DGN 2020: Geglückter Onlinekongress

Das Coronajahr bringt viele Neuigkeiten mit sich. So auch in der Welt der Medizinkongresse. Zum ersten Mal fand der Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN) ausschließlich online statt – und wurde zu einem vollen Erfolg.

Fortbildung

Schon Wochen vor Kongressbeginn gab die DGN bekannt, dass der Neurologiekongress dieses Jahr online stattfinden wird. Wenige Tage vorm 04. November, dem Startdatum des Kongress, musste dann noch einmal weiter abgespeckt werden: Auch einige der Referierenden, die eigentlich in die Studios nach Berlin kommen sollten, mussten aus der Ferne zugeschaltet werden. Zu gefährlich war die aktuelle Pandemiesituation geworden. „Die Sicherheit der Referentinnen und Referenten hat für uns höchste Priorität, zumal es sich bei ihnen um Ärztinnen und Ärzte handelt, die natürlich als besonders systemrelevant einzustufen sind“, erklärte der DGN-Generalsekretär Professor Peter Berlit den Schritt. „Darüber hinaus sehen wir uns als medizinische Fachgesellschaft in der Verantwortung, aktiv dazu beizutragen, das Infektionsgeschehen einzudämmen und ein klares Zeichen der Solidarität und Einsicht in die Notwendigkeit der Maßnahmen zu setzen. Jeder bürger ist gefragt, alle Kontakte auf ein Minimum zu beschränken und in einer solchen Situation möchten wir von der Präsenzteilnahme unserer Expertinnen und Experten absehen […]. Wir Neurologinnen und Neurologen wissen um die Gefahr der Pandemie […] und möchten, auch wenn es für die DGN schmerzlich ist, mit gutem Beispiel vorangehen.“

Großer Themenblock COVID-19

Nicht verwunderlich war das neuartige Coronavirus, Sars-CoV2, auch mit COVID-19 prominent auf dem Kongress vertreten. Eine ganze Session war dem Virus  und seinen neurologischen Auswirkungen sowie der im August erschienen Leitlinie (Gelbe Liste berichtete) gewidmet und in mehreren anderen Sessions kam es als Thema immer wieder auf, denn überall wirbelt es derzeit den Forschungs- und Klinikbetrieb durcheinander.

Reimagine Medicine

Bereits am ersten Tag nahmen mehrere tausend Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus dem Gesundheitswesen teil, als die Präsidentin der DGN, Professorin Christine Klein, mit der  Frauenrechtlerin und Journalistin Alice Schwarzer über unter anderem die Situation von Frauen in der Medizin - und der Neurologie im Besonderen – und über Mütterlichkeit und Väterlichkeit. Im gleichen Zuge wurden die neue Stiftung „Deutsche Hirnstiftung“ nochmal offiziell angekündigt, der Journal Club zu SarsCoV2 erwähnt und die Neuerungen angesprochen, die nach dem Reimagine Medicine Partizipationsprojekt eingeführt wurden. Mit dem Projekt wollte die DGN vor allem die jungen Neurologinnen und Neurologen einbeziehen und die DGN moderner und offener gestalten.

Eine weitere Neuerung ist, dass erstmals ein Preis für innovative Ideen, Projekte und Konzepte in der Pflege verliehen werden wird. Man wolle sich stärker der Pflege öffnen, denn eine neurologische Fachpflege sei ein wichtiger Baustein für den Therapieerfolg, heißt es aus der DGN.

Bunte Mischung aus Beiträgen, Weiterbildungsangeboten, Videoforen und Postersessions

Der Fokus des Kongresses lag aber wie gewohnt auf einer Mischung aus wissenschaftlichen Beiträgen, Weiterbildungen, Hauptsitzungen, Videoforen mit Patientenberichten, Industriesymposien, Postersessions und einem von den Jungen Neurologen gestalteten Nachmittag. Die Themen deckten viele große Kernthemen der Neurologie  ab wie die Demenz, Epilepsien, Bewegungsstörungen, Multiple Sklerose, Schwindel, Kopfschmerzen und vieles mehr. Ausgenommen der Videoforen sind alle Sessions als Webcasts auch im Nachgang noch im Kongressbereich für Teilnehmende verfügbar.

Mehr als 7000 Teilnehmer

So ist der DGN eine gute Mischung gelungen zwischen einem Livekongress und einem OnDemand-Format, das auch denen noch zur Verfügung steht, die klinisch zu eingebunden waren, um teilzunehmen. Die hohen Teilnehmerzahlen – die DGN spricht von mehr als 7000 angemeldeten Teilnehmenden – sind sicherlich auch auf die bessere Vereinbarkeit mit der klinischen Tätigkeit zurückzuführen, denn so konnte jeder aus der Klinik oder von zu Hause teilnehmen. Trotz kleiner technischer Schwierigkeiten – in Düsseldorf hatte ein EDV-Virus zugeschlagen und manch anderer konnte seine Präsentationen nicht selber weiterklicken – blieben die parallelen Streams die ganze Zeit beeindruckend stabil und die Bilder aus den eigens für den Kongress aufgebauten Studios hoch auflösend.

Einen kleinen Einblick in die große Vielfalt der Kongressthemen findet sich hier auf den Seiten der Gelben Liste online.

Autor:
Stand:
11.11.2020
Quelle:

DGN Kongress 2020

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