Plasma DNA als früher Biomarker von nasophyaryngealen Tumoren

Eine Studie mit 20.000 Probanden zeigt: Plasma-DNA kann als effektiver Biomarker für die Früherkennung von nasopharyngealen Karzinomen dienen. Die Methode ist möglicherweise auch auf andere Krebsarten übertragbar.

Diagnose HNO

In Hongkong und Südchina ist das mit dem Epstein-Barr Virus (EBV) assoziierte nasopharyngeale Karzinom (NPC) weit verbreitet. In endemischen Gebieten erkranken etwa 35 von 100.000 Einwohnern jährlich daran. Allein in Hongkong werden jährlich 800 neue Fälle gezählt. Zur Risikogruppe gehören vor allem Männer mittleren Alters (40-60 Jahre).

Das NPC gehört zu den aggressivsten Tumoren des Kopf-Hals-Bereichs und bildet häufig Fernmetastasen in Lymphknoten und Organe. Da das NPC lange asymptomatisch bleibt, wird es ohne Screening bei rund 80% der Patienten erst in bereits weit fortgeschrittenen Stadien (3 und 4) diagnostiziert. Die Prognose für die Therapie für diese Patienten ist naturgemäß schlecht. Eine Behandlung in einem früheren Stadium kann die Prognose für die Patienten verbessern, setzt aber eine effektive Früherkennung voraus.

Praktikable Früherkennung gesucht

Um die Früherkennung des NPC zu verbessern, entwickelten Professor Dennis Lo, Direktor des Li Ka Shing Institut of Health Sciences, Professor der Medizin und Professor für Chemische Pathologie an der Chinesischen Universität von Hongkong und sein Team einen Test auf der Basis der zirkulierenden Plasma DNA des EBV aus den Tumorzellen. Um diesen Test zu evaluieren, wurde er in einer umfangreichen Studie mit mehr als 20.000 Männern der Risikogruppe im Alter von 40-60 Jahren geprüft.

Krebs oder Infektion?

Da der ursprüngliche Test nicht zwischen EBV-DNA aus einer Tumorzelle oder infolge einer Infektion bzw. einer Reaktivierung einer alten Infektion unterscheiden konnte, mussten zwei Blutproben im Abstand von vier Wochen untersucht werden. Erst bei positiver zweiter Probe, wurde der Patient endoskopisch und mit MRT untersucht, um ein NPC zu diagnostizieren.

Guter Vorhersagewert

Von den 20.174 Teilnehmern wurde 1.112 (5,55) bei ersten Probe positiv getestet, bei zweiten Probe waren es nur noch 309 Probanden (1,5%). Bei den zweimal positiven 309 Männern wurden mit der weiterführenden Diagnostik 34 Fälle von NPCs identifiziert. Das ergibt einen positiven Vorhersagewert von 11%. Gleichzeitig konnten auf diese Weise fast 70% der NPC-Erkrankungen in den frühen Stadien 1 und 2 erkannt werden [2].

Früherkennung muss bequemer sein

„Für eine Umsetzung in die Praxis war der Test aufgrund der zweimaligen Blutprobe in vierwöchigem Abstand jedoch nicht praktikabel genug. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Menschen nicht zu einer zweiten Blutprobe gehen, war einfach zu hoch“ erklärte Lo. Also entwickelten er und sein Team einen Test, der bereits in der ersten Blutprobe die EBV-DNA durch eine aktive Virusinfektion oder die Tumorerkrankung erkennen kann.

Auf Länge und Menge kommt es an

Tatsächlich unterscheidet sich die Tumor-EBV-DNA von der EBV-DNA durch eine aktive Infektion durch ihre Länge und ihre Menge. Im Blut von Krebspatienten befanden sich signifikant höhere Konzentrationen an EBV-DNA als bei Probanden mit aktiver oder reaktivierter Infektion. Darüber hinaus konnten die Forscher auch nachweisen, dass die definierten DNA-Abschnitte der Tumor-EBV-DNA signifikant kürzer als die reine Virus-DNA waren. Aufgrund ihrer Ergebnisse konnten die Wissenschaftler Cut-off-Werte definieren und so eine Früherkennung des (EBV) assoziierten NPCs mit nur einer Blutprobe etablieren [3]. Lo sieht in diesem Verfahren großes Potential für die Entwicklung weiterer Früherkennungstests für andere Krebsarten.
 

Autor:
Stand:
22.10.2018
Quelle:

1. Professor Dennis Lo: „Plasma DNA for early cancer screening“, Esmo Kongress, München 22.10.2018 

2. Allen et al. (2017): Analysis of Plasma Epstein–Barr Virus DNA to Screen for Nasopharyngeal Cancer. N Engl J Med 2017; 377:513-522 DOI: 10.1056/NEJMoa1701717

3.  Lam et al. 82018) Sequencing-based counting and size profiling of plasma Epstein–Barr virus DNA enhance population screening of nasopharyngeal carcinoma. Proc Natl Acad Sci 115(22): E5115–E5124. doi:  10.1073/pnas.1804184115

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