
Hintergrund
Das Risiko für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Ereignissen wie einem Myokardinfarkt ist bei Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK) deutlich erhöht. Verschiedene Biomarker für das Auftreten solcher Ereignisse bei KHK—Patienten sind bereits bekannt. Hierzu gehören kardiales Troponin, Hämoglobin und C-reaktives Protein (CRP).
Serum-Albumin (Alb) ist als Biomarker bisher für das Auftreten einer KHK und Lebererkrankungen bekannt. Die Assoziation von niedrigem Alb und einem erhöhten Risiko für weitere kardiovaskuläre Erkrankungen und Herzinsuffizienz wurde in mehreren Studien bereits nachgewiesen. Die prognostische Bedeutung eines niedrigen Alb-Spiegels bei Patienten mit neu diagnostizierter KHK, die sich einer perkutanen Koronarintervention (percutaneous coronary intervention [PCI]) unterziehen müssen, ist noch nicht ausreichend untersucht.
Zielsetzung
Das Ziel der Studie war es, den Zusammenhang zwischen Alb-Werten und aufgetretenen unerwünschten Ereignissen bei Patienten mit neu diagnostizierter stabiler KHK in einer retrospektiven Kohorte zu untersuchen.
Methodik
In die monozentrische Kohorte wurden Patienten eingeschlossen, bei denen im Zeitraum zwischen Oktober 2014 und Oktober 2017 eine KHK neu diagnostiziert wurde und die sich einer elektiven PCI unterzogen. Bei der stationären Aufnahme wurde der Alb-Spiegel bestimmt. Der primäre Endpunkt war definiert als das Auftreten von schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Ereignissen (major adverse cardiac events [MACE]). Hierzu zählte der nicht tödliche Myokardinfarkt bzw. Schlaganfall und Todesfälle jeglicher Ursache.
Ergebnisse
Patientencharakteristika
Eingeschlossen wurden 204 Patienten mit einem mittleren Alter von 72 Jahren. 69% der Patienten waren männlich. Der mediane Nachbeobachtungszeitraum betrug 742 Tage (Interquartilsabstand: 428-1.122 Tage). In diesem Zeitraum erlitten 28 Patienten (13,7%) ein MACE, darunter waren drei nicht-tödliche Myokardinfarkte und drei nicht-tödliche Schlaganfälle. Diese Patienten waren im Vergleich zu solchen ohne MACE älter.
Die prognostische Bedeutung von Serumalbumin
KHK-Patienten mit einem MACE hatten mit 3,5 g/dL einen geringeren Alb-Spiegel als KHK-Patienten ohne ein MACE mit 4,1 g/dL. Kaplan-Meier Analysen bestätigen dies und zeigten, dass niedrige Alb-Werte (< 4,0 g/dL) mit einer schlechteren Prognose bei KHK-Patienten einhergingen (p<0,001). Multivariante Analysen zeigten weiterhin, dass niedrige Alb-Werte allein eine prognostische Bedeutung für MACE haben (p<0,001) aber auch nach Anpassung des Alters und Geschlechts (Hazard Ratio (HR): 4,128; 95%-Konfidenzintervall (KI): 1,632-10,440; p=0,003) oder nach Anpassung von Alter und dem Entzündungsparameter CRP (HR: 3,373; 95%-KI: 1,289-8,828; p=0,013).
Fazit
Bei neu diagnostizierten KHK-Patienten ist ein Alb-Wert < 4,0 g/dL unabhängig von weiteren Parametern mit dem Auftreten von MACE assoziiert. Alb kann somit zur Risikostratifizierung von KHK-Patienten zum Zeitpunkt der Diagnosestellung nützlich sein. Weitere Studien sind erforderlich, da die Daten auf einer kleinen monozentrischen Kohorte mit fortgeschrittenem Alter beruhen. Weitere limitierende Faktoren waren die Einzelbestimmung des Alb-Wertes anstatt einer seriellen Bestimmung, die geringe Nachbeobachtungszeit sowie die alleinige Bestimmung von MACE mit Hilfe der Krankenakte.