
In der Posterausstellung beim 33. Deutschen Krebskongress beleuchtete ein Beitrag [1] die ehrenamtliche Unterstützung von jungen Erwachsenen (AYA – adolescent and young adults) mit einer lebensbedrohlichen Krebserkrankung durch Ehrenamtliche der gleichen Altersgruppe (Peers).
Soziale Belastung ist hoch
Die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken steigt mit dem Alter. Krebserkrankungen bei jungen Erwachsenen stellen etwa 3 % der jährlichen Krebsneuerkrankungen dar [2]. Viele Patienten dieser Altersgruppe müssen erfahren, dass der Freundeskreis oder der Partner mit der Krankheitssituation überfordert sind und sich zurückziehen. Damit wird, neben der lebensbedrohlichen Erkrankung, vor allem die soziale Situation als belastend empfunden.
Ehrenamtliches Betreuungsangebot
Auf der hämatologischen Überwachungsstation des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart wurde ein ehrenamtliches Betreuungsangebot, bezeichnet als Peer Support (PSP), aufgebaut, um AYA in schweren Phasen ihrer Krankheit zu unterstützen. Ehrenamtliche unterstützen hauptamtliche Mitarbeiter in ihrer Tätigkeit. Die Unterstützung durch Menschen derselben Generation kann besonders hilfreich sein.
Ausbildung der Ehrenamtlichen
Die Peers werden von Mitarbeitern der Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin des Krankenhauses ausgebildet. Das Ausbildungsprogramm dauert acht Monate und beinhaltet unter anderem Themen wie Kommunikation, Bewältigungskonzept und Krankheitsbewältigung. Die Peers werden über den zuständigen Psychoonkologen an die AYA vermittelt und werden auch selbst durch diesen, individuell und in Gruppen-Supervisionen, betreut.
Beurteilung des PSP
In einer qualitativen Studie [3] wurden nun die positiven Rückmeldungen der AYA zum ehrenamtlichen Betreuungsangebot evaluiert.
Einschlusskriterien
In die Studie wurden AYA eingeschlossen, die sich mindestens sechs Monate nach der Akutbehandlung befanden, eine hämatologische oder onkologische Diagnose hatten und eine intensivmedizinische oder hämatologische Überwachung über mindestens acht Wochen benötigten.
Methodik
AYA wurden in sechs problemzentrierten Befragungen zu Belastungen und ihrem emotionalen Wohlergehen interviewt. Personen oder Personengruppen, die für die Befragten hilfreich waren, standen im Zentrum des Gesprächs. Der PSP wurde in den Befragungen nicht explizit erwähnt, um die Antworten der Studienteilnehmer nicht zu beeinflussen.
Ergebnisse: Selbstbestimmung und soziale Kontakte werden gefördert
Seit 2016 haben acht Peers 26 AYA am Robert-Bosch-Krankenhaus betreut. Nach Auswertung der Ergebnisse zeigten sich in diversen Themenfeldern die positiven Auswirkungen des PSP.
Beispielsweise wird die Selbstbestimmung der Patienten, welche durch die Erkrankung und Therapie oft verloren geht, gefördert. Die Patienten erfahren Ablenkung und fühlen sich durch den Kontakt mit den Ehrenamtlichen wieder ein Stück weit mit dem Alltag und der Außenwelt verbunden. Der Kontakt zu Freunden ist für AYA oftmals schwierig und der PSP gibt ihnen oft die einzige Möglichkeit „auf Augenhöhe zu kommunizieren“.