Schwangere sollten Kaffee gänzlich meiden

Kaffee in der Schwangerschaft ist nicht gerade gesund – doch bisher galt eine kleine Menge Koffein von 200 mg pro Tag noch als unbedenklich. Doch dem ist offenbar nicht so: wie eine Metaanalyse jetzt ergeben hat, können selbst zwei Tassen Kaffee am Tag das Risiko für Fehlgeburten steigern.

Kaffee

Kein Zweifel: Koffein ist die über alle Kulturellen, geographischen und sozialen Barrieren hinweg weltweit am meisten konsumierte psychoaktive Substanz. Natürlich trinken auch Schwangere ihren Kaffee, um in Schwung zu kommen, zumal Frauen in der Schwangerschaft vielfach müde sind. Seit den 80er Jahren setzte sich allerdings mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass Koffein dem Fetus schaden kann. Abgesehen von einer möglichen Teratogenität (bei Nagern nachgewiesen) können bei Säuglingen von Müttern, die viel Koffein zu sich nahmen, postpartal Koffein-Entzugssymptome wie Tremor und Unruhe beobachtet werden.

Maximal zwei Tassen Kaffee unbedenklich?

Um den Fetus zu schützen, wurde von verschiedenen Gremien wie gynäkologischen und ernährungswissenschaftlichen Fachgesellschaften oder Behörden wie dem National Health Service in Großbritannien eine Obergrenze von 200 mg Koffein pro Tag empfohlen, was etwa zwei Tassen mittelstarken Kaffees entspricht.

Doch nicht nur auf den Fetus, auch auf den Ausgang einer Schwangerschaft wirken sich Cola & Co. negativ aus. So wird in verschiedenen Studien ein Zusammenhang zwischen Koffein-Aufnahme und Fehlgeburt, Totgeburt, niedriges Geburtsgewicht bzw. zu klein für das Gestationsalter, Frühgeburt, akute Leukämie im Kindesalter sowie Übergewicht und Adipositas im Kindesalter festgestellt.

1261 Studien zu Kaffee+ Schwangerschaft gescreent

Doch wie stark das Koffein zu diesen Ereignissen beiträgt und ob sich so etwas wie eine unbedenkliche Koffein-Menge pro Tag definieren lässt, war bisher nicht bekannt. Um hier die Wissenslücke zu füllen, hat Professor Jack E. James von der Universität Reykjavik eine Metaanalyse angestrengt.

Aus 1261 peer-reviewed Veröffentlichungen anerkannter Journals, filterte 48 Originalbeobachtungsstudien und Metaanalysen heraus, bei denen Koffein und koffeinhaltige Getränke mit Schwangerschaftsergebnissen in Verbindung gebracht wurden.

Sechs negative Schwangerschaftsereignisse

Hierbei wurden vor allem sechs Kategorien negativer Schwangerschaftsverläufe ausgewertet: Fehlgeburt, Totgeburt, niedriges Geburtsgewicht und/oder klein für das Gestationsalter, Frühgeburt, akute Leukämie im Kindesalter sowie Übergewicht und Adipositas im Kindesalter.

Fehlgeburten und zu leichte Babys

Die überwiegende Mehrheit der Studien ergab, dass der mütterliche Koffeinkonsum häufiger mit negativen Schwangerschaftsergebnissen verbunden ist. Von 42 Beobachtungsstudien wiesen 32 auf ein signifikant erhöhtes koffeinbezogenes Risiko aller sechs Kategorien hin. In 14 von 17 Metaanalysen wurde übereinstimmend festgestellt, dass der mütterliche Koffeinkonsum mit einem erhöhten Risiko für die vier Ergebniskategorien Fehlgeburt, Totgeburt, niedriges Geburtsgewicht bzw. geringes Geburtsgewicht für das Gestationsalter und akute Leukämie im Kindesalter verbunden war.

Zusammenhang bei Frühgeburten nicht sicher

Für die Kategorie Frühgeburt lässt sich ein Zusammenhang zum Koffein-Konsum statistisch nicht so sicher belegen. Für Übergewicht im Kindesalter fanden sich keine Hinweise in den Metaanalysen, obwohl vier von fünf ursprünglichen Beobachtungsstudien über signifikante Zusammenhänge zwischen mütterlichem Koffeinkonsum und dieser Zielkategorie berichteten.

Ein Teil der ausgewerteten Studien konnten eine signifikante Dosis-Wirkungs-Beziehung nachweisen, die auf eine Kausalität hindeutete. Umgekehrt konnte keine der Untersuchungen eine Koffein-Menge beziffern, die einen sicheren Schwangerschaftsverlauf garantiert.

Keine sichere Koffein-Schwelle

Daus schließt der isländische Wissenschaftler, dass es keine Schwelle eines „mäßigen“ Koffein-Konsums gibt, unterhalb derer eine Schwangerschaft sicher ist. Daher sollte schwangeren Frauen und solchen, die es werden wollen, geraten werden Koffein gänzlich meiden.

Autor:
Stand:
07.09.2020
Quelle:

James JE (2020): Maternal caffeine consumption and pregnancy outcomes: a narrative review with implications for advice to mothers and mothers-to-be. BMJ Evid Based Med 2020:bmjebm-2020-111432.

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