
Seit Jahrzehnten ist man den Ursachen von Demenz auf der Spur. Eines der Erkenntnisse: Jahrelanger Bluthochdruck wirkt sich – vor allem im Hinblick auf die vaskuläre Demenz – negativ auf die Kognition aus. Wie aber sieht es mit einer kürzeren hypertensiven Phase aus, wie sie beispielsweise bei Schwangeren bestehen kann?
Dieser Frage sind niederländische Wissenschaftler der Universität Rotterdam nachgegangen. Dazu untersuchten sie in einer Kohortenstudie die kognitive Leistungsfähigkeit bei 115 Frauen mit Schwangerschaftshypertonie (hypertensiv pregnancy disorder =HPD) in der Vorgeschichte und 481 Frauen mit einer vorangegangenen normotensiven Schwangerschaft.
Kognitive Tests 15 Jahre nach der Schwangerschaft
Die kognitive Funktion wurde mit entsprechenden Tests fünfzehn Jahre nach der Schwangerschaft beurteilt. Die Leistung wurde bei verschiedenen kognitiven Prozessen gemessen: Exekutivfunktion, Verarbeitungsgeschwindigkeit, verbales Gedächtnis, motorische Funktion und visuell-räumliche Fähigkeiten. Aus dieser Hauptkomponentenanalyse wurde ein globaler Kognitionsfaktor (g-Faktor) abgeleitet.
Von den Frauen mit hypertensiven Störungen in der Schwangerschaft hatten
- 69,6 % eine Schwangerschaftshypertonie (Gestationshypertonie=GH).
- 30,4 % eine Präeklampsie.
Schlechtere Lernfunktion mit GH
Testergebnisse: Im Vergleich zu Gleichaltrigen mit normotensiver Schwangerschaft hatten Frauen mit vorangegangenen HPD nach 15 Jahren
- einen niedrigeren globalen Kognitionsfaktor: -0,22 vs 0,07 (P=0,004).
- Schlechtere Leistung im 15-Wort-Lerntest:
o Sofortiger Abruf: 25,0 vs. 28,0 (P<0,001).
o Verzögertes Abrufen: 8,0 vs. 9,0 (P<0,001).
Analysen der Untergruppe mit GH zeigten, dass sie signifikant schlechtere globale Kognitionsfaktoren und Leistungen in einem 15-Wort-Lerntest aufwiesen.
Betroffene über mögliches Kognitionsdefizit informieren
Die niederländischen Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass eine Hochdruck-Erkrankung während der Schwangerschaft 15 Jahre nach der Entbindung ein unabhängiger Risikofaktor für ein schlechteres Arbeitsgedächtnis und verbales Lernen ist. Die behandelnden Ärzte und die Frauen selbst, sollten um dieses Risiko wissen. Die betroffenen Frauen müssen nach Ansicht der Autoren über spätere Gefäßerkrankungen und kognitive Risiken informiert werden und eine enge und umfassende Nachsorge erhalten.