiden Kohorten, dass Frauen, die sich die Eierstöcke vor der Menopause entfernen ließen, insgesamt ein erhöhtes Risiko für PD aufwiesen (Hazard Ratio HR: 1,59). Dieses Risiko stieg auf das bis zu Siebenfachen, wenn sie zum Zeitpunkt des Eingriffs jünger als 43 Jahre waren (HR: 7,67).

Aufgeteilt nach Altersquartilen:  nahm das Risiko zu, je jünger die Frauen waren. Alter zum Op-Zeitpunkt:

  • älter als 50 Jahre HR 1,43
  • 46-49 Jahre HR 1,55
  • 40-45 Jahre HR 1,36
  • Jünger als 40 Jahre HR 8,82

Wirkt eine HRT dem PD-Risiko entgegen?

Des Weiteren konnten die US-Forscher bei dieser Studie Hinweise finden, dass eine Hormone-Ersatz-Therapie mit Östrogenen dieses erhöhte Parkinson-Risiko bei Frauen, die sich im Alter von 45 Jahren und jünger der Ovarektomie unterzogen hatten, etwas abschwächte.

Die Autoren sind der Ansicht, dass ihre Ergebnisse dazu beitragen könnten, die Zahl prophylaktischer bilateraler Ovarektomien bei prämenopausalen Frauen mit einem durchschnittlichen Risiko für Eierstockkrebs zu verringern, wenn sie auf das Risiko von Parkinson-Erkrankungen hingewiesen werden.

Autor:
Stand:
28.12.2022
Quelle:
  1. Finanzierung: National Institute on Aging, USA
  2. Rocca WA et al. (2022): Association of Premenopausal Bilateral Oophorectomy With Parkinsonism and Parkinson Disease. JAMA Netw Open. 2022;5(10):e2238663. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2022.38663.
  • Teilen
  • Teilen
  • Teilen
  • Drucken
  • Senden

Anzeige