Neues Staging für Patienten mit HPV-positiven oropharyngealen Plattenepithelkarzinomen

Die weitaus bessere Prognose für HPV-positive oropharyngeale Plattenpepithelkarzinome machte ein neues spezielles Staging für diese Patientengruppe nötig. Auf dem ESMO Kongress 2018 in München wurde das neue Schema vorgestellt.

HPV

Professor Hisham Mehanna, Institute of Cancer and Genomic Sciences Chair, Head and Neck Surgery Director, Institute of Head and Neck Studies and Education (InHANSE) der Universität Birmingham erörterte in seinem Vortrag [1] die Hintergründe, die Änderungen und die konkreten Folgen des neuen speziellen Stagings für die Gruppe der oropharyngealen Plattenpepithelkarzinomen (Oropharyngeal squamous cell cancer / OPSCC), die vom Human Papilloma Virus (HPV) verursacht wurden.

Rasanter Anstieg der Fälle

Zur Einführung gab Mehanna einen kurzen Einblick in die rasante Epidemiologie der Fälle von HPV-positiven OPSCC: „Die Fälle von OPSCC nehmen seit Jahren weltweit rasch zu. Im vereinten Königreich, beispielsweise, von etwas mehr als 1 Fall pro 100.000 männlichen Einwohner im Jahr 1995 auf etwa 5 Fällen pro 100.000 Einwohnern im Jahr 2015. Die Zahlen bei den weiblichen Patienten liegen zwar insgesamt etwas niedriger, der Trend ist jedoch der gleiche. Die deutliche Zunahme resultiert dabei durch HPV-positive Erkrankungen, die HPV-negative OPSCC nehmen insgesamt eher ab.“

Unterschiedliche Patienten

Im Vergleich zu den Patienten HPV-negativen OSPCC sind HPV-positive Patienten eher jünger (um die 50 Jahre) und haben einen hohen soziökonomischen Status. Die HPV-positive Erkrankung ist mit oralen Sex und einer höheren Zahl von Sexualpartnern verknüpft, wohingegen die HPV-negative Erkrankung häufig mit Rauchen, höherem Alkoholgenuss, höherem Alter und anderen Risikofaktoren assoziiert ist. Insgesamt besteht bei einem HPV-positiven OPSCC eine wesentlich bessere Prognose als bei einer HPV-negativen Erkrankung. Was unter anderem auch an den genannten patientenabhängigen Faktoren liegen kann.

Differenzierung des Stagings

In den vorangegangen Schemata zum TNM-Staging von OPSCC wurde kein Unterschied zwischen HPV-positiven und HPV-negativen Erkrankungen gemacht. Die Erfahrung zeigte jedoch, dass Patienten mit HPV positiven OPSCC selbst mit Stadium 4 Erkrankungen einen deutlich bessere Überlebenszeit aufwiesen als HPV-negative Patienten mit OSPCC in wenig fortgeschrittenen Stadien 1-2 und geschweige denn höheren Stadien. Hinzu kam dass man die Substadien T4a und T4b des herkömmlichen Stagings bei den HPV-positiven Patienten praktisch nie beobachten konnte. Das herkömmliche Staging war also nicht geeignet die HPV-positiven Fälle gut zu beschreiben. Dies war der Grund ein neues Staging zu entwickeln und einzuführen.

Das neue TNM-Staging

In der 8. Ausgabe des Handbuchs des American Joint Committee on cancer wurde das neue Staging System OPSCC Tumoren veröffentlicht [2]. Während das Staging für die HPV-negativen OPSCC nicht verändert wurde, wurde das Staging HPV-positive OPSCC erstmals separat vorgenommen.

Tabelle: Vergleich TNM-Staging HPV-Positive OPSCC und HPV-Negative OPSCC

Stadium

HPV positiv

HPV negativ

I

T0-T2N0-N1

T1N0

II

T0-T2N2 or T3N0-N2

T2N0

III

T4 or N3

T1-3N1 or T3N0

IVA

M1

T1-T3N2a-N2b or T4aN0-N2b

IVB

Either T4b or N2c

IVC

M1


Folgen für klinische Praxis?

Das neue Staging System berücksichtigt nun die wesentlich bessere Prognose für HPV positive OPSCC. Es ist jedoch vorerst vor allem von wissenschaftlicher Relevanz. Auf keinen Fall sollten bewährte Therapieprotokolle in der klinischen Praxis auf der Grundlage des neuen Stagings verändert werden. „Denn schließlich sind diese Therapieprotokolle ja die Ursache für die gute Prognose bei HPV-positiven OPSCCs“, so Mehanna. Veränderungen von Therapieprotokollen im Sinne einer Deeskalation sollten vorerst klinischen Studien vorbehalten bleiben, wenn sich diese bewähren, könnte sie dann auch in den klinischen Alltag Einzug halten.

Autor:
Stand:
22.10.2018
Quelle:

1. Prof. Hisham Mehanna: „New staging system for patients with HPV-positive oropharyngeal squamous cell cancer OPSCC HPV+ Patienten“, Esmo-Kongress, München, 22.10.2018

2. Lydiatt et al. (2017): Head and Neck cancers—major changes in the American Joint Committee on cancer eighth edition cancer staging manual. CA: A cancer journal for Clinicians Volume67, Issue2,Pages 122-137 doi.org/10.3322/caac.21389 https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.3322/caac.21389

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