Kardiovaskuläre Gesundheit senkt Darmkrebsrisiko

Die Umsetzung des Konzeptes der American Heart Association der „idealen kardiovaskulären Gesundheitsmerkmale“ (ICVHMs) hilft nicht nur kardiovaskulären Erkrankungen bei Menschen über 50 Jahre vorzubeugen, sondern auch um das Darmkrebsrisiko zu senken.

Lebensstil gesund

Hintergrund

Die beiden wichtigsten Gesundheitsprobleme weltweit, die die menschliche Gesundheit betreffen sind Darmkrebs und kardiovaskuläre Erkrankungen. Neuere Erkenntnisse zeigten, dass die beiden Krankheiten zwar unabhängig voneinander sind aber auch viele Ähnlichkeiten und Wechselwirkungen zwischen den beiden Krankheiten existieren. Pathophysiologisch wird vermutet, dass sie potenziell pathogene Mechanismen wie chronische Entzündungen, oxidativen Stress und eine veränderte Telomerlänge miteinander teilen. So können traditionelle kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Rauchen, Adipositas, Hypertonie, Dyslipidämie usw. zu oxidativem Stress und chronischen Entzündungen führen und so das Auftreten beider Erkrankungen fördern.

Die American Heart Association (AHA) hat 2010 das Konzept der „idealen kardiovaskulären Gesundheitsmerkmale (ideal cardiovascular health metrics [ICVHMs])“ entwickelt, das aus vier günstigen Verhaltensweisen (Rauchabstinenz, idealer BMI, angestrebte körperliche Aktivität und gesunde Ernährung) und drei kardiometabolischen günstigen Gesundheitsfaktoren (unbehandeltes Gesamtcholesterin < 200 mg/dL, unbehandelter Blutdruck < 120/80 mm Hg und unbehandelter Nüchternplasmaglukose < 100 mg/dL) besteht. Bislang konnten mehrere Studien zeigen das die ICVHMs eine wesentliche Rolle bei der Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen spielen und einige wenige Studien zeigten das sie mit einer geringeren Krebsinzidenz verbunden waren mit Ausnahme des Nicht-Melanom-Hautkrebses. Um den Zusammenhang zwischen ICVHMs und Darmkrebs weiter zu klären sind weitere Daten erforderlich.

Zielsetzung

Das Ziel dieser Studie war es daher den Zusammenhang zwischen ICVHMS und der Inzidenz von Darmkrebs anhand der UK Biobank-Kohorte bei Menschen im Alter von 50 Jahren oder älter zu untersuchen.

Methodik

Bei der UK Biobank handelt es sich um eine prospektive Kohorte deren Probanden zwischen 2006 und 2010 rekrutiert wurden. In dieser Studie wurden alle Probanden im Alter von 50 Jahren oder älter berücksichtigt. Probanden mit prävalentem Krebs wurden ausgeschlossen. Die Nachbeobachtung wurde final im Februar 2022 beendet oder vorher beendet bei der Erstdiagnose von Darmkrebs oder dem Tod des Probanden. Beide Ereignisse wurden anhand von Krebs- und Sterberegistern unter Verwendung des ICD-Codes (Zehntelcode C18-C20) ermittelt. Die Referenzgruppe wurde definiert als Probanden mit einem ICVHMs ≤ 2 und in Untergruppen mit je 3, 4, 5 und ≥ 6 ICVHM-Faktoren.

Ergebnisse

Von den 502.639 eingeschlossenen Probanden in der UK Biobank wurden in die vorliegende Studie 342.226 Probanden eingeschlossen. Während der medianen Nachbeobachtungsdauer von 8,72 Jahren (Interquartalsspanne (IQR): 1,23 Jahre) wurden 3.060 Fälle von Darmkrebs dokumentiert.

Zusammenhang zwischen ICVHMs und dem Auftreten von Darmkrebs

Die Untergruppen hatten im Vergleich zur Referenzgruppe ein geringeres Risiko an Darmkrebs zu erkranken.

  • 3 ICVHMs: bereinigte Hazard Ratio (aHR) 0,98; 95%-Konfidenzintervall 0,85-1,12
  • 4 ICVHMs: aHR 0,90; 95%-KI 0,77-1,02
  • 5 ICVHMs: aHR 0,85, 95%-KI 0,71-0,98
  • 6 ICVHMs: aHR 0,69; 95%-KI 0,48-0,90

Wurden kontinuierliche ICVHMs in das Modell mit einbezogen blieb der negative Zusammenhang zwischen der Anzahl an ICVHMs und dem Darmkrebsrisiko signifikant (HR: 0,93; 95%-KI: 0,90-0,96).

Von allen ICVHMs waren ein niedriger BMI (aHR: 0,86; 95%-KI: 0,78-0,95), eine gesunde Ernährung (aHR: 0,92; 95%-KI: 0,84-0,99) und ein idealer Nüchternglukosewert im Plasma (aHR: 0,90; 95%-KI: 0,80-0,99) signifikant mit einem geringeren Darmkrebsrisiko verbunden.

Weitere Subgruppen-Analysen (z. B. ≥ 50 Jahre und < 60 Jahre vs. ≥ 60 Jahre) und Sensitivitäts-Analysen (z.B: gewichtete standardisierte ICVHMs) bestätigen die genannten Ergebnisse.

Fazit

Personen im Alter von über 50 Jahren die das Konzept der ICVHMs der AHA einhalten haben ein geringeres Risiko an Darmkrebs zu erkranken. Die wichtigsten Faktoren des ICVHMs für die Darmkrebsprävention waren dabei ein niedriger BMI, eine gesunde Ernährung und ein niedriger Nüchternglukosewert im Plasma der Probanden. Somit sollten iCVHM-bezogene Gesundheitsempfehlungen weiter gefördert werden nicht nur für die Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen, sondern auch um das Darmkrebsrisiko im Alter zu verringern.

Autor:
Stand:
12.07.2022
Quelle:

Zhang J. et al. (2022): Importance of ideal cardiovascular health metrics in the risk of colorectal cancer among people aged 50 years or older: a UK Biobank cohort study. BMJ Open, DOI: http://dx.doi.org/10.1136/bmjopen-2021-059642

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