
Hintergrund
Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) haben unabhängig von ihrer Symptomatik ein erhöhtes Risiko einen Schlaganfall, Herztod oder andere kardiovaskuläre Komplikationen zu erleiden. Die aktuellen Leitlinien empfehlen daher allen VHF-Patienten eine Antikoagulation und den symptomatischen Patienten eine rhythmuserhaltende Therapie. Die EAST-AFNET 4 Studie konnte zeigen, dass Patienten mit frühem VHF (Diagnose nicht älter als ein Jahr) von einer frühen und umfassenden rhythmuserhaltenden Therapie mit Antiarrhythmika und/oder Katheterablation profitieren, und die Rate an Todesfällen, Schlaganfällen und ein stationärer Krankenhausaufenthalt aufgrund einer sich verschlechternden Herzschwäche oder akutem Koronarsyndrom sank. Circa ein Drittel aller VHF-Patienten sind asymptomatisch. Ob auch diese asymptomatischen VHF-Patienten von einer frühen rhythmuserhaltenden Therapie profitieren ist bislang noch nicht untersucht worden.
Zielsetzung
Die hier vorgestellte Substudie der EAST-AFNET 4 Studie untersucht die Auswirkungen einer rhythmuserhaltenden Therapie bei asymptomatischen Vorhofflimmer-Patienten im Vergleich zu symptomatischen Patienten.
Methodik
Bei der Analyse handelte es sich um eine vordefinierte Auswertung, die im statistischen Analyseplan bereits vorgesehen war. Die VHF-Patienten wurden entsprechend dem EHRA-Score als asymptomatisch (EHRA I) bzw. symptomatisch (EHRA II-IV) bei Studienbeginn klassifiziert. Berücksichtigt wurden Ereignisse die nach der Entlassung aus dem Krankenhaus und innerhalb der nächsten zwei Jahre auftraten.
Der primäre Endpunkt war ein kombinatorischer Endpunkt aus den folgenden Ereignissen: kardiovaskulärer Tod, Schlaganfall, Herzschwäche oder akutem Koronarsyndrom mit stationärem Aufenthalt.
Ergebnisse
Patientencharakteristika
Von den insgesamt 2.633 eingeschlossenen Patienten waren zu Beginn 801 Patienten (30,4%) asymptomatisch. Diese hatten ein mittleres Alter von 71,3 Jahren und 37,5% waren Frauen. 169 dieser Patienten hatten eine Herzinsuffizienz. Die weiteren 1.832 Patienten (69,6%) waren symptomatisch, wovon 1.358 Patienten eine milde bis moderate Symptomatik zeigten (EHRA II). Es zeigte sich, dass asymptomatische Patienten älter und häufiger Männer waren und eine höhere Rate an frühen Schlaganfällen oder transitorischen ischämischen Attacken (TIA) hatten. Weiterhin unterschieden sich die VHF-Muster und die vorangegangenen Therapien zur Rhythmuskontrolle.
Therapie
Von den asymptomatischen VHF-Patienten erhielten 395 Patienten aufgrund der Randomisierung eine frühe Rhythmuskontrolle. Die Therapie zur Rhythmuskontrolle war mit derjenigen von symptomatischen VHF-Patienten vergleichbar, z. B.: Ablation nach 24 Monaten: asymptomatische Patienten 75 von 395 Patienten (19,0%) vs. symptomatische Patienten 176 von 910 Patienten (19,3%; p=0,672). Weiterhin zeigten sich auch keine Unterschiede in der Antikoagulation und in der Behandlung der kardiovaskulären Begleiterkrankungen.
Das Auftreten von Ereignissen des primären Endpunktes
79 der 395 asymptomatischen VHF-Patienten mit früher Rhythmuskontrolle und 97 der 406 der asymptomatischen VHF-Patienten unter Standardtherapie hatten ein Ereignis des primären Endpunktes (Hazard Ratio (HR): 0,76; 95%-Konfidenzintervall (KI): 0,57-1,03). Das Auftreten eines Ereignisses war nahezu identisch mit der Gesamtpopulation und den symptomatischen Patienten (p=0,848).
Fazit
Der Nutzen einer frühen rhythmuserhaltenden Therapie bei asymptomatischen VHF-Patienten zur Vermeidung kardiovaskulärer Komplikationen ist mit dem von symptomatischen VHF-Patienten vergleichbar. Daher sollte überlegt werden ob nicht alle Patienten mit neu diagnostiziertem VHF unabhängig von ihrer Symptomatik eine rhythmuserhaltende Therapie erhalten sollten.