Schlaganfall: Mobile Stroke Units in Akutversorgung

In Berlin sind seit 2017 drei mobile Stroke Units im Einsatz. In den speziell ausgestatteten Rettungswagen kann Schlaganfallpatienten noch schneller die benötigte Therapie zukommen als in den stationären Zentren. Zahlen zum Therapieerfolg sind vielversprechend.

Rettungswagen

Time is Brain – jede Minute zählt in der Versorgung von Schlaganfällen. Im internationalen Vergleich ist die Akutversorgung von Schlaganfallpatienten in Deutschland schon sehr gut. Potential zur weiteren Optimierung gibt es dennoch. Mobile Stroke Units könnten die Akutversorgung von Schlaganfallpatienten weiter verbessern.

Mobile Stroke Units verbessern Outcome

Professor Dr. med. Heinrich Audebert, Experte der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG), stellte kürzlich Daten zum Outcome nach Schlaganfall bei Akutversorgung in einer Mobilen Stroke Unit auf der International Stroke Conference (ISC) vor, die Ende Februar 2020 in Los Angeles stattfand [1].

Ausstattung der Mobilen Stroke Units

Bei den Mobilen Stroke Units, auch als Stroke-Einsatz-Mobile (STEMO) bezeichnet, handelt es sich um speziell ausgestattete Rettungswagen mit einem Computertomographen, einem kleinen Labor und einem Neurologen, der auch als Notarzt ausgebildet ist. Die STEMO  sind somit sowohl personell als auch technisch bestens zur akuten Diagnostik und Therapie von Schlaganfallpatienten gerüstet.

Daten aus Einsatz in Berlin

Ein Forscherteam um Professor Audebert, stellvertretender Klinikdirektor der Neurologie an der Charité Universitätsmedizin Berlin, untersuchte die Versorgung von Schlaganfallpatienten in Mobilen Stroke Units. In Berlin sind mittlerweile drei Mobile Stroke Units im Einsatz.

Ergebnisse

Die Forscher werteten Daten aus, die zwischen Februar 2017 und Mai 2019 erhoben wurden. Insgesamt waren 749 Patienten in einer Mobilen Stroke Unit therapiert worden. Bei diesen Patienten war die Wahrscheinlichkeit für Tod oder Behinderung nach dem Schlaganfall um 26% geringer als bei der Vergleichsgruppe mit 794 Patienten, bei denen die Therapie erst im Krankenhaus begonnen wurde. Weiterhin konnten 60% der Patienten in den Mobilen Stroke Units bereits eine prähospitale Thrombolyse mit Alteplase erhalten (48% der Patienten der Kontrollgruppe stationär). Die Zeit bis zur ersten Therapie war in den Mobilen Stroke Units um 20 Minuten kürzer als bei der konventionellen Therapie.

„Wir hatten erwartet, dass Schlaganfallerkrankte bessere Überlebens- und Genesungschancen haben, wenn ihnen schon auf dem Weg ins Krankenhaus geholfen werden kann, waren vom Ausmaß des Effektes dann aber doch beeindruckt“, betont Professor Audebert [1].

DSG empfiehlt vermehrten Einsatz

In Anbetracht der überzeugenden Ergebnisse empfiehlt die DSG den vermehrten Einsatz der Mobilen Stroke Units.

„Die spezialisierten Rettungswagen sollten zukünftig vermehrt verwendet werden, da die Studie ihren hohen Nutzen in der Schlaganfallakutversorgung klar herausgestellt hat“, betont Professor Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der DSG.

Unterstützung in ländlichen Gebieten

Gerade in ländlichen Gebieten könnte der Einsatz der Mobilen Stroke Units zu deutlich besseren Behandlungszeiten führen. Hier gibt es auch weitere Bestrebungen, z.B. mit Hilfe der Telemedizin, die Versorgung zu verbessern.

„Wir empfehlen den Einsatz vor allem auch in Speckgürtelregionen oder ländlichen Gebieten zu evaluieren, da hier Stroke Units oft weit entfernt sind und bei der Schlaganfallbehandlung immer jede Minute zählt“, resümiert Professor Dr. med. Helmuth Steinmetz, 1. Vorsitzender der DSG.

Quelle:
  1. Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG), Pressemeldung, 04.03.2020
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