Mütterliches Cholesterin für spätere Herzinfarkte verantwortlich

Ein erhöhter mütterlicher Cholesterinspiegel während der Schwangerschaft steht mit Schweregrad eines akuten Myokardinfarktes und dem Atheroskleroserisiko bei den Nachkommen im jungen Erwachsenenalter in Zusammenhang.

Cholesterin

Hintergrund

Man weiß, dass frühe atherogene Prozesse in der Aorta bereits während der fötalen Entwicklung beginnen. Liegt eine mütterliche Hypercholesterinämie während der Schwangerschaft vor, kann diese den Prozess vorübergehend beschleunigen und wird auch mit einer stark beschleunigten Atherogenese bei Kindern mit Cholesterinwerten im Normbereich in Verbindung gebracht. Der zugrunde liegende Mechanismus, der die Übertragung des mütterlichen Cholesterins auf den Fötus erklärt, ist bereits bekannt. In präklinischen Modellen konnte bereits auch nachgewiesen werden, dass die medikamentöse Senkung des Cholesterinspiegels während der Schwangerschaft der Frau oder durch eine Immunmodulation positive Wirkung auf die Atherogenese hat.

Das Wissen über die die Auswirkungen eines erhöhten mütterlichen Cholesterinspiegels während der Schwangerschaft ist durch das Fehlen routinemäßiger Bestimmungen des Cholesterinspiegels während der Schwangerschaft limitiert. Nach wie vor ist noch unbekannt, ob eine mütterliche Hypercholesterolämie das langfristige Fortschreiten der Atherosklerose und, was noch wichtiger ist, ihre klinischen Manifestationen beeinflusst. Dies herauszufinden wäre wichtig, denn im Gegensatz zu einem vererbten genetischen Risiko kann eine erhöhte Anfälligkeit für die Atherogenese, die aus einer entwicklungsbedingten Programmierung resultiert, durch kurze diätetische oder andere Interventionen bei der Mutter verhindert werden.

Zielsetzung

Das Hauptziel der retrospektiven Studie war es daher, einen Zusammenhang zwischen dem mütterlichen Cholesterinspiegel während der Schwangerschaft und den langfristigen Auswirkungen auf koronare Ereignisse bei den geborenen Kindern im jungen Erwachsenenalter nachzuweisen.

Methodik

Die Studie umfasst eine Kohorte von Patienten aus sieben Krankenhäusern in der Region um Neapel, Italien. Patienten, die zwischen Januar 1991 und April 2019 aufgrund eines akuten Myokardinfarktes (MI behandelt wurden, wurden darauf gescreent, ob Daten zu den mütterlichen Cholesterinwerten aus dem ersten und zweiten Trimester der Schwangerschaft aufgrund pränataler Untersuchungen im Krankenhaus erhoben wurden. Diese Patienten wurden um ihre Einwilligung gebeten. Zusätzlich wurden Patienten, die aus anderen Gründen hospitalisiert waren als Kontrollen eingeschlossen. Die MI-Patienten wurden zunächst nach dem Schweregrad des Infarktes in leicht oder schwer klassifiziert. Als schweres Ereignis wurden Infarkte definiert, bei denen drei Arterien beteiligt waren oder die linksventrikuläre Ejektionsfraktion <35% war oder die Werte der Kreatinin-Kinase (CK) >1200 mg/dL bzw. der CK-MB >200 mg/dL waren. Die Assoziation von MCP mit dem Schweregrad des AMI wurde mittels linearer und multipler Regressionsanalyse getestet, die auch konventionelle kardiovaskuläre Risikofaktoren, Geschlecht, Alter und Behandlung einbezogen wurden. Die Assoziation von MCP mit dem Body-Mass-Index (BMI) der Patienten wurden durch lineare Korrelation bewertet.

Ergebnisse

Insgesamt konnten 310 Patienten in die Studie eingeschlossen werden. Von diesen hatten 89 Patienten einen akuten MI und 221 Patienten dienten als Kontrollen und waren auf Grund anderer Krankheiten hospitalisiert. Die MI-Patienten waren zum Zeitpunkt des Infarktes mit 47,0 ± 5,0 Jahren relativ jung und 84,3% waren männlich. Bei 33 MI-Patienten wurde der Schweregrad als schwerer MI festgelegt. Diese Patienten waren jünger als solche mit einem leichten Herzinfarkt und die Mütter hatten während der Schwangerschaft einen höheren Cholesterinspiegel.

Es konnte in multivariaten Analysen mit einer Odds Ratio von 1,382 (95%-Konfidenzintervall (KI): 1,046-1,825; p=0,023) gezeigt werden, dass das mütterliche Cholesterin während der Schwangerschaft den Schweregrad des MI unabhängig vom Geschlecht, Alter, Body-Mass-Index, Anzahl der Risikofaktoren und dem Serumcholesterin nach der Hospitalisierung voraussagen kann. Das mütterliche Cholesterin korrelierte bei den MI-Patienten ebenfalls mit den vier Parametern, die den Schweregrad des MI definieren: Anzahl der beteiligten Gefäße (ß=0,334; p=0,001), Ejektionsfraktion (ß= -0,315; p=0,003, CK (ß=0,260; p=0,014) und CK-MB (ß=0,334; p=0,001) sowie mit der Überlebenszeit (ß=0,252; p=0,031).

Weiterhin wurde der Zusammenhang zwischen dem mütterlichen Cholesterinwerten während der Schwangerschaft und dem Auftreten einer Atherosklerose bei den Kindern im Erwachsenenalter untersucht. Da nur bei wenigen Patienten der Kontrollgruppe Daten zur Atherosklerose vorlagen wurden zwei Ersatzparameter gewählt. Entweder die Anzahl der kardiovaskulären Risikofaktoren oder die Anzahl der kardiovaskulären Risikofaktoren einschließlich klinischer Manifestationen wie MI oder Schlaganfall. Es zeigte sich, dass der Cholesterinspiegel der schwangeren Frauen mit den beiden Ersatzparametern für eine Atherosklerose signifikant korrelierte. Eine signifikante Korrelation bestand auch nach Anpassung an Geschlecht, Alter und kardiovaskuläre Risikofaktoren.

Fazit

Der retrospektive Studienansatz zeigte, dass ein erhöhter mütterlicher Cholesterinwert während der Schwangerschaft mit einem schweren akuten MI assoziiert ist und das dies unabhängig von klassischen Risikofaktoren, einschließlich des Geschlechts war.

Bestätigen sich diese Ergebnisse in weiteren Studien würde, nach Ansicht des Autors Dr. Francesco Cacciatore an der Universität von Naples Federico in Italien, ein hoher Cholesterinspiegel während der Schwangerschaft ein Warnzeichen sein und die schwangeren Frauen sollten ihre Cholesterinaufnahme senken und gleichzeitig Sport treiben. Den betroffenen Nachkommen sollte eine Ernährungs- und Lebensstilberatung zusätzlich angeboten werden, um präventiv Herzerkrankungen vorzubeugen.

Autor:
Stand:
04.11.2021
Quelle:
  1. Cacciatore F. et al (2021): Maternal hypercholesterolaemia during pregnancy affects severity of myocardial infarction in young adults. European Journal of Preventive Cardiology; DOI:10.1093/eurjpc/zwab152
  2. Europäische Gesellschaft für Kardiologie, Pressemeldung vom 19. Oktober 2021
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