Schwangerschaftshochdruck & Risiko für Nierenerkrankung

Wenn eine Frau während der Schwangerschaft eine Hypertonie entwickelt, steigt ihr Risiko für eine chronische Nierenerkrankung innerhalb der nächsten fünf Jahre – verglichen mit Frauen ohne Hypertonie um etwa das Doppelte. Für diese Frauen sollten entsprechende Präventionsmaßnahmen ergriffen werden.

Arzt misst Blutdruck Schwangerer

Hypertensive Erkrankungen treten in 6 – 8 % aller Schwangerschaften auf, tragen zu 20 – 25 % der perinatalen Mortalität bei und stehen in Europa an 1. bis 2. Stelle der mütterlichen Todesursachen. In den USA entfallen auf die einzelnen Formen des Schwangerschaftshochdrucks (Hypertension during pregnancy =HDP): Präeklampsie (41,1 % der HDP), Eklampsie (1,3 % der HDP) und Schwangerschaftshypertonie (39,9 % der HDP).

Gibt es auch ethnische Unterschiede?

Bei den meisten Frauen normalisiert sich der Blutdruck nach der Entbindung wieder, doch offenbar kann diese Hypertonie in der Schwangerschaft langfristig Schäden setzen, vor allem an den Nieren. Ob dem so ist, das heißt ob die Frauen später eine chronische Nierenerkrankung (chronic kidney disease=CKD) entwickeln, wollten Wissenschaftler in Nord Carolina (USA) wissen.

Wie in den USA heutzutage üblich, wurden die Werte den Ethnien zugeordnet: Frauen kaukasischen Ursprungs (non-hispanic white=NHW) und Afroamerikanerinnen (non-hispanic black=NHB). Diese Unterschiede im Hinblick auf das CKD-Risiko könnten  durch die anhaltende Zuwanderung aus Afrika auch für Europa relevant werden.

Für ihre retrospektive Kohortenstudie unter der Leitung von Dr. Angela M. Malek  wurden die Daten von 391.838 Geburten in South Carolina der Jahre 2004–2016 analysiert. Basierend auf Krankenhausdaten quantifizierten die Autoren die Inzidenz maternale Bluthochdruckerkrankung –  sowohl die, die  schon vor der Schwangerschaft bestand (PH) als auch die, die nur während der Schwangerschaft (HDP) auftrat. Ebenso wurde bei den Müttern  die Häufigkeit der neu aufgetretenen Nierenerkrankung (CKD) 3, 5 und 14 Jahre nach der Entbindung ermittelt.

Fast jede fünfte Schwangere hat Hypertonie

Ergebnisse: 317 006 (80,8 %) Frauen wiesen keine Hochdruckerkrankung auf.  1.473 (0,4 %) Frauen litten schon vor der Schwangerschaft an Bluthochdruck, 64.050 (16,3 %) hatten HDP und 9.662 (2,5 %) hatten beide Erkrankungen (Bluthochdruck vor der Schwangerschaft mit überlagernder HDP, d. h. Präeklampsie).

Fast verdoppeltes CKD-Risiko

Bei allen Frauen mit HDP war fünf Jahre nach der Entbindung war – verglichen mit Frauen ohne Hypertonie – das CKD-Risiko gesteigert, wobei dieses Risiko bei den afroamerikanischen Frauen etwas höher ausfiel (NHB: Hazard Ratio, 2,30; 95% KI 1,94-2,73) als bei denen kaukasischen Ursprungs (NHW: Hazard Ratio, 1,97; 95% KI 1,64-2, 37). Noch höher war die Gefahr einer chronischen Nierenerkrankung, wenn die Frauen vor und während der Schwangerschaft (PH + HDP) eine Hypertonie hatten – hier wieder besonders bei den Afroamerikanerinnen (NHB: Hazard Ratio, 3,88; 95% KI 3,05-4,93; NHW: Hazard Ratio, 1,86; 95% KI 1,20-2,87).

CKD-Risiko bleibt auch nach 14 Jahren erhöht

In beiden Gruppen lag bereits drei Jahre nach einer HDP ein erhöhtes Risiko für eine chronische Nierenerkrankung vor, das auch noch 14 Jahre nach der Entbindung bestehen blieb.

Autor:
Stand:
03.04.2022
Quelle:

Malek AM et al. (2022):  Hypertensive Disorders of Pregnancy With and Without Prepregnancy Hypertension Are Associated With Incident Maternal Kidney Disease Subsequent to Delivery. Hypertension.
DOI: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.121.18451.

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