
In die retrospektive Kohortenstudie schlossen Dr. L. Zhang von der onkologischen Abteilung des Tongji-Hospitals der Huazhong Universität in Wuhan und Kollegen alle Patienten mit einer soliden Tumorerkrankung ein, die eine bestätigte COVID-19-Erkrankung hatten. Die Basis waren Patientendaten aus dem Zeitraum vom 12. Januar bis 26. Februar 2020 aus drei Kliniken, die COVID-19-Patienten behandelten und zur Huazhong Universität in Wuhan gehören.
Mittels univariater und multivariater Analysen identifizierten die Autoren Risikofaktoren, die mit schweren Ereignissen im Verlauf der COVID-19-Erkrankung von Krebspatienten assoziiert waren. Darunter verstanden sie jede Situation, die zu einer Aufnahme auf die Intensivstation führte, die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung und Tod.
Charakteristika der Krebspatienten
Von 1.276 Patienten, die wegen eines Verdachts auf eine SARS-CoV2-Infektion in den Kliniken in Quarantäne waren oder wegen einer COVID-Erkrankung behandelt wurden, waren 28 (2,2%) krebskrank. 17 dieser Patienten (60,7%) waren männlich, das mediane Alter lag bei 65,0 Jahren. 11 Patienten (39,2%) wiesen mindestens eine chronische Komorbidität auf. Am häufigsten waren Diabetes und chronische kardiovaskuläre Erkrankungen. 20 Patienten (71,4%) hatten sich ambulant mit SARS-VCoV-2 infiziert, 8 (28,6%) im Krankenhaus.
Relativ viele Lungenkrebspatienten mit COVID-19
Am häufigsten waren Krebserkrankungen der Lunge (n=7, 25,0%) gefolgt von Karzinomen der Speiseröhre (n=4, 14,3%) und der Brust (n=3, 10,7%). 10 Patienten (35,7%) hatten eine weit fortgeschrittene oder metastasierte Tumorerkrankung. Alle Patienten waren wegen ihres Karzinoms bereits behandelt worden, 7 in den letzten 14 Tagen.
Befunde bei an COVID-19 erkrankten Krebspatienten
Die häufigsten Symptome der COVID-19-Erkrankung bei den Krebspatienten waren
- Fieber (82,1%)
- trockenen Husten (81%)
- Fatigue (64,3%)
- Dyspnoe (50,0%)
- Tachypnoe (14,3%).
Das Labor zeigte bei vielen Patienten eine Lymphopenie (82,1%), hohe Spiegel des hochsensitiv gemessenen C-reaktiven Proteins (82,1%), Anämie (75,0%) und Hypoproteinämia (89,3%). In der thorakalen Computertomographie fanden sich bei 21 Patienten (75%) ein Milchglasbefund und bei 13 Patienten (46,3%) fleckenhafte Verdichtungen.
15 Patienten erlitten ein schweres Ereignis. 10 Patienten mussten mechanisch beatmet werden, 8 Patienten (28,6%) verstarben. Als supportive Therapie erhielten 82,1% der Patienten Antibiotika, 71,4% antiviral wirksame Medikamente, 53,6% systemische Steroide und 35,7% Immunglobuline.
Unter oder kurz nach Krebstherapie größtes Risiko
Wenn die letzte Krebstherapie in den letzten 14 Tagen stattgefunden hatte, war das Risiko für ein schweres Ereignis nach der multivariaten Analyse vier Mal so groß wie bei länger zurückliegender Behandlung (Hazard Ratio [HR] 4,079; 95% Konfidenzintervall [KI] 1,086–15,322; p=0,037). Außerdem waren fleckenhafte Verdichtungen im CT bei stationärer Aufnahme mit einem hohen Risiko für solch schwere Ereignisse verbunden (HR=5,438; 95% KI 1,498–19,748; p=0,010).
Empfehlungen bei COVID-19-Erkrankung von Krebspatienten
Krebspatienten sind in besonderem Maße von einem ungünstigen Verlauf einer COVID-19-Erkrankung bedroht. Deshalb sollte bei allen Patienten, die eine Krebstherapie erhalten, konsequent ein Test auf eine SARS-CoV2-Infektion durchgeführt werden, empfehlen die Autoren. Wird eine Infektion nachgewiesen, sollten immunsuppressive Therapien vermieden oder zumindest niedrig dosiert werden.