Uteruskarzinom: Hysterektomie verbessert Überleben

Forschende zeigten mit einer Kohortenstudie, dass Frauen mit metastasiertem Uteruskarzinom nach einer Chemotherapie mit zusätzlicher totaler abdominaler Hysterektomie im Vergleich zur Chemotherapie allein fast neun Monate länger lebten (19,8 vs. 11,0 Monate; HR 0,59).

Uteruskarzinom

Hintergrund

Das Uteruskarzinom ist die häufigste gynäkologische Krebserkrankung und bei 9% der Patientinnen liegt bei der ersten Präsentation eine metastasierende Erkrankung vor. Es hat sich gezeigt, dass eine totale abdominale Hysterektomie (TAH) mit maximaler Zytoreduktion zusätzlich zur systemischen Therapie das Überleben von Patientinnen mit Abdominal- oder Beckenmetastasen erhöht.

Die Rolle der TAH bei Uteruskarzinom mit entfernten Organmetastasen war bisher nicht klar. Darüber hinaus gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass definitive lokale Therapien das Überleben für einige Arten von metastasierendem Krebs erhöhen können.

Zielsetzung

Dr. Yuefeng Wang und Kollegen vom West Cancer Center and Research Institute in Memphis in den USA führten eine Kohortenstudie durch, um das Gesamtüberleben von Patientinnen mit Uteruskarzinom mit entfernten Organmetastasen, die mit Chemotherapie allein behandelt wurden, im Vergleich zum Überleben von Patientinnen, die Chemotherapie plus TAH erhielten, zu bewerten. Sie veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie kürzlich im Fachblatt JAMA Network Open [1].

Methodik

Die Wissenschaftler identifizierten Patientinnen mit neu diagnostiziertem Uteruskarzinom mit Metastasen in Gehirn, Lunge, Leber, Knochen oder entfernten Lymphknoten in der National Cancer Database (NCDB). Alle Patientinnen mussten eine Chemotherapie mit oder ohne TAH erhalten haben. Patienten, die keine Behandlungen und keine definitive Strahlentherapie des Beckens (Dosis ≥ 45 Gy) erhalten hatten oder bei denen Angaben zu Ausgangsvariablen fehlten, wurden für die Studie nicht berücksichtigt.

Das Gesamtüberleben wurde mit der Kaplan-Meier-Methode, dem Log-Rank-Test, Cox-Proportional-Hazard-Modellen, Verlaufsdatenanalysen und Propensity-Score-Matched-Analysen untersucht. In allen Analysen verwendeten die Wissenschaftler 16 Variablen, darunter die TAH, das Alter, das Diagnosejahr, die Rasse, den Komorbiditätswert, den Grad der Erkrankung, das klinisch T/N-Stadium, die Art der Behandlungseinrichtung, die Versicherung, die Histologie, die Stellen der Metastasierung, die Anzahl der Stellen mit Metastasen, die Hormontherapie, die Art des Wohnsitzes (städtische vs. ländlich), das Bildungsniveau und das Jahreseinkommen.

Rasse und ethnische Zugehörigkeit wurden in dieser Studie analysiert, weil sie mit Unterschieden im Überleben von Krebserkrankungen verbunden sind. Rasse und ethnische Zugehörigkeit, die in der NCDB hinterlegt waren, wurden aus den Krankenakten der Patienten extrahiert. Die Wissenschaftler führten Subgruppen-Analysen des Überlebens nach Alter, Komorbiditätswert, T/N-Stadium, Erkrankungsgrad, Histologie, Stellen der Metastasierung und Anzahl der Stellen mit Metastasen durchgeführt. Die statistische Signifikanz wurde mit 2-seitigen χ2-Tests berechnet und als P < 0,05 definiert.

Ergebnisse

Die Wissenschaftler identifizierten in der NCDB für den Zeitraum von 2010 bis 2014 3.197 Patientinnen (mittleres [SD] Alter 61,9 [11,2] Jahre) mit Uteruskarzinom mit entfernten Organmetastasen. Die meisten dieser Patientinnen hatten Lungenmetastasen (1.544 Patientinnen), gefolgt von Leber- (851 Patientinnen), Lymphknoten (497 Patientinnen), Knochen- (249 Patientinnen) und Hirnmetastasen (56 Patientinnen).

1.809 Patientinnen hatten eine Chemotherapie allein und 1.388 eine Chemotherapie plus TAH erhalten. Bei einer medianen (Interquartilsbereich [IQR]) Nachbeobachtungszeit von 13,4 (1,9 - 54,9) Monaten war die Chemotherapie plus TAH im Vergleich zur Chemotherapie allein mit einem verbesserten Überleben sowohl nach univariabler (Hazard Ratio [HR] 0,57; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,53 - 0,62) als auch nach multivariabler (HR 0,59; 95%-KI 0,54 - 0,65) Analyse assoziiert.

Die mithilfe eines Propensity-Scores adjustierte Analyse zeigte ein überlegenes Überleben (Median [IQR] 19,8 [18,3 - 22,3] Monate vs. 11,0 [10,0 - 12,2] Monate; HR 0,59; 95%-KI, 0,53 - 0,65) nach Chemotherapie plus TAH. Die sequenzielle Verlaufsdatenanalyse zeigte eine signifikante Verbesserung des Überlebens für Langzeitüberlebende nach mindestens einem halben Jahr (HR 0,69; 95%-KI 0,63 - 0,75), einem Jahr (HR 0,78; 95%-KI 0,69 - 0,88) und zwei Jahren (HR 0,73; 95% KI 0,59 - 0,91).

In Subgruppenanalysen war für alle Subgruppen die Chemotherapie plus TAH gegenüber Chemotherapie allein mit einem signifikant verbesserten Überleben assoziiert, mit Ausnahme von Patientinnen mit Leiomyosarkom (HR 0,72; 95%-KI 0,51 - 1,02) oder Metastasen im Gehirn (HR 0,47; 95%-KI 0,07 - 3,16). 79% (1.091 von 1.388 Patientinnen) der chirurgisch behandelten Patientinnen unterzogen sich einer TAH gefolgt von einer Chemotherapie und hatten ein signifikant besseres Überleben als Patientinnen, die eine Chemotherapie allein erhielten (medianes [IQR]-Überleben 18,8 [17,0 - 20,4] Monate vs. 10,3 [9,7 - 11,2] Monate).

Die Wissenschaftler identifizierten in der NCBD 228 Patientinnen, die eine definitive Beckenbestrahlung erhalten hatten, und 143 Patientinnen, die sich zusätzlich zur Chemotherapie einer TAH und einer Strahlentherapie unterzogen hatten. Beide Patientinnengruppen hatten auch ein verbessertes Überleben gegenüber einer Chemotherapie allein (HR 0,60; 95%-KI 0,51 - 0,71 und HR 0,34; 95%-KI 0,26 - 0,44).

Fazit

Die Auswertung dieser Kohortenstudie ergab, dass Patientinnen mit neu diagnostiziertem Uteruskarzinom mit entfernten Organmetastasen, die Chemotherapie plus eine TAH erhalten hatten, wesentlich länger überlebten als Patientinnen, die nur eine Chemotherapie erhalten hatten. Die Studienautoren meinen, dass aufgrund dieser Datenbasis randomisierte klinische Studien zur Bewertung der Wirkung der TAH beim fernmetastasierten Uteruskarzinom gerechtfertigt sind.

Als Einschränkungen der Studie geben die Autoren an, dass in der NCDB keine Informationen über die Anzahl der metastatischen Läsionen, spezifische Chemotherapeutika, Salvage-Therapien, Leistungsstatus und krankheitsspezifisches Überleben verfügbar waren.

Quelle:

Wang et al. (2021): Comparison of chemotherapy vs chemotherapy plus total hysterectomy for women with uterine cancer with distant organ metastasis. JAMA Network Open, DOI:  10.1001/jamanetworkopen.2021.18603

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