Stillen schützt vor Ovarial-Ca

Mütter sollten ihre Babys stillen – das ist nicht nur gesund für das Kind, sondern schützt sie selbst auch vor Eierstockkrebs: Das Risiko für ein Ovarial-Ca sinkt um 24 %, wenn die Kinder gestillt werden. Und: je länger das Kind Muttermilch bekommt, desto höher der Schutz.

Mutter stillt Baby

Stillen ist gesund! Bei dieser Empfehlung ist in der Regel das Wohl des Kindes im Fokus, doch auch den Müttern nützt die Fütterung mit Muttermilch. Und zwar nicht nur wegen der Reduktion des – naheliegenden – Brustkrebsrisikos, sondern auch weil Stillen vor Eierstockkrebs schützt.

Risikounterschiede bei den Histotypen des Ovarial-Ca?

Ganz neu ist diese Erkenntnis nicht. Jedoch war bisher unklar, ob die vermeintliche Risikoreduktion allein durch die Schwangerschaft erklärt werden kann und ob sie sich zwischen den prinzipiellen Histotypen der Krankheit unterscheidet. Schließlich waren die bislang berichtete Assoziation zwischen der Dauer und dem Zeitraum des Stillens mit dem Eierstockkrebs widersprüchlich.

Weil sie diese Wissenslücken schließen wollten, hat eine internationale Studiengruppe unter der Leitung der Harvard Medical School (Massachusetts, USA) 13 Fall-Kontroll-Studien des Ovarian Cancer Association Consortium  ausgewertet.

13 Studien mit mehr als 23.000 Müttern

Darin wurden Daten von 9.973 Müttern mit Ovarialkrebs unterschiedlicher Histotypen und von 13.843 nicht erkrankten Kontroll-Müttern analysiert. In diese Analyse gingen Angaben zum Stillen ein, wie der Dauer pro Kind, dem Alter bei der ersten und letzten Brustfütterung und der seitdem vergangenen Zeit. Dem gegenübergestellt wurden die Diagnosen mit epithelialen Ovarialkarzinomen.

Ergebnisse

Globale Risikoreduktion 24%

  • Das Stillen war mit einem um 24 % niedrigeren Risiko assoziiert, an einem invasiven Ovarialkarzinom zu erkranken. Das entspricht einem Chancenverhältnis OR (Odds Ratio) von 0,76 (95%-Konfidenzintervall KI 0,71 – 0,80).

Unterschiede bei den Histotypen

  • Unabhängig von der Zahl der Schwangerschaften hatten Frauen, die jemals gestillt hatten, ein niedrigeres Risiko für alle invasiven Typen des Ovarialkrebses, insbesondere für die hochgradig serösen und endometrialen Tumoren. Im Einzelnen:

• Hochgradig serösen Subtyp: OR 0,75 (95%-KI 0,70-0,81).

• Endometrioider Subtyp: OR 0,73 (95%-KI 0,64-0,84).

• Klarzelliger Subtyp: OR 0,78 (95%-KI 0,64-0,96).

• Boderline-Ovarialkarzinom: OR 0,72 (95%-KI 0,64-0,81).

• Mucinöser Subtyp: OR 0,68 (95%-KI 0,57-0,82).

• Seröse Tumoren: OR 0,77 (95%-KI 0,66-0,89).

Auch kurzes Stillen nützt

  • Eine einzelne Episode des Stillen von durchschnittlich 1 bis 3 Monaten Dauer war mit einem um 18 % niedrigeren Risiko assoziiert (OR 0,82; 95%-KI 0,76 – 0,88). Bei Müttern, die 12 oder mehr Monate lang gestillt hatten, lag das Krebsrisiko um 34 % niedriger (OR 0,66; 95%-KI 0,58 – 0,75).

Schutz nimmt mit der Zeit ab

  • Kürzere Zeiträume seit der letzten Still-Episode waren mit nochmals stärkeren Reduktionen des Risikos assoziiert. Die OR für die ersten 10 Jahre betrug hier 0,56 und nach mindestens 30 Jahren noch 0,83. Auch dieser Trend war statistisch signifikant (P = 0,02).

WHO-Empfehlungen bestätigt

Nach Ansicht der Autoren, bestätigen diese Ergebnisse, die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation, in den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen. Im Hinblick auf die Risikoreduktion beim Ovarial-Ca sollte die Stillperiode (mit Zufütterung) zwei oder mehr Jahre fortgesetzt werden. Allerdings belegt die Studie auch, dass die Gefahr an einem Eierstockkrebs zu erkranken, bereits bei einer Stilldauer von weniger als drei Monaten sinkt.

Autor:
Stand:
04.06.2020
Quelle:

Babic A et al. (2020): Association Between Breastfeeding and Ovarian Cancer Risk. JAMA Oncol, doi:10.1001/jamaoncol.2020.0421.

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