
Hintergrund
Das Risiko für Postakut-Symptome nach einer Covid-19-Erkrankung kann noch nicht ausreichend beurteilt werden. Dank einer landesweiten dänischen Fragebogenstudie ergeben sich neue Erkenntnisse. Eine Arbeitsgruppe um Lampros Spiliopoulos von der Abteilung für epidemiologische Forschung am Statens Serum Institut in Kopenhagen ermittelte ein signifikant höheres Risiko für Long-Covid bei einer Infektion während der Delta-Welle als nach einer Infektion mit der Omikron-Variante von SARS-CoV-2. Zudem schützt eine dritte Corona-Impfung während der Omikron-Welle vor Symptomen, die über die akute Krankheitsphase hinaus gehen. Die Ergebnisse der Kohortenstudie sind auf dem Preprint-Server „MedRxiv“ erschienen.
Zielsetzung
Die Forschenden untersuchten das Risiko für Long-Covid-Symptome vier Monate nach der Infektion mit SARS-CoV-2 während der Omikron- und Delta-Welle.
Methodik
Die Ergebnisse der Analyse stammen aus einer landesweiten dänischen Fragebogenstudie. In dieser wurden 44.004 Personen ab 15 Jahren um Selbstauskunft gebeten. Die Teilnehmer hatten entweder ein positives SARS-CoV-2-RT-PCR-Testergebnis aus dem Zeitraum der Delta-Dominanz (Juli bis November 2021) oder ein positives oder negatives RT-PCR-Testergebnis aus dem Zeitraum der Omikron-Welle (Dezember 2021 bis Januar 2022).
Die Kohortenstudie umfasste Fragen zu postakuten körperlichen Beschwerden, erhöhter Müdigkeit, kognitiven und psychischen Symptomen sowie neu auftretenden allgemeinen Gesundheitsproblemen vier Monate nach dem Test.
Risikounterschiede (RDs) wurden geschätzt, indem Fälle mit Kontrollen während der Omikron-Welle, Fälle während der Delta- und Omikron-Welle und geimpfte Fälle während der Omikron-Welle verglichen wurden.
Die Ergebnisse wurden nach Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index (BMI), selbstberichteten chronischen Krankheiten, dem Charlson-Komorbiditätsindex (Abschätzung von Morbidität und Mortalität), dem Impfstatus und einem Beruf im Gesundheitswesen differenziert.
Ergebnisse
Personen, die sich während der Omikron-Welle infiziert hatten, wiesen im Vergleich zu den Kontrollen vier Monate nach der Infektion ein höheres Risiko für 18 von 26 vordefinierten Postakut-Symptomen und fünf von fünf neu auftretenden allgemeinen Gesundheitsproblemen auf. Während der Omikron-Welle Infizierte zeigten im Vergleich zu Delta-Fällen ein geringeres Risiko für acht der zuvor identifizierten 18 Postakut-Symptome und für alle fünf neu aufgetretenen allgemeinen Gesundheitsprobleme.
Die auffälligsten RDs, die beim Vergleich von Omikron-Fällen mit Kontrollen geschätzt wurden, waren:
- Gedächtnisprobleme (RD 5,4%)
- Unwohlsein nach Belastung (RD 5,3%)
- Müdigkeit/Erschöpfung (RD 5,2%)
- Fatigue (RD 5%)
- Dyspnoe (RD 4,8%)
Im Vergleich zu Fällen aus der Delta-Periode fiel bei den mit Omikron infizierten Probanden ein geringeres Risiko eines postakut veränderten/reduzierten Geruchssinns (RD -15,1%; 95%-KI: -17,0 bis -12,9) und Geschmackssinns (RD -11,6%; 95%-KI: -13,6 bis -9,7) auf.
Fälle, die vor der Omikron-Infektion drei Impfdosen erhielten, hatten ein geringeres Risiko für 13 der 26 postakuten Symptome und für drei der fünf neu auftretenden allgemeinen Gesundheitsprobleme im Vergleich zu denen, die mit nur zwei Dosen geimpft wurden.
Fazit
Trotz geringerem Risiko klagte eine beträchtliche Anzahl von Personen, die sich während der Omikron-Welle infiziert hatten, vier Monate nach dem Test über postakute Symptome und neu aufgetretene Gesundheitsprobleme – obschon diese im Vergleich zu Delta-Fällen milder ausfielen.
Darüber hinaus scheint eine dritte Impfdosis während der Omikron-Welle besser vor postakuten Symptomen und neu auftretenden Gesundheitsproblemen zu schützen als nur zwei Dosen eines Covid-19-Impfstoffs.