Fünf Fragen zum Tinnitus

Die Schwere eines Tinnitus kann mittels Fragebögen ermittelt werden, welche die Betroffenen ausfüllen. Etablierte Fragebögen enthalten meist zahlreiche Fragen. Forscher entwickelten nun einen Fragebogen mit fünf Fragen und verglichen diesen mit etablierten Fragebögen.

Fragen Tinnitus

Hintergrund

Unter einem Tinnitus versteht man die subjektive Wahrnehmung von Geräuschen in Abwesenheit eines externen akustischen Stimulus. Etwa ein Drittel der Bevölkerung ist während ihres Lebens davon betroffen und rund 20% der Patienten erfahren durch den Tinnitus eine schwere Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität. Ein Tinnitus kann dann auch mit Schlafstörungen, Depressionen, einer verminderten Produktivität, sozialem Rückzug bis hin zur Isolation und dem Verlust des Gehörs einhergehen.

Werden Patienten erstmals mit Tinnitus-Symptomen vorstellig, gilt es die entsprechende Diagnostik durchzuführen, um die verschiedenen zugrunde liegenden Ätiologien abzuklären. Aufgrund des mehr oder minder starken Einflusses auf die Lebensqualität der Betroffenen sowie zur Beurteilung des Therapieerfolges, sollte die Schwere des Tinnitus und damit der Einfluss auf die Lebensqualität mit evaluiert werden. Hierzu gibt es verschiedene standardisierte und validierte Fragebögen, etwa den Tinnitus Handicap Questionnaire (THQ), den Tinnitus Handicap Inventory (THI) und den Tinnitus Functional Index (TFI). Von diesen drei genannten Fragebögen ist allerdings nur der TFI zur initialen Beurteilung und zum Monitoring des klinischen Verlaufs geeignet. Die drei genannten Fragebögen eignen sich gut zum Einsatz im Rahmen klinische Studien. Allerdings ist die Durchführung zeitintensiv und daher weniger gut für den klinischen Alltag geeignet. Generell scheinen kürzere Fragebögen mit einer besseren Compliance verbunden. Außerdem können THQ und THI nicht zur Beurteilung des klinischen Verlaufs genutzt werden.

Zielsetzung

Ein Team um James Connell von der University of Adelaide, Australien, untersuchte die Validität von FiveQ, einem neuen Fragebogen, welcher mit fünf Fragen die Schwere des Tinnitus bestimmen soll [1]. Es erfolgte ein Vergleich mit den bereits etablierten Fragebögen THQ und THI.

Methodik

Die Studie war als Querschnittsstudie angelegt mit prospektiver Rekrutierung. Die Teilnehmer waren über 18 Jahre alt und hatten einen subjektiven Tinnitus. Insgesamt schlossen 117 Teilnehmer den neuen FiveQ-Fragebogen sowie die beiden Fragebögen zum Vergleich, THQ (27 Fragen) und THI (25 Fragen), ab.
Folgende Fragen sind in FiveQ enthalten:

  1. In der letzten Woche hat mich mein Tinnitus am Schlafen gehindert.
  2. In der letzten Woche hat mein Tinnitus meine Konzentration beeinträchtigt.
  3. In der letzten Woche hat mein Tinnitus meine Fähigkeit zu entspannen beeinträchtigt.
  4. In der letzten Woche hat mein Tinnitus mich bei alltäglichen Aktivitäten beeinträchtigt.
  5. In der letzten Woche hat sich mein Tinnitus auf mein Hörvermögen ausgewirkt.

Die fünf Fragen zielen auf die Hauptsymptome bzw. -beeinträchtigungen eines Tinnitus ab. Die Patienten vergeben für jede Frage 1-10 Punkte, wobei 1 Punkt keine Beeinträchtigung bedeutet und 10 Punkte eine deutliche oder intensive Beeinträchtigung. Im Anschluss werden die fünf Werte addiert und mit 2 multipliziert, dies ergibt den Score-Wert in Prozent. Die Ergebnisse der drei Fragebögen wurden jeweils vergleichend analysiert.

Ergebnisse

In der Auswertung zeigte der FiveQ-Fragebogen eine hohe positive Korrelation mit den beiden etablierten Fragebögen THI (r = 0,773; p < 0,001) und THQ (r = 0,808; p < 0,001). Die Werte zu Studienbeginn lagen im Durchschnitt bei 44,8 (THI), 43,4 (THQ) und 44,41 (FiveQ). 54 Teilnehmer beantworteten nach 6 Wochen erneut alle Fragebögen, nachdem sie in der Zwischenzeit eine geräuschbasierte Intervention erhalten hatten. Nun zeigten sich die Durchschnittswerte wie folgt: 39,2 (THI), 41,1 (THQ) und 31,5 (FiveQ).

Die interne Konsistenz, also die Korrelation zwischen den Antworten war mit einem Wert von 0,86 bei der verwendeten Maßzahl Cronbach’s alpha akzeptabel. Die Maßzahl kann Werte zwischen -1 und 1 annehmen, je höher der Zahlenwert, desto besser.

Fazit

In dieser Studie zeigte der Fragebogen FiveQ zur Evaluierung der Schwere eines Tinnitus eine hohe positive Korrelation mit bereits etablierten Fragebögen (THI, THQ). FiveQ erlaube Ärzten eine effiziente Einschätzung der Tinnitus-Schwere, eine gezielte Behandlung der dominierenden Symptome und die Messung des Therapieansprechens, so die Autoren.

Quelle:

Connell et al. (2022): FiveQ: A new easy-to-use validated clinical instrument for tinnitus severity. Clinical Otolarnygology, DOI: https://doi.org/10.1111/coa.13973

 

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