Haustiere halten ihre Besitzer kognitiv fit

Hunde und Katzen können bei ihren Besitzern den Blutdruck senken und Stress abmildern. Aber können die Tiere auch dem kognitiven Abbau im Alter entgegenwirken? Eine Pilotstudie kommt zu dem Ergebnis, dass insbesondere eine langjährige Tierhaltung mental fit hält.

Aelteres Paar Haustier

Hintergrund

Die weltweite Prävalenz von Demenz soll auf mehr als 152 Millionen Betroffene im Jahr 2050 ansteigen und sich damit gegenüber 2021 annähernd verdreifachen, schätzen Forscher des Instituts für Health Metrics und Evaluation der Universität von Washington. Hauptgrund für den Anstieg der Erkrankungen an Demenz ist die demografische Entwicklung weltweit. Nicht nur in den Industrienationen auch in den Schwellenländern beobachtet man eine zunehmende Alterung der Gesellschaft. Gleichzeitig nehmen auch die Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung wie Adipositas, Diabetes und sitzender Lebensstil bei jungen Menschen zu. Der Anstieg von Demenzerkrankungen stellt die Gesundheitssysteme vor große Herausforderungen. Daher wird weltweit nach Möglichkeiten der Demenzprävention gesucht [1].

Demenzprävention durch Hund und Katze?

Eine neue Studie zeigt nun, dass Hunde und Katzen einen Beitrag zum Erhalt der kognitiven Fitness bei ihren Besitzern leisten können. „Vorangegangene Studien haben ergeben, dass Mensch-Tier-Beziehungen gesundheitliche Vorteile haben können, wie beispielsweise eine Senkung des Blutdrucks oder eine Linderung von Stress“, erklärte Studienleiterin Dr. Tiffany Braley vom Michigan Medical Center in Ann Arbor in einer Pressemitteilung und fuhr fort: „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass der Besitz von Haustieren möglicherweise vor einem kognitiven Abbau schützt.“ Diese Ergebnisse werden auf dem 74igsten jährlichen Meeting American Academy of Neurology (AAN) präsentiert und wurden nun vorab als Kongress Abstract veröffentlicht [2,3].

Zielsetzung

Die Forscher untersuchten, ob die Haltung von Haustieren langfristige Auswirkungen auf die kognitive Leistungsfähigkeit der Tierhalter hat.

Methoden

Die Forscher nutzten die Daten einer nationalen repräsentativen US-Studie (Health and Retirement Study [HRS]) mit US-Amerikaner im Alter ≥ 50 Jahren. In der Studie wurde die Haltung von Haustieren ab 2012 erfragt. Validierte Tests zu verschiedenen kognitiven Funktionen wurden in den Jahren 2010-2016 durchgeführt. Die Testergebnisse wurden in einem Gesamtscore (Composite Score) zusammengefasst. Insgesamt konnte bei dem Testprogramm eine Höchstpunktzahl von 27 Punkten erreicht werden. Teilnehmer, die nach der HRS Bewertung der Baseline Untersuchungen kognitive Einschränkungen aufwiesen, wurden von der aktuellen Mehrebenanalyse ausgeschlossen.

Ergebnisse

Von den 1.369 eingeschlossenen Teilnehmern der HRS besaßen 53 % Haustiere. Bei den Baseline-Untersuchungen litten weniger Haustierbesitzer (44 %) unter Hypertonie als Teilnehmer ohne Tier (49 %). Dafür kamen Depressionen bei den Haustierbesitzern häufiger vor 24 % vs. 14 %. Der soziökonomische Status der Haustierbesitzer war höher als der Nicht-Tierhalter. Im Verlauf von 6 Jahren nahm der kognitive Gesamtscore der Nicht-Tierhalter im Durchschnitt um 0,21 Punkte gegenüber den Tierbesitzern ab (beta=0,21; p=0,08). Dieser Zusammenhang war bei Besitzern, die >5 Jahre Tiere hielten, ausgeprägter: Sie erzielten 1,2 Punkte mehr als die Nicht-Tierbesitzer (beta=1,2, p=0,03).

Fazit

Die Autoren schließen aus ihren Ergebnissen, dass eine langjährige Tierhaltung den kognitiven Abbau bei älteren Menschen abmildern kann. Die Befunde aus der Studie stellen nach Ansicht der Autoren einen wichtigen Schritt zum besseren Verständnis dar, wie nachhaltige Mensch-Tier-Beziehung zur kognitiven Gesundheit beitragen können. Braley räumt jedoch ein, dass mehr Studien gebraucht werden, um diese Ergebnisse zu bestätigen und die Ursachen für die positiven Effekte auf die kognitive Leistungsfähigkeit zu untersuchen.

Autor:
Stand:
21.03.2022
Quelle:
  1. Alzheimer’s Association International Conference (2021): Global Dementia Cases Forecasted to Triple by 2050 — New analysis shows a decrease in prevalence due to education countered by increase due to heart health risk factors. Press release.
  2. American Academy of Neurology (2022): Do Pets have a positive Effect on your brain health. Press release.
  3. Shieu, Applebaum, Dunietz (2022): Companion Animals and Cognitive Health; A Population-Based Study. AAN 74th Annual Meeting Abstract.
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