
Hintergrund
Bei vielen verschiedenen Krebsarten führt eine begleitende Adipositas bei Diagnosestellung zu einem verkürzten krankheitsfreien Überleben und/oder Gesamtüberleben. Verschiedene Metaanalysen haben dies auch für Brustkrebs gezeigt, konzentrierten sich dabei aber nicht auf spezifische Subtypen bzw. unterteilten den Brustkrebs nur nach ihrem Hormonrezeptor-Status oder die Patientenanzahl für eine definitive Aussage war zu gering.
Zusätzlich spielt auch der Studientyp eine wichtige Rolle, da die sich die Patientenselektion zwischen Beobachtungs- bzw. Interventionsstudien unterscheidet. So werden bei gleichem BMI zumeist metabolisch gesündere Krebspatienten in interventionelle Studien eingeschlossen, die kardiotoxische Behandlungen beinhalten können.
Zielsetzung
Angesichts der Einschränkungen früherer Metaanalysen und immer neu publizierten Studien die den Zusammenhang zwischen Adipositas und dem Outcome bei Brustkrebs untersuchen, fokussiert sich diese literaturbasierte Metaanalyse auf den Zusammenhang zwischen Übergewicht und dem Outcome von nicht-metastastiertem Brustkrebs bei definierten Subtypen, wie HR+HER2-, HER2+ und dreifach negativ.
Methodik
In der Metaanalyse wurden Studien bis zum 1. Januar 2019 berücksichtigt, die Hazard Ratios (HR) des Gesamtüberleben und/oder des krankheitsfreien Überlebens für Adipositas in Subtypen von Brustkrebs publizierten. Für die Suche wurden die Datenbanken MEDLINE, EMBASE und COCHRANE verwendet. Gepoolte HR wurden berechnet und mit generischen Modellen für inverse Varianzen und zufällige Effekte gewichtet. Adipositas wurde definiert als ein Body Mass Index (BMI) von ≥ 30 kg/m2.
Ergebnisse
In der Metaanalyse wurden 27 Studien, davon 21 Beobachtungsstudien und sechs interventionelle Studien, berücksichtigt.
Das Outcome bei adipösen Frauen mit Brustkrebs
Adipöse Frauen hatten im Vergleich zu nicht-adipösen über alle Subtypen hinweg ein vermindertes krankheitsfreies Überleben. Die Hazard Ratios waren wie folgt für die einzelnen Subtypen:
- HR+HER2- Brustkrebs: HR: 1,26; 95%-Konfidenzintervall (KI): 1,13-1,41; p<0,001
- HER2+ Brustkrebs: HR: 1,16; 95%-KI: 1,06-1,26; p<0,001
- dreifach negativer Brustkrebs: HR: 1,17; 95%-KI: 1,06-1,29; p=0,001.
Weiterhin hatten die adipösen Frauen mit nicht-metastasiertem Brustkrebs ein verringertes Gesamtüberleben in den einzelnen Subtypen:
- HR+HER2- Brustkrebs: HR: 1,39; 95%-Konfidenzintervall (KI): 1,20-1,62; p<0,001
- HER2+ Brustkrebs: HR: 1,18; 95%-KI: 1,05-1,33; p=0,006
- dreifach negativer Brustkrebs: HR: 1,32; 95%-KI: 1,13-1,53; p=0,001
Das Outcome bei übergewichtigen Frauen mit Brustkrebs
Im Gegensatz zu Adipositas zeigte sich bei übergewichtigen Frauen mit nicht-metastastiertem Brustkrebs im Vergleich zu normalgewichtigen Frauen kein verschlechtertes Outcome. So war für die Subtypen das krankheitsfreie Überleben nicht signifikant verschieden.
- HR+HER2- Brustkrebs: keine Analyse aufgrund nicht ausreichend vorliegender Studiendaten möglich
- HER2+ Brustkrebs: HR: 1,02; 95%-KI: 0,81-1,28; p=0,85
- dreifach negativer Brustkrebs: HR: 1,04; 95%-KI: 0,93-1,18; p=0,49
Beim Gesamtüberleben hingegen zeigte sich nur für den Subtyp HR+HER2- eine signifikante Verschlechterung (HR: 1,14; 95%-KI: 1,07-1,22; p<0,001) jedoch nicht für die beiden weitern Subtypen HER2- (HR: 0,96; 95%-KI: 0,76-1,21; p=0,99) und dreifach negativer Brustkrebs (HR: 1,08; 95%-KI: 0,81-1,44; p=0,17
Fazit
Zusammenfassend zeigt die Metaanalyse, dass Adipositas (BMI ≥ 30 kg/m2) im Gegensatz zu Übergewicht (BMI: 25-29 kg/m2) sowohl das krankheitsfreie Überleben als auch das Gesamtüberleben bei nicht-metastasiertem Brustkrebs signifikant verringert. Lediglich übergewichtige Frauen mit einem HR+HER2- Brustkrebs haben ein schlechteres Gesamtüberleben, bei den beiden anderen Subtypen HER2+ und dreifach negativ zeigten sich, keine Unterschiede. Es lagen allerdings auch nur wenige bzw. nicht ausreichende Daten hierzu vor.
Adipositas-bedingte Effekt auf den Insulin- und/oder Östrogenstoffwechsel könnten für das verminderte krankheitsfreie bzw. Gesamtüberleben verantwortlich sein. Weiterhin führt eine Adipositas zu einem erhöhten Diabetes mellitus Typ II Risiko, kardiovaskulären Erkrankungen und weiteren Komorbiditäten. Ein ursächlicher Effekt dieser auf die vorliegenden Ergebnisse können ebenfalls nicht ausgeschlossen werden.