
Hintergrund
Der Konsum von Cannabis hat in den letzten Jahren über alle Altersgruppen hinweg deutlich zugenommen. Die Wirkung zeigt sich in einer erhöhten Aktivität des sympathischen Nervensystems bei gleichzeitiger Hemmung der parasympathischen Innervation des Herzens. Dies führt zu einer gesteigerten Herzfrequenz, einem erhöhten Blutdruck und einem Anstieg des myokardialen Sauerstoffbedarfs.
Das Risiko bei Marihuana und seiner Wirkung ist das Auftreten von Herzrhythmusstörungen. Hierzu wurden bereits zahlreiche Fallberichte publiziert, jedoch sind die epidemiologischen Daten begrenzt. Das Verständnis der Zusammenhänge zwischen Cannabiskonsum und Arrhythmien ist jedoch von großer Bedeutung, möchte man die erheblichen negativen gesundheitlichen Folgen wie Vorhof- und Kammerarrhythmien, bis hin zu schwerwiegenden kardiovaskulären Erkrankungen oder dem Tod, den Konsumenten aufzeigen.
Zielsetzung
Die Studie untersucht den Zusammenhang zwischen dem aktuellen bzw. früherem Konsum von Cannabis und dem Auftreten von Herzrhythmusstörungen bei den Konsumenten [1].
Methodik
Die Studie basiert auf den Daten der MESA-Studie (Multiethnic Study of Atherosclerosis). In diese wurden Probanden zwischen 45 und 84 Jahren in den Jahren 2000 bis 2002 in den USA eingeschlossen, die zu Studienbeginn keine klinischen kardiovaskulären Erkrankungen hatten und für zwei bis sechs Jahre nachverfolgt wurden. Bei einer Subgruppe mit einem Mindestalter von 45 Jahren wurde bei der letzten Nachuntersuchung eine erweiterte ambulante EKG-Überwachung im Median über 14 Tage zur Identifikation von Arrhythmien durchgeführt sowie eine Befragung zu ihrem Cannabiskonsum.
Unterschieden wurde zwischen Nicht-Konsumenten von Cannabis, die weniger als 100 Joints in ihrem Leben geraucht haben und Konsumenten mit mehr als 100 Joints. Die Konsumenten wurden weiterhin in frühere und aktuelle Konsumenten unterschieden. Ein Konsum von ≥ 3 Joints pro Woche wurde als häufig definiert.
Als Outcome wurden vorzeitige Vorhofkontraktionen, supraventrikuläre Tachykardien, vorzeitige ventrikuläre Kontraktionen und nicht anhaltende ventrikuläre Tachykardien (NSVT) dokumentiert.
Ergebnisse
Die untersuchte Subgruppe bei der letzten Nachbeobachtung umfasste 1.557 Probanden, von denen 1.485 in die Analyse eingeschlossen werden konnten.
Cannabiskonsum
Einen Cannabiskonsum gaben 140 Probanden (10%) an, von denen 40 (3%) Cannabis zum Zeitpunkt der Datenerhebung konsumierten. 122 Probanden berichteten über die Häufigkeit des Konsums und davon konsumierten insgesamt 61 Probanden Cannabis häufiger als dreimal die Woche und zum aktuellen Zeitpunkt waren es 24 Probanden.
Patientencharakteristika
Cannabis-Konsumenten waren im Vergleich zu Nicht-Konsumenten häufiger männlich und jünger, hatten ein höheres Körpergewicht und waren vermehrt ehemalige oder aktuelle Raucher. Eine kardiovaskuläre Vorgeschichte in Form eines Myokardinfarktes, Schlaganfalles oder einer Herzinsuffizienz gaben 7% der Probanden an.
Auftreten von Herzrhythmusstörungen
Im Vergleich zu Nichtkonsumenten hatten aktuelle Cannabis-Konsumenten pro Tag mehr supraventrikuläre Tachykardien (bereinigtes geometrisches Mittelverhältnis (GMR): 1,42; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,87-2,32), mehr vorzeitige Vorhofkontraktionen pro Stunde (GMR: 1,22; 95%-KI: 0,72-2,13) und mehr NSVT pro Tag (GMR: 1,28; 95%-KI: 0,95-1,73) bei allerdings überlappenden Konfidenzintervallen. Weiterhin führte ein häufiger Cannabiskonsum zu mehr NSVT-Episoden pro Tag (GMR: 1,56; 95%-KI: 1,13-2,17).
Fazit
Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass ein aktueller Cannabiskonsum gegenüber einem Nichtkonsum mit einem höheren Risiko für atriale und ventrikuläre Arrhythmien einhergeht und dass ein häufiger Konsum mit ventrikulären Arrhythmien verbunden ist. Prospektive Studien müssen jedoch bestätigen, ob Cannabis wirklich die Ursache für die Arrhythmien ist und die unterschiedlichen Inhaltsstoffe und Konzentrationen sollten berücksichtigt werden. Weiterhin ist anzumerken, dass in dieser Studie nur das Rauchen von Cannabis berücksichtigt wurde.