Sex bei Frühsyphilis: Nur jeder dritte Partner steckt sich an

Das Ansteckungsrisiko bei Syphilis ist geringer als bisher angenommen – das gilt jedenfalls für Personen, die in einer frühen Phase der Treponema-Infektion stecken. Laut einer britischen epidemiologischen Studie infizieren diese Menschen nur jeden dritten ihrer Sexualpartner. Bisher ging man von einer Infektionsrate von mehr als 60 Prozent aus.

Syphilis

Schock, wenn man erfährt, dass man ungeschützten Verkehr mit einem Menschen hatte, der zu diesem Zeitpunkt schon mit Syphilis infiziert war. Auch wenn dieser noch nichts davon wusste.

Bisher Infektionsraten von 60 % angenommen

Bisher war es üblich, diesen Patienten sofort eine Antibiotika-Therapie anzubieten da man von einer Infektionsrate von über 60% ausging. Doch für diese Einschätzung gibt es nur wenige Beleg. Ein britisches Forscherteam wollte nun wissen, wie hoch dieses Infektionsrisiko tatsächlich ist. Nicht zuletzt, um unnötige Behandlungen angesichts der zunehmenden Antibiotika-Resistenzen bei sexuell übertragbaren Erkrankungen zu vermeiden.

Für ihre Metaanalyse fanden sie in den Datenbanken 32 Studien, in denen insgesamt 36.397 Kontaktpersonen getestet worden waren.

Starke Schwankungen bei den Infektionsraten

Die Auswertung ergab, dass der Anteil der infizierten Kontaktpersonen in den Studien zwischen 10,7 % und 97,5 % erheblich schwankte. Gepoolter Schätzwert: 32,6 % (95 %-Konfidenzintervall: 26,2–39,7 %). Des Weiteren zeigte sich ein nicht signifikanter Trend zu höheren Syphilisraten (~48 %) in Regionen, mit geringer HIV-Prävalenz (~25 %; p = 0,068) oder in denen ein größerer Anteil an rückverfolgbaren Kontakten getestet wurde (~99 %; p = 0,069).

Bei asymptomatischen Patienten nochmal testen

Trotz der enormen Streubreite der Infektionsraten bei Frühsyphilis, ist sie doch deutlich geringer als bisher angenommen, so die Autoren. Daher könnte statt einer Antibiotika-Therapie 3-6 Wochen nach der Exposition auch in Erwägung gezogen werden, asymptomatische Sexualpartner nach etwa 12 Wochen erneut auf eine Infektion zu testen. Denn nach Ansicht der britischen Wissenschaftler wird im Zeitalter der Antibiotikaresistenz der verantwortungsvolle Umgang mit antimikrobiellen Mitteln immer wichtiger.

Autor:
Stand:
31.05.2022
Quelle:

Denman J et al. (2022): Infection Risk in Sexual Contacts of Syphilis: A Systematic Review and Meta-analysis. J Infect., doi: .1016/j.jinf.2022.04.024. PMID: 35447230

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