
Hintergrund
Bewegung und Sport werden als fundamentale Bestandteile eines gesunden Lebensstils propagiert. Tatsächlich hat die Zahl von sportlich aktiven Menschen jeden Alters in den letzten Jahren zugenommen. Gleichzeitig wurde auch ein zunehmender Gebrauch leistungssteigernder Substanzen und Medikamente mit potentiell kardiovaskulären Effekten im Sport beobachtet, wie die European Association of Preventive Cardiology (EAPC) in einem kürzlich veröffentlichten Positionspapier zum Thema Doping schreibt. Leistungssteigernde Substanzen werden dabei nicht nur von Profisportlern, sondern auch von Amateuren angewendet. Neben den klassischen pharmakologischen, illegalen Dopingmitteln kommen auch Nahrungsergänzungsmittel (Supplemente) zum Einsatz, für die es keine Regularien gibt [1].
Inhalte des Positionspapiers
Das Positionspapier gibt einen Überblick über die kardiovaskulären Effekte von Doping-Wirkstoffen, verschreibungspflichtigen oder Over-the-counter Medikamenten, legalen leistungsfördernden Supplementen und experimentellen Drogen. Dopingmittel können je nach Dosierung, Dauer der Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Produkten oder Medikamenten und Vorerkrankungen zu plötzlichem Herztod, Arrhythmien, Atherosklerose, Infarkt, Hypertonie, Herzinsuffizienz und Thrombosen führen. Während allgemein anerkannt ist, dass der illegale Einsatz von Medikamenten, wie z. B. Hormonen, Amphetaminen und Beta-2-Agonisten, zur Leistungssteigerung im Sport gesundheitsschädlich sein kann, gelten Nahrungsergänzungsmittel und/oder pflanzliche Produkte als harmlos.
Nutzung von legalen Supplementen
Vor dieser Einschätzung warnt die die EAPC in dem Positionspapier und einer hierzu veröffentlichten Pressemitteilung ausdrücklich, denn einige dieser Nahrungsergänzungsmitteln können ernsthafte Gesundheitsrisiken bergen und Wirkstoffe enthalten, die den Anti-Doping-Regeln widersprechen. Je nach Sportart und Wettbewerbsausrichtung sollen 40 % -100 % der Sportler legale Nahrungsergänzungsmittel zur Leistungssteigerung einnehmen. Zu den Wirkstoffen dieser Produkte zählen Koffein, Kreatin, Energie-Drinks, -Gele oder -Riegel, Rote-Beete-Saft und Proteine [2].
Mangelnde Kenntnisse
Sportler nehmen Nahrungsergänzungsmittel meistens ein, weil sie von Trainern, Sportkameraden, Familienmitgliedern oder Freunden persönlich empfohlen wurden. Das gesicherte Wissen der Nutzer über die Effekte der Supplemente auf die sportliche Leistungsfähigkeit und die allgemeine Gesundheit ist meist gering bis nicht vorhanden. Die Nutzer haben meist auch keine Kenntnisse über die korrekte Anwendung und Dosierung sowie über potenzielle Wechselwirkungen mit anderen Präparaten, der Ernährung oder verschriebenen Medikamenten. Tatsächlich stehen für Nahrungsergänzungsmittel in der Regel keine durch Studien gesicherten Informationen über Wirksamkeit, Sicherheit und Wechselwirkungen zur Verfügung, weil diese Produkte nicht der gleichen Gesetzgebung unterstehen wie Arzneimittel und kaum kontrolliert werden.
Beispiel Koffein
Der Erstautor des Positionspapiers Dr. Paolo Emilio Adami von World Athletics, dem Dachverband aller nationalen Sportverbände für Leichtathletik, beschreibt die Situation anhand von Koffein: „Koffein ist ein Paradebeispiel einer natürlichen Substanz, die als sicher gilt. Während Koffein die Leistungsfähigkeit, insbesondere die aerobe Kapazität bei Ausdauersportlern, verbessert, kann sein Missbrauch zu Tachykardie, Arrhythmien, hohem Blutdruck und plötzlichen Herztod führen.“ Hinter dem Missbrauch von Koffein steckt oft der Glaube, dass „viel viel hilft“. Die Überdosierung hat jedoch zur Folge, dass die Nebenwirkungen der hohen Dosen die Vorteile der Leistungssteigerung bei weitem überwiegen. Tatsächlich ignorieren Sportler häufig nicht nur die Dosierungsempfehlungen für die Supplemente, sie kombinieren auch verschiedene Produkte gleichzeitig und setzen sich so dem Risiko von Überdosierung und Wechselwirkungen aus.
Verbotene Wirkstoffe
Einige Nahrungsergänzungsmittel oder pflanzliche Produkte enthalten verbotene Wirkstoffe, die die Sportler unwissentlich zu sich nehmen können, weil sie aufgrund der mangelhaften Regulierung der Supplemente nicht auf der Packung deklariert sind. Wenn solche Wirkstoffe bei einem Dopingtest nachgewiesen werden, wird Nicht-Wissen nicht als Entschuldigung akzeptiert. Grundsätzlich sind experimentelle Substanzen, über deren Wirkungen noch nichts bekannt ist, als weit gefährlicher einzustufen als bekannte verbotene Dopingmittel, dessen sollten sich Sportler bewusst sein und im eigenen Interesse auf Experimente verzichten.
Fazit
Sportler, gleich welchen Alters und welchen Leistungsniveaus, sollten intensiv über die gesundheitlichen Folgen des Dopings aufgeklärt werden. Dabei sollte betont werden, dass eine Leistungsförderung über legale Supplemente nicht harmlos ist, sondern durchaus gesundheitsschädigend sein kann. Das Positionspapier formuliert hierzu folgende Schlüsselpunkte, die Sportler, die Supplemente nutzen, wissen sollten:
- Natürliche Supplemente sind nicht zwingend gesundheitlich unbedenklich und sicher.
- Es sollten nur Produkte von etablierten Herstellern mit guten Qualitätsstandards stammen.
- Sportler sind persönlich dafür verantwortlich, welche Substanzen sie konsumieren.
- Bei einem positiven Doping-Test wird Nicht-Wissen nicht als Entschuldigung akzeptiert.