Stillen senkt das Ovarialkarzinom-Risiko

Das Risiko an einem invasiven Ovarialkarzinom, insbesondere an hochgradig serösen Tumoren, zu erkranken wird durch das Stillen gesenkt. Die Risikominimierung steigt mit der Dauer des Stillens an und ist somit einer der wenigen modifizierbaren Faktoren beim Ovarialkarzinom.

Mutter stillt Baby

Hintergrund

Das Ovarialkarzinom ist in über 90% der Fälle epithelialen Ursprungs. Es besitzt eine hohe Heterogenität mit unterschiedlichen Histotypen und unterschiedlichen ätiologischen Ursprüngen. Die 5-Jahres-Überlebensrate beim Ovarialkarzinom liegt aufgrund einer meist späten Diagnosestellung in fortgeschrittenen Stadien bei unter 50%.

Bessere Präventionsmaßnahmen sind notwendig um die Mortalitätsrate zu senken, da nur wenige modifizierbare Risikofaktoren wie z.B. die Einnahme von oralen Kontrazeptiva bekannt sind. Zahlreiche Studien über den Zusammenhang des Stillens und dem Risiko an einem Ovarialkarzinom zu erkranken wurden mit unterschiedlichen Ergebnissen beendet. Verschiedene Zusammenhänge wie die Anzahl an Stillepisoden, die Dauer und der Zeitpunkt des Stillens waren zudem widersprüchlich in den Studienergebnissen.

Zielsetzung

Die Zielsetzung dieser Metastudie war es, den Zusammenhang des Stillens und dem Gesamtrisiko an einem epithelialen Ovarialkarzinom zu erkranken zu evaluieren bzw. das Risiko anhand des Histotyps herauszufinden.

Methodik

Die Analyse basiert auf Daten von insgesamt 13 Bevölkerungsstudien des Ovarian Cancer Association Consortium, die zusätzlich Informationen über das Stillen gesammelt haben. Ausgeschlossen aus diesen Studien wurden kinderlose Frauen (n=6.309) sowie Frauen mit fehlenden Informationen zur Parität (n=233), über das Stillen (n=480) und Frauen mit Tumoren nicht-epithelialen Ursprungs (n=115).

Daten zum Stillen einschließlich der Dauer pro Kind, Alter beim Stillen des ersten und letzten Kindes und vergangene Jahre seit dem letzten Stillen wurden mittels Fragebogen oder Interviews erhoben und für alle Studien harmonisiert. Der Endpunkt war definiert als Diagnose eines Ovarialkarzinoms.

Odd Ratios (ORs) und 95%-Konfidenzintervalle (KI) für das Gesamtrisiko wurden mittels multivarianten logistischen Regressionsmodellen berechnet und für die Histotypen mittels polytomen logistischen Regressionsmodellen analysiert.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 9.973 Frauen mit diagnostiziertem Ovarialkarzinom und 13.843 gesunde Frauen als Kontrollen in die Metaanalyse eingeschlossen.

Patientencharakteristika:

  • Die Prävalenz von stillenden Frauen lag zwischen 41% und 93% bei den einzelnen Studien.
  • Die mittlere Stilldauer pro Kind lag zwischen 3,4 und 8,7 Monaten.
  • Das mittlere Alter der Frauen mit Ovarialkarzinom betrug 57,4 ± 11,1 Jahre und 56,4 ± 11,7 Jahre bei den gesunden Frauen.
  • Im Vergleich zu den gesunden Frauen waren die Frauen mit einem Ovarialkarzinom älter, häufiger postmenopausal, meist einzelgebärend, verwendeten keine oralen Kontrazeptiva und hatten in ihrer Anamnese häufiger eine Endometriose und eine familiäre Vorgeschichte mit einem Ovarialkarzinom.

Klinische Ergebnisse:

  • Das Stillen reduzierte das Risiko an einem invasivem Ovarialkarzinom zu erkranken um 24% (OR: 0,76; 95%-KI: 0,71-0,80). Bei den invasiven Ovarialkarzinomen war der Zusammenhang statistisch signifikant für hochgradige seröse Tumore (OR: 0,75; 95%-KI: 0,70-0,81), endometriale Tumore (OD: 0,73; 95%-KI: 0,64-0,84) und klarzelligen Tumoren (OD: 0,78; 95%-KI: 0,64-0,96). Ähnliche aber nicht statistisch signifikante Ergebnisse zeigten sich bei niedrig-gradigen serösen Tumoren und mukösen Tumoren.
  • Unabhängig von der Anzahl der Schwangerschaften war das Stillen mit einem verringerten Risiko an invasivem Ovarialkarzinom zu erkranken, verbunden, insbesondere von hochgradigen serösen Tumoren und Endometriumkarzinomen.
  • Bei einer einzelnen Stillperiode mit einer mittleren Dauer von ein bis drei Monaten war das Risiko an einem Ovarialkarzinom zu erkranken um 18% verringert (OR: 0,82; 95%-KI: 0,76-0,88). Eine mittlere Stilldauer von 12 oder mehr Monaten senkte das Risiko um 34% (OR: 0,66; 95%-KI: 0,58-0,75).
  • Lag die letzte Episode des Stillens weniger als 10 Jahre zurück war das Risiko auf ein Ovarialkarzinom um 44% gesenkt (OR: 0,56; 95%-KI: 0,47-0,66), während das Risiko um nur 17% gesenkt wurde, wenn die Stillepisode mehr als 30 Jahre zurücklag (OR: 0,83; 95%-KI: 0,77-0,90; ptrend = 0,02).

Fazit

Diese Studie zeigt einen Zusammenhang zwischen dem Stillen und dem Risiko an einem Ovarialkarzinom zu erkranken. Das Risiko sinkt mit dem Stillen insbesondere für hochgradig seröse Subtypen des Ovarialkarzinoms, die die höchste Mortalitätsrate aufweisen. Somit scheint Stillen, unabhängig von einer Schwangerschaft, ein modifizierbarer Faktor zu sein, der das Risiko auf ein Ovarialkarzinom senkt.

Autor:
Stand:
08.07.2020
Quelle:

Babic A. et al. (2020): Association Between Breastfeeding and Ovarian Cancer Risk, JAMA Oncology, DOI: 10.1001/jamaoncol.2020.0421

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